Essen. . Essener Philharmoniker und der Stargeiger Daniel Hope spielen Filmmusik aus Hollywood. Mit dabei: der amerikanische Gastdirigent John Axelrod.

Hollywood – das magische Motto brachte die Besucher des zehnten Sinfoniekonzertes geradezu aus dem Häuschen vor Begeisterung. Nicht, dass die Essener Philharmoniker filmmusikalische Hits am laufenden Band heruntergenudelt hätten. Vielmehr verband das klug zusammengestellte, vielfältige Programm des US-amerikanischen Gastdirigenten John Axelrod Bekanntes mit Ausgefallenem. Ein Abend des opulenten Genusses, an dem der derzeitige „In Residence“-Künstler Daniel Hope mit seiner Guarneri-Geige gehörigen Anteil hatte.

Schluchzende Streicher

In Amerika kamen sie alle zusammen: Erich Wolfgang Korngold und Kurt Weill waren nicht die einzigen, die wegen ihrer jüdischen Wurzeln aus Europa emigrierten, während ein Miklós Rósza oder Max Steiner in Hollywood einfach Karriere machen wollten. Tatsächlich haben dank ihrer handwerklichen Perfektion und ihrem Klangraffinement beide Filmmusikgeschichte geschrieben, sei es für Historienschinken wie „Ben Hur“ oder schmachtende Liebesromanzen wie „Vom Winde verweht“.

Und den Philharmonikern gelang es, die innigen Umarmungen von Vivien Leigh und Clark Gable mit schluchzenden Streichern und schwelgenden Hörnern so schön im großsinfonischen Stil der Spätromantik vor Ohren zu führen, dass es Gänsehaut-Feeling gab. Genauso das Liebesthema aus Hitchcocks „Spellbound“, dessen melodische Süße Daniel Hope gar nicht erst herunterzuspielen versuchte und trotzdem voller Hingabe, Vibratoschmelz und Glissandoschmalz auskostete.

Am Ende gab es Standing Ovations

Eine ganz andere Welt eröffnete Leonard Bernstein in seiner einzigen Filmmusik „On the Waterfront“: berstende Spannung zwischen lauerndem Pianissimo und lärmender rhythmischer Wucht erinnerte an die „West Side Sory“, mit straffer Hand dirigiert, in trockener Orchesterbrillanz umgesetzt.

Umgekehrt lernte man den Opern- und Filmkomponisten Korngold als Kammermusiker kennen. Das Violinkonzert op. 35 gab sich traditionell in äußerem Gewand und Durtonalität, fand aber in Hope seine subtile Ausformung – innig in der Melodiegestaltung und technisch brillant. Ein virtuoser Tanz auf vier Saiten.

Kurt Weill schließlich rundete den Abend ab mit einer Suite für Violine und Orchester, in der man seine ganze stilistische Vielseitigkeit von der Berliner Revue bis zum geigerisch bravurös umgarnten quasi improvisierten Songstil wiederfand. Und Mackie Messers Moritat samt mitsingendem Publikum war natürlich der wohl berechnete Schluss. Standing Ovations.