Essen. . Philharmonie Essen präsentiert die „Sounds of Africa“. Weltmusik-Biennale will dem Publikum die Musik entfernter Kontinente näher bringen.

Lange hat man die Konzertsäle der Republik ganz selbstverständlich als Heimstatt von Beethoven, Brahms und Bruckner verstanden. Inzwischen haben nicht nur Jazz und Entertainment ihren festen Programm-Platz in den Klassikhäusern, um Brücken für ein neues Publikum zu bauen. Die Philharmonie Essen will in Zukunft auch ein Ort sein für fremde Kontinente und deren Kulturen. Mit „Sounds of Africa“ wird vom 25. bis 27. Mai der Anfang gemacht. Das dreitägige Festival will weit mehr sein als ein farbenfroher Ausflug in die für viele fremde Welt Westafrikas, sondern der Anfang einer Reihe, die sich alle zwei Jahre mit der reichen Künstlerszene und Musiktradition anderer Nationen beschäftigt und für eine Begegnung auf Augenhöhe steht.

„Wenn die Essener Philharmonie einen Raum gibt, ist das schon eine Wertschätzung“, sagt Thomas Kempf von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die die Weltmusik-Biennale unterstützt. Das Programm, das mit hochkarätigen Gästen vom schwarzen Kontinent aufwartet, sei auf der Ebene eines Konzerthauses schon „genau richtig angesiedelt“. Bassekou Kouyaté beispielsweise gilt als einer der wichtigsten Musiker und Politiker seines Landes. Neben seiner westafrikanischen Langhals-Spießlaute bringt er am 25. Mai einen weiteren legendären Künstler, Habib Koité mit. Im Doppel wollen sie ihre behutsam modernisierten traditionellen Lieder aus Gambia, Mali und dem Senegal mit Elementen aus Blues, Flamcenco und Reggae bereichern. Nicht minder prominent ist Oumou Sangaré in ihrer westafrikanischen Heimat. Die Grande Dame des Mali-Pop und UN-Botschafterin berichtet in ihren Liedern auch von den Nöten und Stärken der afrikanischen Frauen, benennt Themen wie Polygamie und Beschneidung, und unterstreicht damit die gesellschaftliche und auch politische Bedeutung der Songs.

Mit der angespannten Situation in den heimischen Ländern, der Bedrohung der kulturellen Identität durch radikale Islamisten, beschäftigt sich Lutz Georgs Film-Doku „Mali Blues“ dann am Sonntag, 26. Mai, im Filmstudio, während der Samstag dem Kennenlernen, der Begegnung und auch dem Mitwirken gehört. Beim Open-Air-Programm im Stadtgarten kann das Publikum bei freiem Eintritt der Gospel- und Soulsängerin Onita Boone lauschen oder an einem Gospel-, Trommel- oder Tanz-Workshop in der Philharmonie teilnehmen.

Lokale Akteure und Stars auf einer Bühne

Parallel zum Konzertprogramm gibt es einen afrikanischen Markt mit Schmuck, Kunsthandwerk und malischer Teezeremonie, während die Ausstellung „Schwarz ist der Ozean“ des Afrikanisten Serge Palasie die aktuelle Tragödie kenternder Flüchtlingsboote im Mittelmeer mit der Geschichte von Sklavenhandel und Kolonialismus in Verbindung setzt. Mit dem Essener „Soul of Africa“-Museum sei man auch im Gespräch, so die künstlerische Leiterin der Philharmonie, Babette Nierenz.

Lokale Akteure und Stars des Kontinents, Newcomer und Altmeister, traditionelle Instrumente wie das Balafon und ein modernes Bandinstrumentarium zusammenzubringen, das ist die Absicht der Weltmusik-Biennale. Sie will Künstler entfernter Kontinente dabei mit größtmöglicher Selbstverständlichkeit in das bislang weitgehend eurozentristisch geprägte Programm einer Philharmonie einbinden.

Für Philharmonie-Intendant Hein Mulders ist die Auswahl der Musiker dabei ein „starker Auftakt“ und ein Statement zugleich. 2020 soll das Festival weitergehen, dann möglicherweise mit einem musikalischen Blick in den Nahen Osten. Weitere Ausflüge in fremde Kontinente und Klangwelten sind geplant. An Themen und Künstlern, deren musikalische Einflüsse immer stärker in die europäische Kultur hineinspielen und die längst Anschluss an den globalen Kunstbetrieb gefunden haben, würde es nicht fehlen, erklärt Nierenz.

„Sounds of Africa“ im Überblick

Das Konzert von Bassekou Kouyté und Habib Koité startet am 25. Mai, um 20 Uhr, im Alfried-Krupp-Saal der Philharmonie.

Eine Afrikakonferenz organisiert der Essener Verbund der Immigrantenvereine am 26. Mai (12.30 bis 15 Uhr) in der Philharmonie.

Das große Open Air Programm mit Live-Musik, Trommel-Workshop und einem afrikanischen Markt lockt am 26. Mai ab 16 Uhr in den Stadtgarten.

Die Nachtmusik im RWE Pavillon der Philharmonie beschallt am 26. Mai ab 22 Uhr der kongolesische Vielseitigkeitskünstler Baloji.

Den Dokumentarfilm „Mali Blues“ kann man am 27. Mai ab 15 Uhr im Filmstudio Glückauf, Rüttenscheider Straße, sehen.

Oumou Sangaré sorgt für den klangvollen Abschluss am 27. Mai, 20 Uhr, in der Philharmonie.

Karten und Infos unter 0201-81 22-200 oder auf: www.theater-essen.de