Essen. . Mit ihrem Stand fallen die Essener Kirchen bei der „Babywelt“ auf. An anderen Ständen geht es um Shopping, hier um Dankbarkeit und Gottes Segen.

Einfach immer der Kinderwagenkolonne nach, die vielen Verkaufsstände rechts und links des Weges liegen lassen und rechtzeitig vor der Still-Lounge stoppen. Dann ist man da. Am Stand der katholischen und evangelischen Kirche Essen. Bei der Babywelt (noch bis Sonntag, 22. April) in der Messe Essen fällt dieser Aussteller auf. Weil es hier nichts zu kaufen, aber dennoch einiges zu bekommen gibt.

„Willkommen im Leben, kleiner Segen“ ist hier zu lesen. Auf den Stellwänden, auf Postkarten und Flyern, die Bistum und evangelische Kirche herausgegeben haben. Die beiden machen alles gemeinsam an diesem Stand. Vor allem Werbung für ihre Segensfeiern.

Segenskekse nach dem Vorbild der Glückskekse

„Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt“, sagt eine junge Mutter, die etliche Einkaufstüten mit Produkten an ihrem Kinderwagen hängen hat. Ihr Baby wird demnächst Neues tragen, auf Neues beißen und mit Neuem eingecremt werden. Womöglich wird es nun auch mit seinen Eltern gesegnet, denn seine Mutter findet die Idee „super“. Sie steckt sich einen Segenskeks ein, der so aussieht wie ein asiatischer Glückskeks. Darin wird sie später einen Spruch finden wie diesen: „Gott segne dich. Er erfülle dein Herz mit Zärtlichkeit und deine Augen mit Lachen“. – Das ist aber noch nicht der eigentliche Segen.

„Es gibt zwei Arten von Segensfeiern“, sagt Eva Gabra, die als evangelische Pfarrerin und Krankenhausseelsorgerin arbeitet. Nämlich die Feiern für werdende Eltern, „die finden nach der Kreißsaalführung im Elisabeth-Krankenhaus statt“ – da ist das Baby also noch im Mutterleib. Und dann die Feiern für das Kind und seine Eltern, wenn das Baby bereits auf der Welt ist. Diese werden in der Kirche ausgerichtet, derzeit in der Heilig-Geist-Kirche in Katernberg. In beiden Fällen gibt es einen ökumenischen Segen.

„Zu uns kann jeder kommen. Die Mitgliedschaft in einer Kirche ist keine Bedingung“, sagt Renate Holze vom Bistum Essen. Sie leitet das Projekt „Segensfeiern für Neugeborene“, das es seit einem Jahr in Essen gibt, und stellt fest, „dass es weite Kreise zieht“. Bei einer Tagung kürzlich hätten Kirchenvertreter von Berlin bis Norddeutschland Interesse an den Segensfeiern gezeigt.

Segnung nach der Kreißsaalführung

Was genau steckt hinter diesen Neugeborenen-Segnungen? „Eine Schwangerschaft und die Zeit mit dem Baby ist so rummelig und voller Veränderungen, dass viele Eltern Gefühle wie Dankbarkeit oder Freude gerne unter den Segen Gottes stellen“, sagt Eva Gabra. Die Segnung sei mit keiner Verpflichtung verbunden und solle auch nicht die Taufe ersetzen. Es gehe eher um einen Moment des Innehaltens in einer spannenden und stressigen Zeit.

Bei der Segnungsfeier für werdende Eltern wird im Krankenhaus der Bauch gehalten und der Segen empfangen. Bei der Segnung für Neugeborene halten der Pfarrer oder ein Ehrenamtlicher im Segnungsgottesdienst ihre Hände über Baby und/oder Eltern. „Der genaue Ablauf ist verschieden. Da wird auf die Bedürfnisse der Familie eingegangen“, sagt Renate Holze. Die nächste Segnung nach der Kreißsaalführung ist für den 19. Juni, 20 Uhr, im Elisabeth-Krankenhaus geplant. Der nächste Segnungsgottesdienst steht am 10. Juni, 15 Uhr, in der Heilig-Geist-Kirche an.

Vom Stuhl, der mitwächst, bis zum Windeleimer

Insgesamt zeigen über 100 Aussteller ihre Angebote auf der Messe Babywelt. Es gibt alles rund um das Kleinkind. Vom Stuhl, der mitwächst, bis zum Kinderwagen und Windeleimer. Workshops und ein Bühnenprogramm beginnen täglich ab 10.30 Uhr. Die Babywelt in der Messe Essen öffnet Samstag von 10 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Tickets kosten an der Tageskasse 12 Euro, www.babywelt-rhein-ruhr.de