Essen. . In Essens Freibädern gibt es derzeit keine Großbaustellen, sie sind bereit für die Saison. Allerdings sucht die Stadt noch Rettungsschwimmer.
Zehn Tage vor Beginn der Freibadsaison suchen die Sport- und Bäderbetriebe wieder händeringend nach Personal. Längst betreffen die personellen Engpässe nicht nur die Sommerzeit, sondern sind Dauerzustand. So blieb etwa die Alte Badeanstalt vergangene Woche am Donnerstagnachmittag geschlossen, weil dort Mitarbeiter fehlten.
Und im Nord-Ost-Bad sei es nur mit Not gelungen, den Warmbadetag am Freitag sicherzustellen, sagt der zuständige Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben, Kurt Uhlendahl. Man versuche mit allen Mitteln, Schließungen zu vermeiden und setze Mitarbeiter vertretungsweise an anderen Standorten ein. Aber beim derzeitigen Krankenstand habe man keine Reserven mehr. „Die Personalsituation ist extrem angespannt, und es gibt keinen Springer-Bestand.“
Rettungsschwimmer verzweifelt gesucht
Für die Freibadsaison sucht die Stadt noch Aufsichtspersonal mit Rettungsschwimmabzeichen in Silber sowie Kassen- und Reinigungskräfte. „Auf 61 Stellen haben wir 40 Bewerbungen; für die fehlenden 20 Rettungsschwimmer gilt erneut der Aufruf, sich bei uns zu bewerben.“ Das Grugabad könne aber wie üblich Anfang Mai öffnen, bei gutem Wetter schon Samstag, 28. April. Schon am Wochenende vom 20. bis zum 22. April wird das Bad zum Schauplatz für ein Kanu-Polo-Turnier, und am Donnerstag, 26. April, wird dort die Premiere des Theaterstücks „Versommert“ gefeiert. Die Kombibäder Kettwig und Oststadt sollen später im Mai, jedoch planmäßig starten. Beide waren im vergangenen Jahr wegen Personalmangels noch Mitte Mai geschlossen – bei schönstem Sonnenschein.
Die von Vereinen betriebenen Freibäder in Dellwig und Steele eröffnen die Saison am 5. bzw. am 13. Mai. Sie greifen gern auf 450-Euro-Kräfte zurück, was bei der Stadt nicht möglich ist: Sie vergibt nur versicherungs- und steuerpflichtige Jobs. 2017 hatte der Vorsitzende des städtischen Personalrats, Kai-Uwe Gaida, durchgesetzt, dass erst drei Zeitverträge von Kollegen der Bäderbetriebe entfristet wurden, bevor die Stadt eine Leiharbeitsfirma mit der Suche nach Freibadkräften betrauen durfte. Dieses Jahr habe er keine Einwände, die studentische Arbeitsvermittlung erneut zu beauftragen, sagt Gaida: Derzeit gebe es bei den Bäderbetrieben keine Kollegen mit auslaufenden Verträgen.
Mitarbeiter häufen Überstunden und Urlaubstage an
Andernfalls würde Kurt Uhlendahl wohl schnellstmöglich für ihre Weiterbeschäftigung sorgen. „Fachangestellter für Bäderbetriebe ist ein Mangelberuf. Wer die Ausbildung abgeschlossen hat, wird nie arbeitslos.“ Im Gegenteil: Teilweise werben kleinere Kommunen, die nicht ausbilden, den Nachwuchs aus großen Nachbarstädten ab. In Essen, wo in den kommenden Jahren viele Kollegen in Rente gehen, müsse man daher zukünftig über Bedarf ausbilden. Mit den zwei Azubis pro Jahr sei es nicht mehr getan.
Derzeit erhebe man den Personalbedarf für die Frei- und Hallenbäder, um ein Konzept für die nächsten zehn Jahre zu erarbeiten, sagt Uhlendahl. Wie bisher könne es ja nicht weitergehen: Anfang 2017 hatten allein die 18 Kollegen im Rüttenscheider Bad über 300 Überstunden angehäuft, und kürzlich sei er einer Kollegin begegnet, „die noch 62 alte Urlaubstage hat“. Ein Einzelfall sei das nicht. Und übrigens auch keine Besonderheit der Bäderbetriebe, ergänzt Gaida: „Wenn die Kollegen all ihre Überstunden und Urlaubtage abnähmen, kämen wir mit den Weihnachtsferien nicht hin – dann wäre die Stadtverwaltung den ganzen Dezember über dicht.“
Wer sich für einen Job im Freibad bewerben möchte, wählt die Telefonnummern: 0201-88 52 235 oder 88 52 234.
GRUGABAD-UMBAU LÄSST AUF SICH WARTEN
In die aktuelle Freibadsaison gehe es ohne Großbaustelle, sagt der zuständige Abteilungsleiter bei den Sport- und Bäderbetrieben, Kurt Uhlendahl. Wie auch in anderen Jahren werde man gut 100 000 Euro aufwenden, um in den fünf Frei- und Kombibädern in Essen kleinere Mängel und Schäden zu beseitigen.
„Standardmäßig sind in allen Freibädern Betonsanierungen, Fliesenreparaturen, die Inbetriebnahme der Chlorungsanlagen und die Instandsetzung der Wegeflächen notwendig“, erklärt Uhlendahl. Im Kombibad Oststadt müsse daneben der Sprungturm ertüchtigt werden, im Kombibad Kettwig werde rund ums Sportbecken die gesamte Beckenabsperrung erneuert. Im Freibad Dellwig (Hesse) installiert die Stadt mit dem Betreiberverein Ruwa Dellwig einen neuen Aufsichtsturm, im Freibad Steele stellt man einen Toilettencontainer auf. Nach der langen Frostperiode arbeite man nun unter hohem Zeitdruck.
Das Freibad soll langfristig eine Überdachung erhalten
Das Grugabad startet mit einer überholten Wellenanlage in die Saison, außerdem soll es dort Angebote von Aquafitness über Tauchen bis Yoga geben. Bis Ideen aus dem Bürgerbeteiligungsprozess 2017 umgesetzt werden, dürfte indes noch einige Zeit ins Land gehen. Und auch dann sollte niemand auf ein kühnes Spaßbad mit Sandstrand und angeschlossener Wellness-Oase hoffen.
Man fasse vor allem funktionale und sport-affine Aspekte ins Auge, sagt Uhlendahl. Zunächst formuliere die Verwaltung eine Angebot- und Aufgabenbeschreibung, dann werde sie eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen. Neben einer zukunftsfähigen Sanierung des maroden Grugabades geht es vor allem um eine teilweise Überdachung, die einen Ganzjahresbetrieb ermöglichen soll. Nach dem 120 000 Euro teuren Beteiligungsprozess muss für die Umsetzung solcher Pläne ein Vielfaches an Mitteln aufgetrieben werden; politische Weichenstellungen dafür stehen aus. Die wichtigste ist aus Uhlendahls Sicht immerhin schon getroffen: „Dass das Grugabad als solches unantastbar ist.“
>>> 2017 KAMEN 300.000 GÄSTE IN DIE FREIBÄDER
2017 war mit 302 409 Besuchern in den fünf Essener Freibädern eine gute Saison. Ähnlich gut besucht waren die Freibäder auch 2016 (302 811). Im Jahr 2015 war die 300 000. Marke dagegen verpasst worden: 284 667.
Wie durchwachsen der Sommer 2014 war, lässt sich an der Zahl von nur 194 169 Badegästen ablesen. In den Vorjahren waren es stets mehr: 279 095 im Jahr 2013, 303 409 im Jahr 2012 und im Jahr 2011 immerhin 202 272.
ARBEITEN ZWISCHEN POOL UND KOKEREI
Auch die Stiftung Zollverein sucht für das Werksschwimmbad auf der Kokerei Zollverein noch Badeaufsichten und Rettungsschwimmer, die in den Schulsommerferien vom 14. Juli bis 2. September Zeit haben. Bewerber müssen mindestens 18 Jahre alt sein, ein Rettungsschwimmabzeichen in Silber vorweisen und gesundheitlich fit sein.
Das Werksschwimmbad vor der Koksofenbatterie ist täglich von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Die Badeaufsichten und Rettungsschwimmer arbeiten im System von Früh- und Spätschichten. Zudem gibt es im Rahmen von Abendveranstaltungen eventuell verlängerte Öffnungszeiten. Die Aufsichten werden hier entweder auf Minijob-Basis oder als kurzfristig Beschäftigte auf Steuerkarte angestellt. Wer sich für die „spannende und abwechslungsreiche Nebenbeschäftigung“ in den Sommerferien interessiere, solle sich mit einer Kurzbewerbung mit Lebenslauf bewerben (Bewerbungen an die Stiftung Zollverein, Künstlerisches Betriebsbüro, z.H. Bernward Schilke, Bullmannaue 11, 45327 Essen. Infos unter: 0201-24 681 212. Oder per Mail an: Bernward.schilke@zollverein.de)
Ein Kunstprojekt wurde zum Werksschwimmbad
Das Werksschwimmbad besteht aus zwei aneinander geschweißten Überseecontainern und ist fünf mal zwölf Meter groß. Es entstand im Jahr 2001 als Kunstwerk der Frankfurter Künstler Dirk Paschke und Daniel Milohnic im Rahmen des Projekts „Zeitgenössische Kunst und Kritik”. Seither lädt der von Industriearchitektur spektakulär eingerahmte Pool (fast) allsommerlich zum Bade. Er lockt die Kinder aus der Umgebung, genauso wie Touristen und Fernsehteams an.