Essen. . Die Straßenbahn soll ab 2025 am Hauptbahnhof vorbeiführen – und weiter über den Berthold-Beitz-Boulevard. Stadt gibt erste Mittel frei.
Der Bau- und Verkehrsausschuss des Stadtrates hat in seiner jüngsten Sitzung den Startschuss für eines der wohl bedeutendsten innerstädtischen Verkehrsprojekte gegeben. Die Rede ist vom Bau der so genannten Bahnhofstangente, der oberirdischen Straßenbahntrasse, die ab 2025 aus Richtung Steele kommend am Hauptbahnhof vorbei über die Hachestraße und den dann fertiggestellten Berthold-Beitz-Boulevard führen soll. Damit nicht genug: Die in die Jahre gekommene Brücke der Hans-Böckler-Straße (B 224) über die Gleise der Deutschen Bahn steht ebenfalls auf der To-Do-Liste.
Stadt schreibt Planung europaweit aus
Der Fachausschuss hat dafür als ersten Schritt insgesamt 700 000 Euro für Planungskosten bereit gestellt. Das Amt für Straßen und Verkehr wird den Auftrag nun in einer europaweiten Ausschreibung an ein oder mehrere Planungsbüros vergeben, so Amtsleiter Rainer Wienke. Auf die Ingenieure wartet viel Arbeit. Insgesamt geht es um eine Investition in Höhe von 90 Millionen Euro, die sowohl das Straßennetz als auch das Schienennetz der Ruhrbahn spürbar entlasten wird. Allein die Planungskosten dürften sich auf acht Millionen Euro summieren. Rainer Wienke zeigt sich optimistisch, dass das Land die notwendigen finanziellen Mittel bereitstellen wird. „Wir haben sehr positive Gespräche im Ministerium geführt. Das Thema ist dort bestens platziert“, so der Behördenchef.
Die Bahnhofstangente soll allen voran den Tram-Verkehr im Tunnelsystem der Ruhrbahn entzerren, so dass dort eine Taktverdichtung auf den verbleibenden Linien möglich wird. Geplant ist ein eigener Gleiskörper entlang der Holle- und der Hachestraße. Die Straßenbahn würde die B 224 dann in einem Tunnel unterqueren. Auf der Bundesstraße könnte der Verkehr so ungestört fließen.
Das wäre nicht der einzige Vorteil, wie Rainer Wienke betont. Im Amt für Straßen und Verkehr stellen sie sich darauf ein, dass die Brücke der Hans-Böckler-Straße über DB-Gleise durch einen Neubau ersetzt werden muss. Es wäre das schlimmste aller denkbaren Szenarien. Eines, das aber durchaus als realistisch gilt.
Brückenbauwerke werden intensiver überprüft
Hintergrund: Seit an zahlreichen Autobahnbrücken statische Mängel aufgefallen sind, werden Brückenbauwerke noch intensiver unter die Lupe genommen. Ohnehin sei geplant, die B 224 in diesem Abschnitt bis zur Anschlussstelle der A 40 in Höhe Kruppstraße von vier auf sechs Spuren zu erweitern. Denn die Planer gehen davon aus, dass der Verkehr mit Fertigstellung des Berthold-Beitz-Boulevards zunehmen wird.
Erfahrungsgemäß können sich Planungen schon mal hinziehen, wenn die Deutsche Bahn mit im Spiel ist, heißt es in der Verwaltung. Der Tunnel unter der B 224 würde es erlauben, die Trasse unabhängig vom Neubau der Brücke voranzutreiben. Die Straßenbahn würde weiter über den dann vollendeten Berthold-Beitz-Boulevard rollen. Die Bauarbeiten an dessen dritten Bauabschnitt zwischen B 224 und Frohnhauser Straße sollen 2020 beginnen.