Essen. . Die Stadt Essen arbeitet an einem Kleingarten-Entwicklungskonzept. Der Stadtverband er Laubenpieper fürchtet, es könnte Flächen kosten.

Unter den Kleingärtnern zwischen Karnap und Kettwig wächst die Sorge um die eigene Scholle. Anlass dafür bietet das „Kleingartenentwicklungskonzept“, das SPD und CDU im vergangenen Jahr auf den Weg gebracht haben und das in den kommenden Monaten mit Hilfe externer Beratung konkrete Formen annehmen soll. Spätestens im kommenden Jahr will die Stadt klarsehen, wie es mit dem Kleingartenwesen in Essen weitergeht. Die Rede ist von einem ergebnisoffenen Prozess, den sich die Stadt immerhin rund 500 000 Euro kosten lassen wird. Nicht nur deshalb ist man skeptisch beim Stadtverband der Kleingartenvereine. „Wenn das so wird wie in Hamburg, gibt es Ärger“, droht der Vorsitzende des Verbandes, Holger Lemke.

Hamburg ist den Kleingärtnern ein warnendes Beispiel

Unter den Laubenpiepern in der Hansestadt rumort es, weil der dortige Dachverband aus großen Parzellen kleinere machen will. Nachverdichtung lautet das Schlagwort. Kritiker, die sich im Verein „Schreberrebellen“ organisiert haben, fürchten, es gehe allein darum, Kleingartenflächen als Bauland zu gewinnen. Der Vorsitzende des Dachverbandes ist SPD-Politiker.

Auch in Essen stehen Kleingartenflächen unter einem erheblichen Nutzungsdruck, heißt es in der Verwaltungsvorlage zum Kleingartenentwicklungskonzept. Anders als noch im ersten Entwurf sei von einem möglichen Flächentausch keine Rede mehr, sagt Holger Lemke. Auch das macht die Kleingärtner misstrauisch.

Für Anfang Juni ist ein erstes Gespräch zwischen dem Stadtverband und dem von der Stadt beauftragten Gutachter terminiert. Vorsorglich hat der Vorstand des Verbandes unter den 109 angeschlossenen Vereinen den Bedarf nach freien Parzellen abgefragt. Zwei Drittel der Vereine hatten geantwortet, berichtet Lemke. Das Ergebnis: Von 5500 Kleingärten sind gerade einmal 32 zu haben. Immerhin 411 Bewerber stehen auf Wartelisten. „Eigentlich ist volles Haus“, bestätigt Vorstandsmitglied Klaus Rehberg vom Gartenbauverein Essen-Süd, wo alle 100 Parzellen vergeben seien.

Anders als in früheren Jahren registrieren sie beim Stadtverband wieder eine steigende Nachfrage nach Kleingärten. „Die Bevölkerungszahl wächst, das schlägt sich auch bei uns nieder“, sagt Holger Lemke. Vor allem Migranten unter den Gartenfreunden nutzen die Parzellen, wofür die ersten Schrebergärten zu Urgroßvaters Zeiten angelegt wurden: zum Anpflanzen von Salat und Gemüse.

Die Nachfrage nach freien Parzellen steigt wieder

„Wir wollen kein Öl ins Feuer gießen“, betont Klaus Rehberg. Und sein Vorstandskollege Klaus Wiemer ergänzt, sollte es um Fläche gehen, die für Schulen oder Kindertagesstätten benötigt werden, sei der Stadtverband gesprächsbereit.

Rechtlich säße die Stadt ohnehin am längeren Hebel. Sie könnte den Pachtvertrag zum 30. November kündigen, frühestens wieder 2019. Vom Zugriff geschützt sind lediglich die Parzellen der Kleingartengrund- und Boden GmbH, sie sind faktisch in Privatbesitz.

SPD-Fraktionschef Rainer Marschan betont, Ziel der Politik sei es, gemeinsam mit den Kleingärtnern einen Konsens zu finden. Und wenn dies nicht gelingt? „Wird man miteinander reden müssen.“