essen. . Die dubiose Gruppe „Besorgte Eltern gegen Gewalt“ hat für Sonntag, 6. Mai, eine Kundgebung auf dem Steeler Dreiringplatz angemeldet.

Mancher Anwohner in Steele hat sich in den vergangenen Tagen über einen Faltzettel gewundert, der sich in vielen Briefkästen des Stadtteils gefunden hat. Eine stilisierte Deutschlandflagge ist darauf zu sehen, der Schatten einer vierköpfigen Familie – und der Aufruf zu einer Demonstration, die am 6. Mai auf dem Dreiringplatz stattfinden soll: „Besorgte Eltern stehen auf gegen Gewalt“ ist darauf zu lesen, ein Hinweis auf den Veranstalter fehlt jedoch. Beim näheren Hinsehen zeigt sich jedoch: Die Veranstalter sympathisieren offenkundig mit der rechtsextremen Szene.

„Es hat im Orga-Team geknallt.“

Der Aufruf erinnert an die Gruppierung „Mütter gegen Gewalt“, die bereits im März zu einer Demo in Bottrop aufrief und dabei nicht zuletzt aus rechtsextremen Kreisen viel Zuspruch genoss. Inzwischen haben sich die Organisatoren der damaligen Demo offenbar zerstritten: „Es hat im Orga-Team geknallt“, räumt eine Mitorganisatorin mit dem Pseudonym „Mona Maja“ in einem Video ein, das sie in der neuen Facebook-Gruppe „Mütter gegen Gewalt – das Original“ eingestellt hat. Dort wird eine Demonstration in Zusammenarbeit mit der islamfeindlichen Organisation Pegida NRW am 5. Mai in Duisburg beworben.

Die alte Facebook-Gruppe „Mütter gegen Gewalt“ hat sich inzwischen umgetauft in „Eltern gegen Gewalt“, dementsprechend bewerben die Administratoren wiederum die Steeler Demo. Auf der Facebook-Seite beschreiben sich die Betreiber als „ein paar besorgte Mütter und Väter aus dem Ruhrgebiet, die die Nase voll haben“ und die „keiner Partei oder Gruppierung angehören“. Allerdings outet sich eine der Administratorinnen auf ihrem Profil als Fan der rechtsextremistischen Band „Kategorie C“.

Ein prominenter Flüchtlingskritiker

Zudem bewerben sie ihre Demo mit einem Video auf Youtube über den Kanal „GermanDefence 24“: Der Name des Kanals erinnert an die rechtsextreme und islamfeindliche Gruppierung „German Defence League.“ Max Adelmann vom antirassistischen Bündnis „Essen stellt sich quer“ sieht in diesem Kanal zudem „den Haus- und Hofkanal von Pegida NRW“. Auf dem Video wirbt unter anderem Serge Menga, einst selbst Flüchtling aus dem Kongo und heute überwiegend als Flüchtlingskritiker unterwegs, für die Teilnahme. Außerdem: Eine Mülheimerin, die Pegida NRW und der einstigen rechten Gruppe „Bürger gegen den Politikwahnsinn“ nahesteht.

Auch die als rechtsextrem geltende Web-Seite „Journalistenwatch“ hat einen Aufruf zur Demo gestartet. Dort wehren sich die Veranstalter dagegen, als „Rassisten und Nazis diffamiert“ zu werden, um dann vor allem die Flüchtlingspolitik zu kritisieren und Flüchtlinge pauschal zu kriminalisieren.

Manche wollen einige Nazi-Gruppen in Steele ausgemacht haben

Dass sich die Gruppierung ausgerechnet Steele ausgesucht hat, lässt aufhorchen. „Mehrere Augenzeugen haben in den letzten Wochen vermehrt Versammlungen und Aufzüge rechter Gruppierungen beobachtet“, so Adelmann. Erst am Donnerstag war es am Steeler Grendplatz zu einer Schlägerei gekommen, die Zeugen zufolge von Vertretern der rechten Szene provoziert worden sein soll.

Laut Demo-Anmeldung bei der Polizei rechnen die Veranstalter der rechten Demo mit 1000 Teilnehmern. Welche Auflagen auf die Teilnehmer zukommt, steht laut Polizeisprecher Lars Lindemann noch nicht fest: „Erst muss ein Kooperationsgespräch erfolgen.“

Dieses steht auch für die von „Essen stellt sich quer“ geplante Gegendemo an: Unter dem Motto „Steele ist kunterbunt – gegen Rassismus, gegen Gewalt“ hofft Adelmann, am 6. Mai mehr Bürger gegen rechtsextremes Gedankengut auf die Straße zu bringen, als dies im März in Bottrop gelungen ist: Dort stellten sich lediglich 300 Demonstranten den 1000 überwiegend männlichen „besorgten Müttern“ entgegen.