Essen. . Die Brücke zwischen Kupferdreh und Heisingen wächst: Auf der Baustelle fertigen Arbeiter als nächstes die Spannseile. Stadt: Alles im Zeitplan.
Die 324 Tonnen schwere Stahlkonstruktion der neuen Kampmannbrücke von Heisingen nach Kupferdreh steht. Noch vier Wochen sollen die letzten Schweißarbeiten dauern, um die bislang gehefteten Einzelteile endgültig miteinander zu verbinden. „Dann beginnen wir mit der Herstellung der Spannseile“, erklärt Bauleiter Andreas Behnke (42). Am Montag, 4. Juni, soll das Material dafür auf der Baustelle angeliefert werden.
Das Brückenbau-Team ist seit Januar von montags bis samstags im
Einsatz, neben dem Bauleiter sind es vier Schweißer und ein Schlosser. „Die Arbeiten laufen geradeaus wie eine Schnur“, sagt Andreas Behnke zufrieden zum Zeitplan. Der gelernte Metallbaumeister, der aus Magdeburg kommt, überwacht als Bauleiter für die Firma SEH Engineering die Arbeiten und führt Schweißaufsicht. Nachdem die Stahlträger angebracht wurden, kamen zuletzt die beiden imposanten Mittelträger der Schrägseilbrücke hinzu. Mit Hilfe von Kränen wurden die 20 Meter langen Pylonen montiert. „Ein Träger wiegt 30 Tonnen und ist damit das schwerste Element der Konstruktion“, sagt der Bauleiter.
Deutsche und polnische Flaggen wehen oben
Hoch oben an den Pylonen wehen eine deutsche und eine polnische Fahne, denn die Arbeiter stammen aus Polen. Die Flaggen anzubringen, das hätten sie von Anfang an so geplant, sagt Andreas Behnke. „Nach der Riesentragödie hier hängt aber an der polnischen Fahne ein schwarzes Band“, sagt er immer noch tief betroffen, weil ein Arbeiter (42) Anfang Mai ums Leben gekommen ist. Er war offenbar ins Wasser gestürzt und wurde nach tagelanger Suche unweit der Brücke tot aus dem See geborgen.
Auf der Baustelle war das ein großer Schock. „Ich habe mich um einen Seelsorger bemüht“, sagt der Bauleiter, der die Arbeiter seit langem von anderen Baustellen kennt und auch jetzt mit ihnen in einem Hotel wohnt. Die Männer fanden schließlich Ansprechpartner in einer polnischen Gemeinde, noch am Sonntag, 3. Juni, gab es eine Gedenkfeier. Andreas Behnke selbst fuhr nach Polen zur Beerdigung, wo der Arbeiter Frau und Kinder hinterlässt. Auf der Ruhrhalbinsel ruhte die Baustelle zwei Tage lang nach dem Unglück, bevor das Team langsam zum Arbeitsalltag zurückfinden musste.
Rote Elemente werden abgebaut
Für den Bauleiter ist die Kampmannbrücke aktuell die Hauptbaustelle. Im Vergleich mit anderen Projekten ist sie zwar nicht besonders groß, doch er ist überzeugt: „Es wird ein Hingucker.“ An die roten Elemente, die von weitem leuchten, sollte sich allerdings niemand gewöhnen. „Das ist die Hilfskonstruktion, die später komplett abgebaut wird. Die Brücke wird grau“, sagt der Bauleiter, in dessen Container auf Heisinger Seite zahlreiche Pläne der Schrägseilbrücke hängen.
Die Spannseile dafür stehen als nächster Arbeitsschritt für das Team an.
22 Stück werden sie insgesamt herstellen, das längste wird knapp 60 Meter messen. „Ein Seil besteht aus 46 parallel verlaufenden Litzen, die wir mit einem Kunststoffrohr ummanteln und mit Wachs befüllen“, erläutert der Metallbaumeister. Später trägt dann jede einzelne Litze die gleiche Belastung.
Bei vielen der Einbauarbeiten käme es vor allem auf Genauigkeit an, nennt der Bauleiter eine Herausforderung: „Die Toleranz bei den Abweichungen liegt mitunter bei weniger als 0,2 Millimetern.“ Werden die inneren Seile dann gespannt sein, folgt der erste Abschnitt Beton; wahrscheinlich im August oder September soll es so weit sein. Die Asphaltdecke kommt dann voraussichtlich 2019. Die gesamte Brücke soll laut Stadt wie geplant im dritten Quartal fertig sein. „Bis auf den Namen“, sagt Andreas Behnke, „wird diese allerdings mit ihrem Vorgänger nichts gemeinsam haben“.