essen. . Vier Ensembles zeigen das gleiche Stück – doch nicht nur die Sprache ist anders. Folkwang-Universität lädt zum Shakespeare-Festival.
Vier Länder, vier Ensembles, eine Komödie. Aus Finnland, Südafrika und Palästina hat die Folkwang Universität der Künste junge Schauspieler geladen. Sie spielen beim Shakespeare-Festival jeweils ihre ganz eigene Version des Stückes „Die Zähmung der Widerspenstigen“. Auch ein Folkwang-Ensemble ist natürlich dabei.
Nicht nur die Sprachen werden sich bei den Aufführungen unterscheiden, sondern die Schauspieler nutzen auch unterschiedliche Erzähltraditionen.
Das Festival ist kein Wettbewerb
„Deshalb ist unser Festival auch ausdrücklich nicht als Wettbewerb zu verstehen“, kommentiert Hanns-Dietrich Schmidt das internationale Zusammentreffen. Der Dramaturg und Folkwang-Prorektor für Internationales und Veranstaltungen war im Jahr 2001 Mitbegründer des Festivals und leitet das Shakespeare-Festival zum neunten Mal. „Während der gemeinsamen Zeit soll es vor allem um gegenseitige Anerkennung gehen“. Das Festival biete die Möglichkeit, den Facettenreichtum des Schauspiels zu beleuchten. Es findet im zweijährigen Rhythmus statt, mit stets anderen Ensembles aus anderen Ländern. In der Vergangenheit waren bereits Schauspielergruppen aus Tschechien, New York, Israel und Australien zu Gast, um ihre Interpretationen der Dramen vor internationalem Publikum zu zeigen. Dabei wird sich im Vorfeld auf einen Titel von Shakespeare geeinigt – über die künstlerische Herangehensweise wird sich bewusst nicht abgesprochen. Dann bearbeitet jede Schauspielschule die Inszenierung in eigener Verantwortung.
Die eigene Welt auf der Bühne
„Die Darsteller sollen ihre eigene Beziehung zu dem Stück entwickeln und so in gewisser Weise ihre eigene Welt mit auf die Bühne tragen“, erklärt Hanns-Dietrich Schmidt. Spannend ist in diesem Jahr aber nicht nur die Vorgehensweise, sondern auch der Kontext des Festivals: In der „Zähmung der Widerspenstigen“ geht es unter anderem um eine eigenwillige Frau aus gutem Hause, die von einem herrischen Edelmann in ihre Schranken verwiesen wird. Das passt derzeit genau in die aktuelle „Me too“-Debatte um Sexismus.
Diese Entwicklung konnte zu Beginn der Planungen natürlich niemand vorhersehen. „Wir haben uns das Thema schon vorher eben deshalb ausgesucht, weil es ein strittiges Thema ist und in den Ländern der beteiligten Schulen teils sehr unterschiedlich diskutiert wird. Da hat es bei uns auch einige Debatten gegeben“, sagt Schmidt. Es gehe außerdem nicht einfach nur um das Machtverhältnis zwischen Mann und Frau, sondern um das Hinterfragen von Rollen und Identitäten, die beim Spiel mit wechselnden Verkleidungen erforscht werden.
Zum krönenden Abschluss des Festivals findet eine gemeinsame Inszenierung statt. Diese wird von allen Gruppen gemeinsam unter der Leitung von Brian Michaels entwickelt, der bereits bei den vorigen Festivals als Regisseur beteiligt war.
Los geht es am Mittwoch, 11. April
Das Shakespeare-Festival beginnt heute, Mittwoch, 11. April, mit der deutschen Inszenierung, 19.30 Uhr, Neue Aula, Folkwang-Universität, Klemensborn 39. Die deutsche Version wird ebenfalls am Donnerstag, 12. April, und am Freitag, 13. April, gezeigt.
Finnland ist am Samstag, 14. April, an der Reihe; am Sonntag, 15. April, folgt Palästina mit dem Stück in arabischer Sprache. Südafrika tritt auf am Montag, 16. April (alle 19.30 Uhr). Gemeinsamer Abschluss: Fr., 20. April, und Sa., 21. April. 5 Euro.