Essen. Der Vorwurf der Begünstigung gegen Ruhrbahn-Betriebsratschef Ahmet Avsar solle Arbeitnehmerposition schwächen. Weitere Vertreter unter Verdacht.
Die Gewerkschaft Verdi hat sich ohne Wenn und Aber vor den Betriebsratsvorsitzenden der Ruhrbahn, Ahmet Avsar, gestellt und den durch externe Juristen erhärteten Verdacht auf Begünstigung in die Nähe eines Komplotts gerückt. „Offenbar soll um jeden Preis verhindert werden, dass eine für die Belegschaft faire Betriebsvereinbarung getroffen wird, so wie sie vor der Fusion von EVAG und MVG von beiden Seiten vereinbart und zugesichert wurde“, erklärte Verdi-Sekretär Rainer Sauer. Ziel sei es, den Betriebsrat durch „absurde Vorwürfe“ einzuschüchtern.
Wie berichtet, steht nach Prüfungen durch die Rechtsanwaltskanzleien Kümmerlein sowie Heinemann und Partner der Verdacht im Raum, dass Avsar sich im Mai 2015 als damaliger Betriebsratschef der Mülheimer Verkehrsbetriebe vom Vorstand vertraglich einen Gehaltssprung um drei Entgeltstufen zusichern ließ, obwohl es dafür fachlich keinerlei Anlass gab. Mittlerweile steht Avsar in gleicher Funktion der Arbeitnehmervertretung des Essen-Mülheimer Gemeinschaftsunternehmen Ruhrbahn vor, sodass die Folgen der damaligen Vereinbarung auch in Essen zum Thema werden.
Rechtliche Prüfungen gegen weitere Betriebsratsmitglieder laufen
Und das ist nicht alles: Nach Angaben eines leitenden Essener Ruhrbahn-Mitarbeiters, der nicht genannt werden will, gebe es konkrete Hinweise, dass weitere Betriebsräte der früheren MVG und heutigen Ruhrbahn nach dem gleichen Muster finanziell bessergestellt worden sind. Die rechtlichen Prüfungen dazu seien noch nicht abgeschlossen. Unter den früheren Evag-Betriebsräten herrsche über das Gebaren ihrer Mülheimer Kollegen jedenfalls einige Irritation. „Die sind ziemlich sauer.“
Empört ist auch Verdi-Sekretär Rainer Sauer, jedoch nicht über die Betriebsräte, sondern über die Unternehmensführung. „Wenn überhaupt, dann muss die Kritik ganz klar in Richtung Geschäftsführung gehen“, so Sauer in einer Mitteilung. Ahmed Avsar stehe zu Unrecht im Fokus. „Seit wann darf sich ein Mitarbeiter selber eingruppieren?“, fragt Sauer rhetorisch.
Verdi zweifelt Seriosität der bisherigen Expertisen an und fordert neue
Wer meine, Vertragsregelungen seien nicht korrekt, müsse sich damit sachlich auseinandersetzen. „Die ungeheuerliche Vorgehensweise gegenüber dem Betriebsratsvorsitzenden und weiterer Mitgliedern des Betriebsrats, die in ihrer Arbeit für die Belegschaft der Ruhrbahn durch hanebüchene Lohnkürzungen auf Linie gebracht werden sollen, sind ein Stück aus dem Tollhaus.“
Der Betriebsrat könne sich der vollen Solidarität der Gewerkschaft sicher sein, betont Sauer, der selbst Mitglied im Ruhrbahn-Aufsichtsrat ist. Zwecks Aufklärung müsse ein „unabhängiges Gutachten“ her. Ist folglich das, was von den beauftragten Kanzleien auf dem Tisch liegt, nicht unabhängig? Sauer: „Da würde ich zumindest ein Fragezeichen setzen.“