Essen. . Die Kfz-Zulassungsstelle in Essen-Steele nimmt um acht Uhr die Arbeit auf, doch Warteschlangen bilden sich schon ab sechs Uhr.
In der Kfz-Zulassungsbehörde in Essen-Steele werden die Bürger dieser Tage wieder auf eine harte Geduldsprobe gestellt. Es kommt zu Warteschlangen und Wutausbrüchen, mancher muss unverrichteter Dinge nach Hause ziehen. Durch die angespannte Situation sind auch die Mitarbeiter hohen Belastungen ausgesetzt. „Wir arbeiten an dem Problem, aber leider kann ich noch keine Entwarnung geben“, sagt der zuständige Personaldezernent Christian Kromberg.
„Die Organisation hier ist eine Katastrophe“
Für Arif Kurtagic (57) ist das schwer verständlich: Er musste jetzt zwei Anläufe unternehmen, um ein neues Kennzeichen zu erhalten. „Mir sind die Nummernschilder gestohlen worden, darum bin ich Mittwochfrüh sofort zur Polizei gegangen, habe Anzeige erstattet.“ Danach habe er sich zur Zulassungsstelle in Steele begeben, „aber da gab es gegen zehn Uhr keine Wartemarken mehr“. Seinen Hinweis, es handele sich um einen Notfall, habe die Mitarbeiterin ignoriert.
Also reihte sich der Altendorfer Tags drauf gegen Viertel vor sechs in die Schlange ein. „Als die Tür um halb acht aufging, stürmten die Leute los, schubsten, rempelten.“ Kurtagic ergatterte eine Marke für einen Termin um 8.50 Uhr, trotzdem sagt sein Sohn Tarik (23), der ihn begleitete: „Die Organisation hier ist eine Katastrophe.“
Schild warnt vor Betrug mit Wartemarken
Die Atmosphäre sei aufgeheizt, sagt auch Thorsten Nieckut, der diese Woche zweimal vergeblich da war. Eine Wartemarke bekam er nicht, zumindest nicht am Automaten: „Es werden aber Marken zum Kaufen angeboten.“
Schon am Eingang warnt daher ein Schild: „Achtung, Betrüger. Kaufen Sie keine Wartemarken.“ Nieckut, der zwei Urlaubstage geopfert hat, möchte nun einen Online-Termin buchen: „Aber für April sind alle weg.“
Ein Autohändler, der oft auf dem Steeler Amt ist und selbst kaum Wartezeit hat, bestätigt: „Für Normalbürger ist das hier unerträglich: Die kommen frühmorgens, und um Viertel nach acht sind alle Wartemarken weg. Unter zweieinhalb, drei Stunden Wartezeit geht hier niemand raus.“ Die Mitarbeiter wiederum seien überlastet – und dem Unmut der Bürger ausgesetzt.
Rund um die Osterferien sei es sehr voll
Dezernent Kromberg bestreitet diese Darstellung nicht grundsätzlich. Er weist aber darauf hin, dass es in der Behörde Stoßzeiten gebe, in denen sich die Lage verschärfe. „Die Organisation hier ist eine Katastrophe.“, wenn viele Bürger Zeit hätten und vermehrt Cabrios und Motorräder angemeldet würden, sei es sehr voll. „Den Ansturm können wir zur Zeit nicht ordnungsgemäß bewältigen.“ Dabei habe man dem Personal nur „sehr restriktiv“ Urlaub gewährt.
Jüngst habe man die Lage in den Bürgerämtern verbessert. Jetzt erhalte das Ausländeramt mehr Personal: Die letzten von 24 neuen Stellen werden im Mai besetzt. „Danach werden wir den Personalbestand in der Zulassungsbehörde erhöhen, damit da erstmal in normalen Zeiten gute Bedingungen herrschen“, kündigt Kromberg an.
Man könne aber nicht unbegrenzt viele Leute für Spitzenzeiten vorhalten, sondern müsse hier andere Lösungen finden. Gefragt, wieso er dafür nicht Mitarbeiter aus anderen Ämtern abziehe, sagt der Dezernent, wegen der Arbeitsplatzbeschreibung sei das nicht von jetzt auf gleich möglich. Auch Jahreszeitkonten ließen sich in der Verwaltung nicht so leicht umsetzen.
Entspannung erhoffe er sich von einer weiteren Digitalisierung, die manchen Behördengang überflüssig machen könne. „Ich hoffe, im nächsten Jahr stehen wir in der Zulassungsbehörde besser da.“