Rüttenscheid. . Obmann Johannes Schandelle ist besorgt über die Entwicklung: In Rüttenscheid funktioniere das Geschäft noch. Was er von den Händlern fordert.
„Es hat sich viel verändert auf den Wochenmärkten, und zwar nicht alles zum besten“, sagt Johannes Schandelle, Obmann des Rüttenscheider Marktes und mit 86 Jahren ein Urgestein unter den Essener Marktbeschickern. Waren die Märkte früher Vollversorger für die Bewohner eines Stadtteils, so kauften heute regelmäßig nur noch ältere Stammkunden und jene, die etwas Besonderes suchten, die unter freiem Himmel angebotenen Waren.
Beschicker finden keine Nachfolger
Supermärkte, Discounter und letztlich der Online-Handel graben den Anbietern immer mehr das Wasser ab. „Viele Kollegen finden keine Nachfolger mehr. Die Stände sterben aus, genauso wie die Kundschaft.“ Für junge Leute, so Schandelles Einschätzung, sei der Gang zum Markt einfach nicht mehr üblich. Bemerkbar mache sich dies durchweg in allen Essener Stadtteilen. „In Frohnhausen ist es besonders schlimm. Wir hatten da mal über 100 Händler, jetzt sind es um die 20.“ Die Folge: Statt dreimal in der Woche findet der Wochenmarkt nur noch zweimal statt. Gut angenommen würden aber nach wie vor die Standorte in Altenessen sowie Borbeck mit 70 bis 80 Händlern – und in Rüttenscheid, wo immer noch 100 Stände auf dem Marktplatz zu finden sind.
Trotz stabiler Besucherfrequenz sehen die Marktbeschicker in Rüttenscheid manches kritisch. Claudia El Bouamri etwa, die hier seit 15 Jahren ihren Gemüsestand betreibt: „Wir bekommen jetzt weniger Müllcontainer zur Verfügung gestellt, gleichzeitig wurde aber vor kurzem schon wieder die Standgebühr erhöht. Ich würde mir wünschen, dass die Stadt die Marktbeschicker mehr unterstützt.“
Ein großes Sortiment
Schandelle kann den Unmut nachvollziehen, appelliert aber immer wieder an seine Kollegen, selbst initiativ zu werden: „Wir müssen herausstreichen, dass wir unsere Kunden ganz individuell beraten. Wir haben frische Waren, ein großes Sortiment – von heimischen bis zu internationalen Produkten.“ Ein großes Plus sei außerdem, dass es auf den Märkten keine unnötigen Verpackungen gebe. „Außerdem ist der Markt ja auch ein Ort, wo sich die Menschen noch begegnen. Das halte ich für wichtig“, ergänzt Claudia El Bouamri. Nicht nur zum Plauschen im Übrigen: Samstags lädt Bäcker Hermann Welp um 12 Uhr zum gemeinsamen Singen. Oft unterstützen Prominente die Chor-Aktion. Am 14. April soll es z.B. Ministerpräsident Armin Laschet sein.