Essen-Rüttenscheid. Das Ruhr-Sound-Orchester ist die moderne Version eines Fanfarenzugs. Am Samstag spielen die 60 Musiker mit fast 100 anderen in Rüttenscheid.

Die Auftritte bei Schützenfesten, die traditionellen Bräuche, die Vereinsmeierei – darauf wollten ein paar Blasmusiker aus Essen endlich mal pfeifen. „Wir wollten etwas Modernes schaffen“, sagt Michael van de Löcht. Nach vielen Jahren in klassischen Musikzügen gründete er mit Freunden 2009 das Ruhr-Sound-Orchester. „Wir waren sechs oder sieben Leute und haben im Raucherraum unter der Reformationskirche geprobt“, erzählt van de Löcht. Da ist längst kein Platz mehr für die inzwischen fast 60 Instrumentalisten.

In den ersten Monaten rannten Blasmusiker aus dem ganzen Ruhrgebiet der noch kleinen Gruppe die Türe ein. „Das hat sich überschlagen. Manchmal kamen bei einer Probe drei, vier neue Leute auf einmal dazu und wir wussten nicht, woher“, erzählt Andy Mees. „Sogar der Küster der Kirche spielt mit. Wir haben wohl Gottes Segen.“ Das Orchester zog für die Proben in den Saal der Gemeinde um, die Kellerräume sind jetzt mit Instrumenten vollgestellt.

Auftritt sogar beim Rosenmontagszug in Düsseldorf

Der Sound des Orchesters kommt beim Publikum offenbar gut an. „Wir zeigen: Blasmusik geht auch in jung“, sagt van de Löcht, der musikalische Leiter. Mit Auftritten bei verkaufsoffenen Sonntagen und Stadtfesten ging es los, vergangenes Jahr lief das Ruhr-Sound-Orchester beim Rosenmontagszug in Düsseldorf mit. „Nicht alle bei uns finden Karneval toll. Aber da können wir in kurzer Zeit viel Geld verdienen“, erklärt van de Löcht. Damit werden Instrumente angeschafft, Busfahrten zu weit entfernten Auftritten oder die Miete für den Probesaal bezahlt. „Und wenn der Karneval vorbei ist, spielen wir auf jeden Fall wieder ein anderes Programm.“

Das unterscheidet sich vom klassischen Repertoire eines Blasmusikzugs. „Wenn wir für einen Geburtstag gebucht werden und ein Opi einen Marsch hören möchte, dann tun wir ihm den Gefallen“, sagt van de Löcht. Sonst hält man sich an Pop-Songs und setzt sie mit 60 Bläsern um. Zweimal pro Woche wird geprobt. Am Dirigentenpult steht ein studierter Posaunist. „Der hört auch bei 50 Leuten noch, wenn einer einen falschen Ton spielt“, erzählt Andy Mees. „Aus 30 Metern Entfernung!“ So ein Fehler könnte Mees nie passieren. Zwischen all den Blasmusikern ist er – der Schlagzeuger.

>>> Konzert mit 150 Musikern

Das Ruhr-Sound-Orchester tritt am Samstag, 10. März, ab 18 Uhr im Saal der Reformationskirche an der Julien­straße 39 auf.

Mit dabei sind auch der Seehasen Fanfarenzug Friedrichshafen, die Ruhrpott-Guggis und das Essener Akkordeon-Orchester. Der Eintritt ist frei.