Essen. . Gut 100.000 Ehrenamtliche gibt es in Essen – sie alle zu einer Party einzuladen, ist unmöglich. Die Stadt nutzt andere Wege, um Danke zu sagen.

Sie schmieren Brote für Grundschüler oder gehen mit Senioren spazieren, sie sammeln Müll im Park auf oder überwachen den Fischbestand in Essens Gewässern – sie sind völlig verschieden und haben eins gemein: Sie arbeiten ehrenamtlich. Etwa 100 000 Ehrenamtliche gibt es in Essen, schätzt Gabriele Micklinghoff von der Stadt-Agentur. Sie hat gerade eine Umfrage gemacht, welche Hilfe oder Anerkennung sich Ehrenamtliche von der Stadt wünschen.

Befragt wurden 177 Initiativen, Vereine und einzelne Bürger, die in den vergangenen vier Jahren in der Stadt-Agentur auf sich aufmerksam gemacht haben: Sie alle haben Mittel aus dem Förderfonds bürgerschaftliches Engagement beantragt. Der ging im Jahr 2013 mit einem Etat von 15 000 Euro an den Start und vergibt inzwischen jährlich 50 000 Euro. Dabei geht es nicht um Sachkosten oder die Miete von Vereinsräumen, sondern ausdrücklich darum, „das Engagement von Ehrenamtlichen zu würdigen“, sagt Gabriele Micklinghoff.

Ein Fest für 100.000 Ehrenamtliche ist nicht machbar

Wie die Umfrage jetzt ergab, nutzen die meisten Antragsteller (65 Prozent) das Geld für einen gemeinsamen Ausflug oder ein Fest. Ein Dankeschön also, das man mit den im Schnitt 400 bis 500 Euro, die die Stadt vergibt, gut umsetzen kann. Einzelne der Befragten regten an, dass die Stadt ein solches Fest doch mal im großen Stil für alle Ehrenamtlichen ausrichten könne. Doch das hält Gabriele Micklinghoff angesichts der hohen Zahl der Ehrenamtlichen für nicht praktikabel.

Für den Fonds, den man sich in Hannover abgeschaut hat, spreche auch, dass jede Gruppe sich einen persönlichen Dank für „ihre“ Ehrenamtlichen ausdenken könne. So sei eine Grillparty ja uninteressant für Einzelkämpfer wie die Dame, die dreimal wöchentlich im Altenheim Akkordeon spielt oder den Herrn, der Kindern schwimmen beibringt. Ihnen helfe eine Fahrtkostenpauschale mehr. Das Antragsverfahren sei relativ unbürokratisch, die Erfolgsquote hoch: Fast 100 Prozent der Antragsteller bekommen Geld aus dem Fonds.

„Ehrenamtliche haben keine unrealistischen Wünsche“

Die Umfrage, an der sich 60 Prozent der Angeschriebenen beteiligten, zeigte, wie groß die Freude über Geld und Geste der Stadt ist: „Wir sind kein Verein, bekommen keine Aufwandsentschädigung. Es tut gut, gesehen zu werden“, heißt es da etwa. Oder: „Wir sind seit zehn Jahren zum ersten Mal mit unserer Gruppe essen gegangen. Das war schön.“

Fast immer erlebe sie die Ehrenamtlichen bescheiden, sagt Gabriele Micklinghoff: „Die haben keine unrealistischen Forderungen.“ Völlig berechtigt findet sie zum Beispiel die Anregung eines Befragten, ob er nicht das städtische Wappen für seine Engagement verwenden dürfe – die Stadt habe das untersagt. Gabriele Micklinghoff hakte nach und sagt, „ab Sommer soll das über das Presseamt möglich sein.“

Viele Vereine hoffen auf eine Treffen mit dem OB

Zwei weitere Wünsche äußerten viele der Befragten: Sie hätten gern noch mehr Berichterstattung über ihre Arbeit – und ein Treffen mit Oberbürgermeister Thomas Kufen: Die Wunschliste reicht von der Gartenparty mit dem OB, über die Radtour mit dem OB, den Empfang mit dem OB bis zu „Oberbürgermeister on Tour“.

Eigentlich habe sie das Gefühl, Thomas Kufen sei schon längst auf Ehrenamts-Tour, so Micklinghoff. „Er macht da unheimlich viel.“ Trotzdem werde sie mit ihm natürlich über die Ergebnisse der Umfrage sprechen: „Ich sehe mich ja als Lobby der Ehrenamtlichen.“

>>> FÜR BÜRGERBETEILIGUNG UND EHRENAMT

Die Stadt-Agentur kümmert sich um Bürgerbeteiligung und fördert ehrenamtliches Engagement. Sie hat die Arbeit in Quartieren und Stadtteilen im Blick.

Sie berät bei Beteiligungsprozessen und betreut Anliegen, die Bürger an den Oberbürgermeister herantragen. Ehrenamtlichen bietet die Stadt-Agentur die Freiwilligenkarte, deren Inhaber die Gruga-Jahreskarte zum halben Preis und die Stadtbücherei-Karte gratis erhalten. Der Förderfonds für bürgerschaftliches Engagement soll helfen, den Einsatz von Ehrenamtlichen besser anzuerkennen: So bekommen Vereine Geld, um Dankeschön-Feste o.ä. auszurichten. Ein Beirat entscheidet über die Anträge zum Fonds.

Infos auf: www.essen.de/buergerengagement