Essen. . Ein Herner Unternehmer hat 1,5 Millionen Euro in die Sanierung von Problemhäusern gesteckt. Die Stadt sieht sich in ihrer Null-Toleranz-Strategie bestätigt.
Die einst heruntergekommene Häuserzeile an der Gladbecker Straße galt lange als Inbegriff einer Schrottimmobilie: verwohnt und trostlos, obendrein eine Belastung fürs gesamte Quartier in Altenessen-Süd. Wer die Gruselbilder in schlechter Erinnerung hat, darf sich jetzt verwundert die Augen reiben. Die Fassaden erstrahlen in cremigem Weiß, die Wohnungen sind aufwändig modernisiert. „Von den fast 45 Wohnungen sind schon 85 Prozent vermietet“, sagt der Herner Immobilienkaufmann Süleyman Arslan, der nach eigenen Angaben gut 1,5 Millionen Euro in dieses Objekt gesteckt hat.
Ein Blick zurück ins Jahr 2014: Die Stadt Essen, abgeschreckt von den Exzessen im Skandal-Hochhaus Duisburg, nimmt den Kampf auch an der Gladbecker auf. Es hagelt Ordnungsverfügungen – meistens wegen Vermüllung und akuten Hygieneproblemen. Als Wasser- und Stromrechnungen in fünfstelliger Höhe nicht beglichen werden, stoppen die Stadtwerke die Lieferung. Die Stadt lässt Fenster und Türen zumauern, erklärt die Immobilie für unbewohnbar. Sie strengt die Zwangsversteigerung an – und wähnt sich am Ziel. Nach Kauf und Abriss sollten Neubauten gebaut worden, so der Plan.
Das kleine Wunder an der Gladbecker
Doch dann kommt es zu einer 180-Grad-Wende, ja zum kleinen „Wunder an der Gladbecker“. Denn binnen zwei Jahren rettet Süleyman Arslan, seit Jahrzehnten spezialisiert auf die Sanierung von Altbauten im ganzen Ruhrgebiet, die fünf Häuser vor dem Verfall. Er tut es im Auftrag des Eigentümers, erlangt Generalvollmacht und verweist auf eine 2,5-Millionen-Euro-Grundschuld.
Beim Ortstermin präsentiert der 59-Jährige in einem 1,5-Zimmer-Appartement (ca. 40 Quadratmeter) beispielhaft den Sanierungserfolg. Die Fenster haben Dreifachverglasung, so dass die dröhnende Blechlawine unten auf der B 224 nicht mehr zu hören ist. Die Böden sind mit Laminat ausgeschlagen, das Bad ist komplett neu gefliest. Türelemente, Heizkörper, Küchenzeile, Elektro- und Sanitärinstallation: ebenfalls alles neu. „Die Wohnung kostet 400 Euro“, sagt Arslan. Die Kaltmiete der Standard-Wohnungen liege bei 8,00 bis 8,50 Euro je Quadratmeter, teilmöbliert koste 9 bis 10 Euro. Arslan kalkuliert monatlich mit insgesamt 20 000 Euro Mieteinnahmen.
Aufgewachsen in Mittel-Anatolien, Lehre als Einschaler, dann Politik- und Philosophie-Studium in Aachen: Süleyman Arslan, der Platon und Kant zitiert, blickt auf eine ungewöhnliche Karriere zurück. Über sich selbst sagt er: „Ich bin ein Macher – kein Samariter, sondern Kaufmann.“ Zwischenzeitlich gehören ihm 1000 Wohnungen. „Jetzt habe ich knapp 600 im Bestand.“ Die Sozialpflichtigkeit des Eigentums sei ihm eine Selbstverständlichkeit. Seine Maxime: „Menschenwürdig gestalten, menschenwürdig vermieten.“
Ordnungsdezernent begrüßt die Verbesserungen
Ordnungsdezernent Christian Kromberg verfolgt die Entwicklung wohlwollend. „Die Null-Toleranz-Strategie der Stadt in Bezug auf Schrottimmobilien geht auf. Das Beispiel Gladbecker Straße zeigt, dass wir im Ergebnis eine deutliche Verbesserung der Situation erreicht haben.“ Die Stadt werde die Immobilie weiterhin aufmerksam verfolgen. „Gleichzeitig sind wir zur Kooperation bereit.“