Essen. Darius Spodymek liefert Pakete in Essen mit dem E-Auto aus. Der 46-Jährige ist angetan von dem Wagen – und fährt privat doch lieber einen Golf.

Dieselaffäre? Fahrverbote? Darius Spodymek kann darüber nur müde lächeln. Der 46-jährige ist Paketbote bei der DHL und liefert seit dem vergangenen Sommer Päckchen und Pakete im Kleintransporter mit Elektro-Antrieb aus. „Für die Arbeit ist das im Stadtverkehr das perfekte Fahrzeug“, sagt Spodymek, drückt aufs Gaspedal und rauscht fast geräuschlos davon.

Bei der Deutschen Post/DHL sind sie mächtig stolz auf ihren „Streetscooter“ Marke Eigenbau. Weil die Automobilindustrie anfangs keinerlei Interesse zeigte, entwarf der Logistik-Riese sein eigenes E-Mobil. Inzwischen sind auf deutschen Straßen 5000 Streetscooter unterwegs, 44 davon in Essen. Über kurz oder lang soll der komplette Fuhrpark elektrisch fahren.

Der Fahrersitz ist hart wie ein Brett und sportlich ist nur das Lenkrad.

Auch Darius Spodymek wurde anfangs belächelt. Nun, der Scooter sieht aus, als wollte er noch wachsen. Und innen bietet jeder VW Käfer. der in Wolfsburg schon vor einem halben Jahrhundert vom Band lief, mehr Komfort. Tachometer, Blinker, ein Schalter für die Nebelschlussleuchte, einer für die Warnblinker und ein kleiner Hebel fürs Vorwärts oder Rückwärtsfahren – das wär’s. Der Fahrersitz ist hart wie ein Brett, dafür – welch’ unerwarteter Luxus – aber beheizt. Sportlich ist allein das Lenkrad. Denn bei 95 Km/h ist Schluss. Aber Spodymek muss ja nicht über die A 40.

Sein Zustellbezirk liegt in der Innenstadt. 22 Kilometer legt er pro Tag zurück. Sorgen, dass seinem Wagen während der Schicht der Saft ausgehen könnte, muss er sich nicht machen. Auf dem Gelände der Zustellbasis an der Graf-Beust-Allee in Stoppenberg kommen die Scooter über Nacht an die Ladesäule. „Die Batterie ist voll. Das reicht mindestens für 55 Kilometer.“ Normalerweise sogar für 80. Die Frage nach der Reichweite, sei übrigens die häufigste, die ihm von Passanten, die neugierig geworden sind auf den knallgelben Kastenwagen, gestellt werde.

Zwei Kollegen sind schon liegen geblieben

Etwa 140 Pakete passen hinein. Einmal pro Schicht müssen die Fahrer nachladen.
Etwa 140 Pakete passen hinein. Einmal pro Schicht müssen die Fahrer nachladen.

Etwa 2500 Kilometer hat Darius Spodymek am Steuer seines E-Autos bislang zurückgelegt. Zwei seiner Kollegen seien auch schon mal liegen geblieben. „Einer mitten auf der Limbecker Straße und das auch noch im Weihnachtsgeschäft. Ein Elektro-Autos lässt sich aber nicht auskuppeln und anschieben, also musste ein Abschleppwagen her. „Da war ganz schön Alarm.“

Darius Spodymek konnte sich auf seinen Scooter bislang verlassen. In der Innenstadt gehören die gelben Flitzer inzwischen fast schon zum Straßenbild. Auf Fußgänger muss der 46-Jährige allerdings besonders achten, wenn er auf den Willy-Brandt-Platz einbiegt. So mancher bemerkt den Transporter nicht, wenn er sich fast lautlos von hinten nähert. „Aber die Hupe klingt ja ganz süß“, sagt Spodymek und lächelt. Auf der Kettwiger Straße stellt er seinen Wagen ab. Weiter geht es zu Fuß, schnellen Schrittes mit Sackkarre oder ohne. Dann kommt es auf das richtige Schuhwerk an.

In der Innenstadt geht es häufig zu Fuß weiter.
In der Innenstadt geht es häufig zu Fuß weiter.

Spodymek ist seit 1991 bei der Post. „Posthauptschaffner“ hat er gelernt. Anfangs stand er hinterm Schalter. „Aber das hab’ ich nicht lange ausgehalten.“ Seit 1995 ist er als Paketzusteller unterwegs. Hier ein Scherz auf den Lippen, dort einen flotten Spruch – Spodymek mag seinen Job, und seine Kunden mögen ihn. Man kennt sich.

„Früher war mein Bezirk vier Mal so groß“, erzählt er. Zehn Jahre vielleicht sei das her. Heute teilen sich vier Zusteller, was früher einer alleine erledigt hat. Und jeder lädt seinen Transporter zwei Mal pro Schicht voll. Wenn sie zurück fahren zur Graf-Beust-Straße, um neue Pakete nachzuladen, sind ihre Wagen zu drei Viertel voll mit Paketen. Geschäfte versenden ihre Waren oder schicken zurück, was Kunden haben zurückgehen lassen. Das Kaufverhalten hat sich verändert und damit der Warenfluss. Die Logistik-Branche profitiert. „Unsere Wachstumsrate liegt zwischen 10 und 15 Prozent pro Jahr“, weiß Spodymek. Auch deshalb lag es nahe, dass DHL nach einer Alternativen zum Diesel gesucht hat.

Noch ist der Diesel in der Überzahl

Die DHL setzt auf E-Mobilität, trotzdem sind im Zustelldienst Diesel-Transporter noch deutlich in der Überzahl. An den drei DHL-Standorten in Vogelheim, Stoppenberg und Steele-Horst sind es insgesamt 120 Dieselfahrzeuge.

Durch den Einsatz von bundesweit 5000 E-Mobilen hat die DHL den jährlichen Ausstoß von Kohlendioxid nach eigenen Angaben um jährlich 16 000 Tonnen gesenkt.

Das Kaufverhalten und der Warenfluss verändern sich

Privat fährt Darius Spodymek einen Golf Cabrio, einen Benziner, keinen Diesel. Würde er auf ein Elektro-Auto umsteigen? „Die Reichweite wäre mir noch zu gering.“ Und ob Batterien wirklich umweltfreundlicher sind? Spodymek ist skeptisch und ist sich doch sicher: Den E-Autos gehört erst einmal die Zukunft.