Essen. . Die Stadt Essen hält den Aufwand, Hilfen für Flaschen-Sammler zu installieren, für zu aufwändig. Doch damit will sich nicht jeder zufriedengeben.

Zweieinhalb Jahre nach den ersten Debatten über Pfandringe an öffentlichen Mülleimern ist die Stadtverwaltung entschlossener denn je: In Essen soll es sie nicht geben. Doch mit dieser Einschätzung wollen sich nicht alle Bürger zufrieden geben.

Die Ringe sollen grundsätzlich jenen Menschen das Leben erleichtern, die Pfandflaschen aus Mülleimern ziehen. Sie sollen Verletzungsgefahren minimieren und das Abfall-Volumen reduzieren.

Im Frühjahr 2015 hatten SPD und CDU die Verwaltung erstmals damit beauftragt, Erfahrungen aus anderen Städten einzuholen. Schon damals hieß es nach Berichten aus fünf Kommunen: Der Aufwand stehe finanziell und organisatorisch in keinem Verhältnis zum Ertrag. Zwar würden Flaschensammler die Ringe nutzen – doch sie hielten sie nicht davon ab, auch weiterhin Mülleimer zu durchsuchen. Auch die Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) meldeten Bedenken an: Pfandringe würden bei der Leerung stören. Viele Kommunen hätten ihre Tests nicht fortgesetzt. Beschädigte Ringe würden ersatzlos abmontiert.

„Einsatz sinnvoll in stark frequentierten Bereichen“

Die Stadt Düsseldorf kam jetzt allerdings zu einem etwas anderen Ergebnis: „Grundsätzlich positiv“ bewertet wurde ein einjähriger Versuch mit 24 Pfandringen im Stadtgebiet. „Im Ergebnis“, heißt es in Düsseldorf, „erscheint ein Einsatz in stark frequentierten Bereichen sinnvoll.“ Auch wenn Bedenken, dass Pfandringe auch von denen benutzt werden, die gar nicht bedürftig sind, nicht ausgeräumt werden konnten.

Die Stadt Essen hat aber ein ganz anderes Problem: Der Nutzen der Pfandringe sei „nur marginal feststellbar“, und vor allem finanziell seien Pfandringe in Zeiten, in denen die Stadt nur unbedingt notwendige Aufgaben bezahlen dürfe, nicht darstellbar. Entsprechend „kritisch“ sei die Verwaltung weiter gegenüber dem Thema Pfandringe eingestellt. Daran änderten auch die Düsseldorfer Ergebnisse nichts, heißt es jetzt in einer Vorlage für den Ordnungs-Ausschuss.

Pfandringe könnten Beitrag zur Sensibilisierung leisten

Erfahrungen zunächst aus fünf Städten

Ausgewertet wurden in der Stadtverwaltung zunächst die Feldversuche der Kommunen Bamberg, Bielefeld, Karlsuhe, Münster und Köln. Dort hatte es Pilotprojekte gegeben.

Unterschiedlich bewertet wurde das Thema Sauberkeit: Mancherorts wurden Pfandringe zweckentfremdet – zum Beispiel für Kaffeepappbecher.

Das will Rolf Fliß, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Ratsfraktion, so nicht hinnehmen: „Ich bin immer noch dafür, es in Essen mal zu versuchen, zum Beispiel auf der Rüttenscheider und Kettwiger Straße.“ Ähnlich sieht das Markus Pajonk von der Sozial-Initiative „Essen packt an“: „Besonders nach der Tafel-Debatte brauchen wir mehr Sensibilisierung für die Themen Armut und Altersarmut.“ Pfandringe könnten da einen Beitrag leisten. Grundsätzlich findet auch Caritas-Direktor Björn Enno Hermans die Installation von Pfandringen „keine schlechte Einrichtung“: Sie könnten Bedürftigen dabei helfen, ihre Würde zu erhalten. Wer Pfandflaschen sammle, würde jedoch häufig auf reguläre Hilfen verzichten – das habe häufig mit „ganz persönlichen Belastungslagen“ zu tun.