Essen. . Zum „Tag der Archive“ wird im Haus der Essener Geschichte das Leben der Fliegerin Thea Rasche in Fotos und Dokumenten erzählt. Ein Rundgang.

Ihr Name wird in einem Atemzug mit Luftfahrtpionierinnen wie Elly Beinhorn, Käthe Paulus, Hilde Bamler und Charlotte Möhring genannt: Thea Rasche. In den 1920er Jahren war die Essenerin „The Flying Fräulein“ und bereiste als Deutschlands erste Kunstfliegerin die ganze Welt. Zum „Tag der Archive“ am Sonntag, 4. März, wird im Haus der Essener Geschichte eine Ausstellung über diese außergewöhnliche Frau eröffnet.

Nach dem Willen des Vaters Wilhelm – er war Direktor der Essener Actien Brauerei – sollte Thedorea einmal die Gattin eines angesehenen Mannes werden. Aber sie hat sich dem ganz klar verweigert: „Ich sehnte mich nach einer Tätigkeit, einem Beruf, der mich ganz ausfüllte. Da begannen die Kämpfe mit meinem Vater, er sah den einzigen Beruf eines jungen Mädchens im ‘Heiraten’“, beschreibt Thea Rasche später ihre Empfindungen aus dem Jahr 1919. Da war sie 20 Jahre.

In Münster lernt sie das Fliegen

„Sie geht eigene Wege, arbeitet zunächst in Hamburg als Sekretärin. In Münster lernt sie 1924 das Fliegen. Für ihre Zeit ist sie eine recht moderne Frau“, sagt Guido Rißmann-Ottow. Der Essener Luftfahrtexperte hat für die Ausstellung an die 2000 Fotos aus ihrem Nachlass ausgewertet und aufbereitet. Ihren außergewöhnlichen Lebenslauf zu zeigen, ist eines seiner Anliegen.

Ein weiteres ist die Darstellung ihrer Luftfahrtaktivitäten. „Sie nimmt zum Beispiel am ersten amerikanischen Frauen-Luft-Derby, dem Powder-Puff-Race, teil. So etwas gab es in Deutschland nicht“, berichtet Rißmann-Ottow. Einige Fotos, beispielsweise von ihren Reisen in die Südsee, werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. „Auch als Fotografin ist sie talentiert.“

Erfolge und Rückschläge

Thea Rasche veranstaltet mit den Flieger-Assen Ernst Udet und Paul Bäumer Flugtage und feiert vor allem in den USA Erfolge als Kunst- und Werbefliegerin. Doch es gibt auch immer wieder Rückschläge: Mehrmals stürzt sie ab, finanzielle Probleme plagen sie. Sie ist zwar Chefredakteurin der Deutschen Flugillustrierten, doch das Blatt wird 1935 eingestellt. Sie führt ein unstetes Leben zwischen Berlin, Hamburg und den USA, wandert 1951 schließlich sogar für zwei Jahre in die Staaten aus.

Notlandungen wie hier 1931 und sogar Abstürze kamen immer wieder mal vor.
Notlandungen wie hier 1931 und sogar Abstürze kamen immer wieder mal vor.

Sie reist, hält Vorträge, fotografiert. 1956 zieht sie nach Essen, dann wird es still um sie. „Sie lebt in sehr großer Abgeschiedenheit in der Veronikastraße. Ihre Schwester ist die einzige Verwandte“, sagt Rißmann-Ottow. 1971 stirbt Thea Rasche – verarmt.

Historiker Guido Rißmann-Ottow erhielt 2014 die Gelegenheit, den Nachlass der Fliegerin, den ihr Freund Erwin Weierstahl verwaltete, zu sichten. Gemeinsam mit der Bürgerschaft Rellinghausen-Stadtwald kam die Idee für eine Ausstellung auf, zunächst im Blücherturm. Rißmann-Ottow hatte dort 2004 bereits eine Ausstellung zur Luftfahrtgeschichte des Ruhrgebiets gezeigt. Aufgrund der Fülle des Materials entschloss man sich zur Präsentation im Haus der Essener Geschichte. Die Schau ist dort bis zum 17. Mai zu den Öffnungszeiten und nach Vereinbarung zu sehen.

>> Führungen und Präsentationen

Die Eröffnung der Ausstellung über die Fliegerin Thea Rasche findet am Sonntag, 4. März, um 10.30 Uhr im Haus der Essener Geschichte, EG, statt. Um 14 Uhr ist dort zudem ein Dokumentarfilm über die Fliegerin zu sehen.

Am Tag der Archive (10 bis 17 Uhr, Ernst-Schmidt-Platz 1) können überdies die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte sowie das Archivmagazin besichtigt werden. Ferner präsentiert sich die Restaurierungswerkstatt und die Essener Geschichtsvereine informieren über ihre Arbeit.