Essen. . Er sieht es als Unfall. Doch die Staatsanwaltschaft ist sicher, dass der 24-Jährige im Wahn seine Mutter ermordete und in die Psychiatrie soll.
Es wirkt, als fixiere er den Staatsanwalt mit einem bösen Blick, als dieser die Antragschrift vorliest. Denn aus seiner Sicht stimmt es ja nicht, was Gabriel Wais ihm da vorwirft: Dass er, der 24 Jahre alte Sohn, seine eigene Mutter ermordet hat und wegen seiner Gefährlichkeit in die geschlossene Psychiatrie soll. Denn tatsächlich, so erzählt es der Beschuldigte am Freitag dem Essener Schwurgericht, war es ein tragischer Unfall, dem die Mutter am 24. November 2017 zum Opfer fiel.
„Wie geht es Ihnen heute morgen?“, fragt Richter Jörg Schmitt teilnahmsvoll. „Es geht so“, sagt der Beschuldigte. Laut psychiatrischem Gutachten leidet er an einer Psychose mit Wahnvorstellungen.
Messer zweimal in den Hals gestochen
Am 24. November hielt er sich in der Wohnung seiner Mutter im Südostviertel auf. Dort soll er mit einem stumpfen Gegenstand auf den Kopf der blinden und nichts ahnenden Frau eingeschlagen und ihr anschließend zweimal in den Hals gestochen haben. Alarmiert von seiner Schwester, die ihre Mutter nicht erreicht hatte, kam gegen Abend die Polizei.
Der 24-Jährige sei immer noch aggressiv gewesen, habe sich gegen seine Festnahme mehrfach massiv zur Wehr gesetzt. Er sei von Interpol, soll er gesagt haben. Und: dass Köpfe rollen werden. Aber auch: „Hey Blume, ich bin ein Fisch.“
Medikamente vor der Tat abgesetzt
Seit längerer Zeit leidet der Beschuldigte wohl an einer Psychose. Halluzinationen hat er. Weil er nicht krankheitseinsichtig ist, hatte er vor der Tat seine Medikamente abgesetzt.
Was ihn trieb, hat er im Ermittlungsverfahren gesagt: Lord Infamous, ein Rapper der Band Mafia 6ix aus den USA, sei von den Toten zurückgekehrt und in seine Welt gekommen. Das dürfte wohl der akute psychotische Schub gewesen sein.
Er spricht von einem tragischen Unfall
Doch der Beschuldigte bestreitet am Freitag. Er habe sich gestritten mit seiner Mutter, sie habe ihn aus der Wohnung werfen wollen. Weil ein Messer in der Küche lag, habe er dieses ergriffen, um sie „nur leicht zu verletzen“. Dabei sei er aber gestolpert, habe das Gleichgewicht verloren und sei mit dem Messer in sie hineingefallen.
Die stark blutende Frau habe er ins Schlafzimmer gebracht, wo sie gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen sei. Später hätten die Polizisten ihn beschimpft und angegriffen. Ein Mörder sei er nicht: „Es war ein Unfall, keine Absicht.“
Rapper Lord Infamous starb im Haus der Mutter
Richter Jörg Schmitt bekennt, dass er sich in der Rapperszene nicht so gut auskenne, vor allem Lord Infamous nicht kenne. Da ist er eins mit dem Beschuldigten. Denn der will eher zufällig auf den ihm unbekannten Rapper gestoßen sein.
Bei Wikipedia hätten beide lesen können, dass Lord Infamous in Memphis lebte und sich in seinen Songs gerne mit Horror, Teufelskult, Drogen, Massenmord und Folter beschäftigt. Er starb 2013 im Alter von 40 Jahren im Haus seiner Mutter an einem Herzinfarkt. Seine Mutter fand ihn, tot im Bett liegend.