Die Essener Tafel wird ihren vorübergehenden Aufnahmestopp für Ausländer auch nach der ersten Sitzung des Runden Tisches aufrechterhalten. Die Teilnehmer verständigten sich jedoch auf eine Sprachregelung, mit der offensichtlich alle leben können. Die derzeitigen Beschränkungen sollen „schnellstmöglich“ aufgehoben werden.
Die Essener Tafel wird ihren vorübergehenden Aufnahmestopp für Ausländer auch nach der ersten Sitzung des Runden Tisches aufrechterhalten. Die Teilnehmer verständigten sich jedoch auf eine Sprachregelung, mit der offensichtlich alle leben können. Die derzeitigen Beschränkungen sollen „schnellstmöglich“ aufgehoben werden.
„Ich habe nie etwas anderes gesagt“, erklärte dazu der Vorsitzende der Tafel, Jörg Sartor, der am Samstag für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt wurde, im Gespräch mit der Redaktion. Im Klartext: Erst einmal bleibt alles, wie es ist.
In wenigen Wochen könnte sich das aber ändern. Laut Sartor ist der Anteil der Deutschen unter den Tafel-Kunden auf 40 Prozent gestiegen, 60 Prozent seien nicht im Besitz eines deutschen Passes. Als der Vorstand den vorübergehenden Aufnahmestopp für Nicht-Deutsche aussprach, lag deren Anteil noch bei 75 Prozent. „In drei Wochen ist das in der Waage“, sagte Sartor und stellte damit in Aussicht, dass dann auch wieder bedürftige Ausländer als Neukunden aufgenommen werden. Sozialdezernent Peter Renzel geht davon aus, dass es „Ende März soweit ist“.
Dass sich das Verhältnis statistisch relativ schnell wieder angleicht, liegt auch daran, dass Berechtigungskarten für Lebensmittel an junge Alleinstehende bis zum Alter von 30 Jahren gleich welcher Herkunft nur für drei Monate ausgegeben werden und nicht für ein Jahr wie sonst üblich. In dieser Altersgruppe sei der Anteil an Ausländern besonders hoch, so Sartor. Seit dem 10. Januar nimmt die Tafel nur Deutsche als Neukunden auf.
Unter Renzels Moderation hatten Vertreter der Essener Tafel, der Wohlfahrtsverbände und der Migrantenselbstorganisationen erstmals gemeinsam am vergangenen Freitag darüber beraten, wie es weitergeht und wie die Tafel jene vorrangig erreichen kann, die Hilfe besonders nötig haben. In einer gestern veröffentlichten gemeinsamen Erklärung heißt es: Sollte es zukünftig bei der Aufnahme von Neukunden erneut „zu Kapazitätsengpässen“ kommen, sollen Alleinerziehende, Familien mit minderjährigen Kindern und Senioren bevorzugt aufgenommen werden – egal welcher Herkunft.
Darüber hinaus werde die Tafel ihre Kernzielgruppe um die Gruppe der alleinstehenden über 50-jährigen Essener im Transferleistungsbezug erweitern.
Das heißt: Jüngere, alleinstehende Männer würden dann vorübergehend nicht aufgenommen. Grund für den vorübergehenden Aufnahmestopp waren allerdings nicht „Kapazitätsengpässe“, sondern der Umstand, dass der Anteil deutschen Kunden immer weiter zurück ging. Die „deutsche Oma“ habe sich nicht mehr wohlgefühlt, so Sartor.
Der Runde Tisch will nun über das Angebot der Tafel informieren; Ziele und Zweck des Vereins sollen in unterschiedliche Sprachen übersetzt und verteilt werden. Der Verbund der Migrantenselbstorganisationen will seine Mitglieder mobilisieren, sich ehrenamtlich zu engagieren. Der Runde Tisch will sich regelmäßig treffen.
Jörg Sartor wertet derweil das Votum der Mitgliederversammlung der Tafel als Bestätigung. Der 61-Jährige war am Samstag mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt worden. Sartor erhielt 50 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und vier Enthaltungen. Nicht alle Anwesenden seien mit der Entscheidung des Vorstandes, vorübergehend einen Aufnahmestopp für Nicht-Deutsche auszusprechen, einverstanden gewesen. Sie wären vorher gern gefragt worden.
Laut Satzung könne der Vorstand aber ohne Rücksprache mit den Mitgliedern entscheiden, so Sartor. Er selbst habe aus der Öffentlichkeit viel Zuspruch erfahren, unter anderem auch vom ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Peer Steinbrück – verbunden mit einer Spende an die Tafel in Höhe von 1000 Euro.