Essen. Das RWE-Gebäude zeige einen Mittelweg zwischen Moderne und baukünstlerischem Anspruch auf, lautet eine Begründung für den Denkmalschutz.
Unter Denkmalschutz gestellt hat der Ausschuss für Stadtplanung in seiner jüngsten Sitzung das RWE-Hochhaus am Bismarckplatz, das von 1959 bis 1961 errichtet wurde. Damit ist nun für alle drei Hochhäuser aus der Anfangszeit der Essener Hochhausgruppe ein Abriss auf absehbare Zeit ausgeschlossen. Für das Gebäude der Postbank (früher Postscheckamt) und den „Fakt-Tower“ (früher Rheinstahl-Haus) besteht bereits seit längerem Denkmalschutz.
Eine Überraschung ist der einstimmig gefasste Beschluss nicht, nach den Diskussionen der letzten Jahre war die Unterschutzstellung erwartet worden. Eigentümer Kölbl Kruse hatte gegen diesen Schritt Bedenken angemeldet, sich damit aber nicht durchsetzen können.
Bereits 1954 geplant - so früh wie kein anderes Hochhaus in Essen
Bei den Recherchen zur Baugeschichte stellte sich laut Vorlage der Stadtverwaltung heraus, dass das RWE-Hochhaus bereits 1954 geplant worden war und somit den Anfang der Überlegungen markierte, an dieser Stelle der Stadt nach amerikanischem Vorbild in die Höhe zu gehen. Essen wollte nach der Behebung der größeren Kriegsschäden bewusst ein völlig neues Kapitel in der Stadtgestaltung aufschlagen und den Metropolencharakter herausstreichen. Durch Hochhäuser gelang dies nach der damaligen Meinung am augenfälligsten, auch kam dies dem Bedürfnis von RWE nach Repräsentation entgegen.
Dennoch plante Architekt Hans Dussmann einen Kompromiss. Während das Rheinstahl-Gebäude auf der anderen Seite der Kruppstraße in reiner Stahlskelettbauweise mit einer nur vorgehängten Fassade entstand, erhielt das RWE-Gebäude eine Steinfassade, die nach Ansicht der Denkmalschützer dem Haus einen „ornamentalen Charakter“ verlieh.
Mit der Steinfassade wollte man die kühle Modernität etwas dämpfen
Dies dämpfte auch die Modernität der neuen Konzern-Zentrale, die so gleichzeitig etwas würdevolles bekam. Die monumentale Wirkung des 82 Meter hohen Hauses wurde verstärkt, indem es quer zur Kruppstraße entstand und seine breite Längsseite ohne jeden Vorbau dem etwas tiefer liegenden Bismarckplatz präsentierte.
„Die bauzeitliche Fassade des RWE-Hochhauses stand für einen in der Nachkriegszeit weithin typischen Mittelweg der Architektur“, heißt es in der Denkmalbegründung der Stadt. Man habe die Rasterfassade gewollt, „ohne jedoch den baukünstlerischen Anspruch aufzugeben, der in der Steinfassade deutlich wird“. Auch dies mache die Bedeutung des Hauses aus.