Essen. . Ein Charity-Abend im GOP-Varieté gehörte der Skateboard-Hilfe. Skate-Pionier Titus Dittmann traf Promi-Gäste wie Henning Baum und Ralf Möller.
Fast hätte der Abend im GOP-Varieté mit einem blöden Unfall begonnen. Kraftpaket Ralf Möller, Hollywoods Gladiator und Schwarzenegger-Freund, stolperte, weil ein paar Bretter im Weg herumlagen. In letzter Sekunde konnte der Schauspieler seine Muskelmassen sortieren und sich auf den Beinen halten. Doch der kleine Zwischenfall zeigte, dass der Tagesschausprecher damals nicht völlig daneben lag, als er 1977 vor Skateboards warnte und verkündete, dass über ein Verbot der Rollbretter in Deutschland nachgedacht werde. Dazu kam es bekanntlich nicht, aber Titus Dittmann erzählt diese Geschichte immer wieder gerne.
Baum vermisste einen Skate-Park in Heisingen
Dittmann ist Deutschlands Skateboard-Pionier, der Lord of the Boards. Von Münster aus hat er die Jugendkultur seit den 70er-Jahren in das ganze Land und durch Europa getragen. Bis heute, mit fast 70, gilt er als einer der lässigsten Asphalt-Surfer überhaupt. Inzwischen ist er aber hauptsächlich als Wohltäter im Einsatz. An diesem Abend mit prominenten Gästen in Essen sammelte er Geld für seine Organisation Skate-Aid und viele Lobeshymnen. Zum Beispiel von Schauspieler und Ur-Essener Henning Baum. „Mein lieber Titus, wo warst du nur, als ich dich früher in Heisingen gebraucht hätte? Du hättest einen schönen Skate-Park dort bauen können, stattdessen musste ich die Straße nehmen“, sagte er hinter den Kulissen und lachte, als er über seine frühen Skateboard-Erfahrungen erzählte.
Rund 280 Gäste hatten sich zu dieser ungewöhnlichen Charity-Veranstaltung im Varieté eingefunden, und manche von ihnen hatten eine gut gefüllte Brieftasche mitgebracht. Da dachten sie schon an die Versteigerung: 800 Euro für ein Skateboard mit Unterschrift und Ottifanten-Logo von Otto, über 1000 Euro für einen Start beim Oldtimer-Rennen und Hotelübernachtung in Köln – zunächst 1000 Euro für ein Skateboard mit Autogramm von Henning Baum, dessen Wert sich aus Sicht einer jungen, blonden Frau gar verdoppelte, als der Schauspieler das Brett vor ihren Augen auch noch küsste. Also zahlte sie 2000 und bekam dafür eine Umarmung obendrauf.
Skate-Parks in Afghanistan
Titus Dittmanns Organisation Skate-Aid will mit Projekten in Kriegs- und Krisenländern Kindern und Jugendlichen unbeschwerte Augenblicke bescheren. Im GOP zeigte Dittmann zusammen mit Oliver Noack, Gründer des Skate-Aid-Ablegers in Essen, Einspieler, in denen zu sehen war, was genau er da treibt: In Afghanistan oder Syrien baute er schon Skateboard-Parks und brachte Kinder, darunter viele Mädchen, mit ausgelatschten Schuhen und zerschlissenen Gewändern in staubigen Gegenden auf die Rollbretter. Glücksmomente. „Ich möchte, dass mein Sohn der Skateboard-Champion von Afghanistan wird“, erzählt ein Vater in einem dieser Filme.
Nur einer wird es wohl ganz sicher nicht mehr zum Meister bringen: Ralf Möller. Er mag Titus’ Idee und unterstützt sie gerne. Sagte aber auch: „Ich kann auf einem Skateboard zwar stehen, aber bin noch nie damit gerollt.“ Dafür drüber gestolpert.