Essen. Ihre berufliche Laufbahn führte Susanne Wagner vom Bürojob über Tierphysiotherapie ins Bestattungsinstitut: Nun bestattet sie auch Haustiere.

Wie schmerzlich es ist, wenn ein Haustier stirbt, das hat Susanne Wagner (55) bei ihren beiden Riesenschnauzern selbst erfahren. Gleichzeitig hat sie damals gelernt, wie wichtig es ist, auch von einem Hund richtig Abschied zu nehmen. Nun möchte sie anderen Haltern genau dabei helfen, ihnen beistehen und Trost spenden. Dazu hat die hauptberufliche Bestatterin sich für einen Nebenberuf entschieden: als Tierbestatterin.

Privat gehören zu ihrem Leben heute Riesenschnauzer Fusi (2) sowie drei Pferde, drei Haus- und zwei Stallkatzen. Für andere Tierbesitzer hat sie rund um die Uhr erreichbares Notfalltelefon eingerichtet. Susanne Wagner berät im Trauerfall, und bietet Verabschiedungs- und Trauerzeremonien, verschiedene Bestattungsarten sowie Unterstützung bei der Auswahl von Urnen und Grabsteinen an. Vor allem aber möchte sie stets ein offenes Ohr für die Halter, deren Trauer und Wünsche haben. Mit Menschen zu arbeiten, das sei immer schon ihr Ziel gewesen.

Chef weckte das Interesse mit einem Bericht

So hat die gebürtige Karnaperin, die schon lange in Altenessen lebt, nach dem Abitur zunächst ihre Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin absolviert. Bereits als Assistentin der Geschäftsführung lagen ihr , neben Organisation und Planung, vor allem die Kommunikation und der Umgang mit Menschen. Gekündigt hat sie dennoch, weil sie etwas verändern wollte. Sie studierte Tierphysiotherapie, machte sich selbstständig, und behandelte Pferde, Hunde, Katzen und manche Kuh. Die Terminbücher seien voll gewesen und die Tätigkeit mit Tieren eine, die sie nach wie vor leidenschaftlich gern macht.

Ihre persönliche Situation veränderte sich jedoch und brachte erneut einen beruflichen Neuanfang. Damals begleitete Susanne Wagner ihren schwer kranken Mann. Nach seinem Tod wagte sie den Quereinstieg als Bestatterin. „Am Ende“, sagt sie, „geht es immer um ganz viel Empathie.“ Genau diese bringe sie mit – ab jetzt auch bei trauernden Tierhaltern. Auf diese Idee brachte sie überhaupt erst ihr Chef, bei dem sie in einem Dortmunder Bestattungsunternehmen arbeitet. Er weckte mit einem Bericht ihr Interesse. Rund ein Jahr später ist Susanne Wagner zwar weiterhin als Bestatterin angestellt, gleichzeitig aber führt sie ab sofort ihre „Tierbestattung Sonnentiere“ und hat dafür selbst zwei Mitarbeiterinnen engagiert. Sabine Kosuch ist die erste Ansprechpartnerin am Telefon und holt Haustiere ab. Bärbel Schultz kümmert sich um die Buchhaltung. „Und ich bin in jedem Trauerfall da“, versichert Susanne Wagner.

Zertifikat des Veterinäramtes

Dafür hat sie ihr Gewerbe angemeldet, hat Ämtergänge und Anträge hinter sich. Zu den Voraussetzungen zählt nicht nur ein Zertifikat des Veterinäramtes, sondern auch die Ausstattung des Autos. Nun gilt das Team sie genau genommen als so etwas wie ein Transportunternehmen – allerdings für verstorbene Haustiere. „Der Tod des Haustieres ist ein Tabu-Thema, über das viele Halter gar nicht erst sprechen“, weiß die Altenessenerin von zahllosen Gesprächen bei Gassirunden mit Fusi. Stirbt das Haustier, wüssten Besitzer oftmals nicht, was sie tun können. Und so informiert Susanne Wagner etwa über Erdbestattung und Einäscherung, und bietet Modelle von separat (Sonne) bis gemeinschaftlich (Sterne) an, für die die Preise je nach Haustier zwischen 90 und 430 Euro liegen. Dafür arbeitet sie mit einem Krematorium zusammen. Für Halter hält sie einige Urnen zur Auswahl bereit, berät zu Grabschmuck und Andenken sowie über Vorsorge. Verewigen können Halter ihre Haustiere zudem mit Text und Bild auf einem virtuellen Friedhof im Internet.

Es werden wohl vor allem Hunde und Katzen sein, die sie bestatten werde, glaubt Susanne Wagner. Haustiere, die als treue Lebensbegleiter für den Menschen galten.

Haustiere als Grabbeigabe auf städtischen Friedhöfen

Der Tierfriedhof in Stoppenberg, um den in jüngster Zeit zahlreiche Halter bangten, sieht inzwischen verwaist aus. Lediglich vereinzelte Gräber von Hunden und Katzen sind an der Hallostraße überhaupt als solche erkennbar, eine Kerze brennt noch auf einer Ruhestätte. Doch die Beisetzung von Tieren als Grabbeigabe sei nach der Friedhofssatzung auch auf städtischen Friedhöfen erlaubt, sagt Stadtsprecherin Isabel Razanica.

„Das ist bisher sehr selten, also ein bis zweimal, vorgekommen“, erklärt sie. Möglich seien bis zu vier Urnen als Grabbeigabe. Bei diesen gibt es allerdings auch einige Vorgaben zu beachten. So können Grabbeigaben nur gleichzeitig oder nachträglich zum verstorbenen Menschen gegeben werden. Die Flächen müssten gesondert ausgewiesen sein, immerhin gebe es einige Menschen, die nicht im selben Boden wie die Tiere bestattet werden möchten, erklärt die Stadtsprecherin.

Zur Tierbestattung im Garten verweist Isabel Razanica auf das Tierkörperbeseitigungsgesetz. „Grundsätzlich ist es nicht verboten, sein Tier im Garten zu begraben.“ Das gelte allerdings für Haustiere. Ein Pferd wäre beispielsweise nicht erlaubt. Im Zweifel sollte man sich zur Abklärung an das Veterinäramt wenden.

Einige Regeln gebe es aber in jedem Fall zu beachten: Grundstücke, die zu einem Wasser- oder Naturschutzgebiet gehören, könnten nicht genutzt werden, damit Leichengifte nicht Gewässer oder Böden verschmutzen. Die Tierleiche müsse außerdem mindestens einen halben Meter tief eingegraben werden, damit sie vor Beutegreifern geschützt wird. Allerdings könnten Halter kremierte Tiere gefahrlos begraben, so Razanica.

>>BESTATTUNGSUNTERNEHMEN FÜR MENSCH UND TIER

Es gibt Bestattungsunternehmen, die sich zwar vor allem um die Bestattung von Menschen kümmern, aber auch die von Haustieren anbieten. Laut Stadt gibt es in Essen zudem drei Tierbestatter, die beim Gewerbeamt als solche angemeldet sind. Eines dieser Bestattungsunternehmen leitet Susanne Wagner seit dem 1. März 2018.

Weitere Informationen dazu gibt es auch auf:
sonnentiere-bestattungen.de