Essen. . Vor kleinem Publikum zeigen bekannte Essener Bürger den Dom aus ihrem ganz eigenen Blickwinkel. Zum Auftakt der Reihe führte Thomas Kufen.

Mit einer lebendigen Geschichtsstunde durch 1000 Jahre Essener Frauenstift hat Oberbürgermeister Thomas Kufen am Dienstag eine neue Reihe mit besonderen Abendführungen im Essener Dom gestartet. Unter der Überschrift „Mein Dom – Glaube und Kunst“ zeigen prominente Essener ihren ureigenen Blickwinkel auf dieses Bauwerk, das wie kein anderes für die lange Essener Geschichte steht.

Bei der Premiere hatten gut 20 Besucher die Chance, diesen exklusiven Einblick zu genießen – die Karten zugunsten des Münsterbauvereins waren binnen kurzer Zeit ausverkauft gewesen.

Cosmas und Damian zu Beginn des Rundgangs

Kufen stellte Cosmas und Damian an den Beginn seines persönlichen Domrundgangs. Die beiden Patrone von Stadt und Stift Essen, deren Reliquien einst Stiftsgründer Altfrid aus Rom nach Essen brachte, seien auch am und im Rathaus gleich an mehreren Stellen präsent, erzählte Kufen – sogar in seinem Büro seien sie anzutreffen.

Für ihn hätten die beiden vermutlich aus dem heutigen Syrien oder der Türkei stammenden Ärzte zudem einen ganz aktuellen Bezug, betonte der Oberbürgermeister und verwies auf mittlerweile knapp 11 000 Essener mit syrischen Wurzeln.

Frauen aus dem Hochadel kamen in den Essener Stift

Immer wieder betonte Kufen die „einzigartige, reiche Stadtgeschichte“, die Essen ganz maßgeblich den Äbtissinnen des Stifts verdankt, die aus den höchsten Adelskreisen des Mittelalters stammten. Fast eintausend Jahre lang bestand das Stift, das als Ursprung der Stadt angesehen werden kann.

Bereits im jungen Alter von zwölf Jahren wurden Mädchen und Frauen aus dem deutschen Hochadel von ihren Familien in das Frauenstift gesandt, um dort eine Ausbildung zu bekommen. Kaum mehr als 5000 Einwohner hatte die mittelalterliche Kleinstadt – erst als die Industrialisierung Anfang des 19. Jahrhunderts Einzug hielt, begann das starke Wachstum.

Siebenarmiger Leuchter ist der älteste Kunstgegenstand im Dom

Wichtig für Essen war besonders Mathilde, Enkeltochter Kaiser Ottos des Großen, die der heutigen Domkirche nicht nur den Westbau stiftete, der mit seinem angedeuteten Achteck eine Anlehnung an den Aachener Kaiserdom ist.

Mathilde stiftete auch die Goldene Madonna und den Siebenarmigen Leuchter. „An dem gehen viele so achtlos vorbei“, kommentierte Kufen. Dabei ist der Leuchter – er entstand um das Jahr 970 – der älteste Kunstgegenstand im Dom und der älteste erhaltene christliche siebenarmige Leuchter überhaupt, wie Andrea Wegener, Leiterin der Domschatzkammer, ergänzte.

Kreuzgang ist für Kufen ein „magischer Ort“

Die wunderbar wärmende und beruhigende Atmosphäre, die die hohen Gewölbe ausstrahlen, teilten sich auch den Besuchern beim Rundgang mit. Als seinen „Lieblingsort“ auf der Dom-Insel stellte der Oberbürgermeister aber den Kreuzgang vor – „ein ganz magischer Ort mit einer fast mystischen Atmosphäre“. Neben dem Blick vom Dach der Zeche Zollverein und dem Ausblick auf den Baldeneysee sei der Kreuzgang für ihn einer der drei herausragenden Orte in Essen, erzählte Kufen.

Inmitten des alltäglichen Stadttrubels empfahl der OB den Kreuzgang für eine Besinnungspause. „Egal, welcher Rummel auf der Kettwiger Straße herrscht, hier finden Sie Ruhe!“ Wenn es sein Terminplan zulasse, mache er vom benachbarten Rathaus gerne einen Abstecher durch die historische Oase im Herzen der Stadt.

>>> Auch Merkel ging schon mit Kufen in den Dom

  • Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel wurde von Thomas Kufen schon mal in den Dom geführt, und zwar im Jahr 2015 am Rande eines Auftritts im OB-Wahlkampf. Damals habe er ihr auch erzählt, dass Fürstäbtissin Mathilde im 10./11. Jahrhundert 40 Jahre lang den kleinen Essener Kirchenstaat regiert habe. „Da hat Frau Merkel noch etwas vor sich“, so Kufen bei der Führung mit einem Schmunzeln.
  • Die nächste Abendführung in der Reihe gestaltet am Dienstag, 19. Juni, ab 20 Uhr Dompropst Thomas Zander. Karten zum Preis von 5 Euro sind ab 26. Mai in der Domschatzkammer erhältlich.