Essen-Katernberg. . Mieterhöhungen kommen auf die Bewohner am Farrenbroich zu. Viele haben Angst, dass sie dann die Wohnungen nach vielen Jahren verlassen müssen.
„Das war ein Hilferuf der Mieter!“ So schätzt Petra Leonartz, Sprecherin des Mieternetzwerks Nord, die Versammlung von rund 20 Vonovia-Mietern am Montagabend in Katernberg ein. Sie trafen sich in der „Werkstadt“ an der Viktoriastraße, um über die bevorstehende Modernisierung ihrer Wohnungen am Farrenbroich und die daraus entstehenden Mieterhöhungen zu sprechen.
Die Wohnhäuser am Farrenbroich wurden 1962 errichtet. Vor zwei Jahren stockte die Eigentümerin Vonovia die Gebäude 1 bis 13 um je ein Geschoss auf. Diese Wohnungen sind inzwischen alle vermietet, teilt Sprecherin Bettina Benner mit.
Ab Frühsommer sollen nun weitere Häuser mit insgesamt 48 Wohnungen modernisiert werden. Das sorgt offenbar für Verunsicherung.
Das wurde in der „Werkstadt“ deutlich, wo Knut Unger vom Mieterverein Witten zu Gast war. Im dortigen Stadtteil Heven modernisiert Vonovia ebenfalls 58 ehemalige Thyssen-Werkswohnungen. Der Mieterverein wirft dem börsennotierten Unternehmen vor, nur auf die Rendite zu achten. Dank der niedrigen Kreditzinsen schwimme Vonovia im Geld, die Aktionäre verlangten gleichwohl eine hohe Rendite. „Die Vorgabe für den Regionalchef ist, sieben Prozent Rendite mit der Modernisierung zu erreichen.“ Falls die Zahlen korrekt sind, die die Mieter aus dem Farrenbroich am Montagabend nannten, „dann wäre es eine schwierige Situation“, sagt Paul Hendricksen vom Stadtteilprojekt Katernberg. Es war von Erhöhungen zwischen 140 und 210 Euro pro Wohnung die Rede. „Darüber bin ich schockiert. Das wäre eine Dimension, die die Mieter nicht bezahlen könnten.“ Ein Betroffener, dessen Miete angeblich bis zu 200 Euro steigen soll, schilderte seine persönliche Lage: „Ich bin krebskrank gewesen und kann nicht mehr arbeiten. Das Jobcenter übernimmt die Miete noch für ein halbes Jahr. Soll ich schon den Möbelwagen bestellen?“
Davon rät Knut Unger vom Mieterverein jedoch ab: „Nein, ich würde kämpfen.“ Es gebe zum Beispiel die Möglichkeit, Härtefallanträge zu stellen. Darauf verweist auch Bettina Benner: „Mein Appell lautet: Für den Fall, dass man das Gefühl hat, dass das Einkommen nicht reicht, gibt es die Härtefallregelung.“ Bisher habe es aber nur drei Einwände gegeben, für die eine Lösung gefunden werde. Die Vonovia-Sprecherin ist über den jetzigen Protest verwundert. Denn nach der ersten Informationsveranstaltung im September 2017 und einem zweiten Abstimmungstermin im November habe es keine offenen Fragen mehr gegeben: „Auch in die Mietersprechstunde ist niemand gekommen.“
Vonovia biete ihren Mietern eine „offene Kommunikation“ an. Auch Paul Hendricksen setzt darauf: „Es wird Gespräche geben mit Vonovia und der Stadt, damit es am Ende nicht zur Verdrängung kommt.“