Essen-Kray. . Die Rad-Touristik hat den Rennsport ersetzt, geblieben ist die Leidenschaft: Der RRC Kray wirbt mit Gruppen-Touren für das Hobby und den Verein.

Rad gefahren ist Gerd Bolgehn (76) so lange er sich erinnern kann. Schon als Kind, dann als Jugendlicher beim Verein Olympia Steele. Er nahm an Rennen teil und wurde Dritter bei der Stadtmeisterschaft. Inzwischen ist er seit 28 Jahren Vorsitzender des Rad-Renn-Clubs Blitz Kray und steigt nach wie vor regelmäßig in den Sattel. Nun lädt er mit seinen Mitstreitern im Verein alle Interessierten zu gemeinsamen Radtouren ein, um diese für den Sport und das Hobby zu begeistern – und um neue Mitglieder zu gewinnen.

Hans Stein gründete den Verein im März 1953, der damals insgesamt sechs Mitglieder und sportliche Ambitionen hatte. Von den Erfolgen der Jahrzehnte zeugen zahlreiche Pokale in einem Nebengebäude der Zeche Bonifacius, die seit Ende der 1970er Jahre Clubsitz ist. Zur Vereinshistorie gehören erste Rennen 1954 um den Pepsi-Cola-Preis durch Kray und spätere Stadtmeisterschaften wie 1962, als 19 Krayer Blitze starteten.

Fahrten nach Rügen oder nach Rimini

Von ungewöhnlichen Fahrten wie 1990 in die ehemalige DDR und zu den Rügener Kreidefelsen, von Herausforderungen wie der Schwarzwaldhochstraße und von Radsternfahrt nach Rimini, ist in der Chronik des Rad-Renn-Clubs zu lesen. Dessen Mitgliederzahl wuchs damals rasch bis auf 120 Mitglieder, die es noch in den 1990ern waren, sagt Herbert Stimper (67), der seit 28 Jahren Geschäftsführer ist und in der Zeit auch erfahren musste, wie die Doping-Debatte im Radsport auch dem Club in Kray zusetzte. 40 Mitglieder gibt es heute, darunter acht Frauen.

„Mein Sohn ist mit 31 Jahren das jüngste Mitglied, und er war einer der

letzten, die Radrennen fuhren“, sagt Heribert Dernehl (68), der als Kind um die elterliche Gaststätte, das Haus Dernehl nahe der Synagoge, radelte, und als Vater dann mit dem Nachwuchs vor rund 15 Jahren zu den Blitzen kam. „Unser Club leidet heute wie viele Vereine unter Nachwuchsmangel“, sagt er und glaubt, dass viele lieber allein fahren wollen und sich nicht binden mögen.

Ein zeitintensives und teures Hobby

„Der Radsport ist zudem ein zeitintensives und teures Hobby“, ergänzt Fritz Pahlke (79), leidenschaftlicher Radrennfahrer. Allein beim Training steige man bis zu drei Mal pro Woche aufs Rad, das um die 2000 Euro koste. Er selbst musste sich 27 DM leihen, um 1984 in den Club einzutreten, erinnert sich der frühere Bergmann. Lange Zeit war er durch Beruf und Hobbys wie Fußball und Tischtennis viel zu eingespannt, um sich dem Radsport zu widmen. Als begeisterter Zuschauer stand er zunächst am Rand, wenn die Fahrer beim Rennen am Volksgarten vorbeirauschten. Später radelte er mit Clubkollegen bis zu 17 000 km im Jahr bei den Wochenend-Touren.

Diese Rad-Touristik-Fahrten haben im Krayer Club längst den Radrennsport ersetzt. Die Blitze selbst laden nach wie vor am letzten Sonntag im August zur Radtouristik ein und bis zu 1000 kommen. Das Osterrennen hingegen ist seit geraumer Zeit aus finanziellen Gründen Geschichte. „Früher haben wir für 15 000 DM ein ganzes Rennen organisieren können, heute bekommen wir für 7500 Euro nicht einmal einen Zielrichterwagen“, sagt Herbert Stimper.

Hilfe bei technischen Fragen und ein Plausch

Mit den neuen Gruppen-Fahrten wollen sie ohnehin keine Rennfahrer, sondern Hobbyradler ansprechen. Wer sich anschließt, profitiere vom Wissen der Blitze auch abseites der bekannten Trassen. Es gebe Hilfe bei technischen Fragen, einen Plausch zwischendurch und mitunter Freundschaften, die sich bilden.

Herbert Stimper und Fritz Pahlke vor ihrem Vereinheim, einem ehemaligen Gebäude der Zeche Bonifacius
Herbert Stimper und Fritz Pahlke vor ihrem Vereinheim, einem ehemaligen Gebäude der Zeche Bonifacius

Die Natur vom Rad aus zu erleben und den frischen Wind zu spüren, das macht für Heribert Dernehl und Fritz Pahlke einen Teil ihrer ungebrochen Faszination fürs das Radfahren aus, ohne das sie bereits nach wenigen Tagen kribbelig werden. Gerd Bolgehn geht es ähnlich: „Wenn die Sonne scheint und die Temperatur stimmt, sitze ich auf dem Drahtesel.“

>>KRAYER BLITZE LADEN ZUM GEMEINSAMEN RADELN
„Spaß am Radfahrern und das mit den Krayer Blitzen genießen“ heißt das neue Angebot des Vereins. Die Fahrten (ca. 40 km) finden jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat statt. Das Tempo soll sich nach dem langsamsten Radler richten. Auf dem Weg zu Kultur und Natur werden historische Orte und Sehenswürdigkeiten der Region angesteuert – mit Austausch und Einkehr. Helme sind Pflicht. Nichtmitglieder zahlen wegen der Versicherung 3 Euro. Start und Ziel: Vereinsheim, Korthover Weg 55-57 (hinter Aldi). Am Start (10 Uhr)und Ziel (15 Uhr) bereiten die Vereinsfrauen eine kleine Stärkung vor.

Termine: Tetraeder (28. März), Grafenmühle (11. April), Zeche Ewald (25. April), Schiffshebewerk Henrichenburg (9. Mai), Kemnader See (23. Mai).

Info: www.blitzkray.de, Anmeldung: kontakt@blitzkray.de