Essen. . Die Essener Entsorger fahren Rekordgewinne ein. Den städtischen Anteil daran will OB Kufen nun für mehr Sauberkeit in der Stadt einsetzen.
Es ist wohl nicht nur der Oberbürgermeister, den ein seltsames Gefühl beschleicht: Während die Stadt gefühlt immer dreckiger wird, sich die Beschwerden von Bürgern häufen und das Stadtoberhaupt einen „Aktionsplan für eine saubere Stadt“ für nötig hält, fahren die zu 51 Prozent städtischen Entsorgungsbetriebe für 2017 einen Rekordgewinn ein: Nach der jüngsten Hochrechnung dürfte der bei 9,16 Millionen Euro liegen – 2,2 Millionen höher als veranschlagt.
Und so lag nahe, dass der miese Eindruck hüben mit den guten Zahlen drüben verknüpft wird, sprich: Die Stadt will ihren Anteil am unerwarteten Mehrgewinn – das sind immerhin rund 1,25 Millionen Euro – für mehr Sauberkeit auf den Straßen investieren. Dies bestätigte der städtische Finanzchef Gerhard Grabenkamp auf Anfrage.
Mobile Einsatztruppe gegen wilde Müllkippen im Gespräch
Welche Projekte aus dem ehrgeizigen, aber bislang nicht durchgehend finanzierten Zehn-Punkte-Plan des OB umgesetzt werden, will der Verwaltungsvorstand in der kommenden Woche festlegen. Für Kufen ist die Sauberkeit in der Innenstadt verbesserungswürdig, während Grabenkamp neben dem Umfeld des Hauptbahnhofs auch die Nebenzentren ins Blickfeld nimmt.
Das Ideen-Spektrum reicht insgesamt von einer verbesserten Öffentlichkeitsarbeit bis zur Kontrolle von Container-Standorten, von einer „mobilen Einsatzgruppe“ gegen wilde Müllkippen bis zur detektivischen Suche nach Abfallsündern.
Bußgelder für Umweltsauereien angehoben
Die müssen neuerdings tief in die Tasche greifen, wenn sie bei Umweltsauereien erwischt werden, denn die Bußgelder wurden – auch dies ein erster Schritt des Aktionsplanes – „bis an die obere Grenze des Möglichen“ angehoben, betont Holger Peters, Büroleiter des OB. Wie gesagt: W e n n sie erwischt werden, denn die Aufklärungsquote – sofern man niemanden auf frischer Tat ertappte – fiel bis dato ausgesprochen gering aus.
Der Aktionsplan „Essen bleib(t) sauber!“
Nach Ansicht des Oberbürgermeisters ist Sauberkeit „ein zentraler Faktor für eine attraktive Stadt“. Dieses Bedürfnis wollte er mit einer Qualitäts-Offensive stärker in den Blick nehmen.
„Essen bleib(t) sauber!“ heißt der Aktionsplan, der auf drei Säulen fußt: 1. Wahrnehmen, Erkennen und Aufklären, 2. Abholung und Pflege, 3. Erfassen, Kontrollieren und Bestrafen.
Aufgezäumt hat die Stadt das Thema von mehreren Seiten. Im Internet gibt es Meldeformulare für wilde Müllkippen, Bußgelder wurden teils drastisch erhöht. Mehr unter www.essen.de/essenbleibtsauber, die Sauberkeits-Hotline lautet 88-88888
Dass sich die Stadt erst überplanmäßiger Erlöse bedienen muss und nicht von vornherein die Entsorger für die vermeintliche Minderleistung zur Verantwortung ziehen kann, schreibt Peters dem Umstand zu, dass in den Verträgen so mancher Entsorgungs-Auftrag doch „eher vage formuliert“ sei. Und am Ende „die Frage zu klären, was bei der Entsorgung obligatorisch ist und was nicht – das ist vermintes Gelände“, seufzt Peters.
„Wie sollen wir das kontrollieren?“
Sich darauf zu einigen, was „sauber“ ist, schon „das zu definieren ist manchmal schon ein Problem“, formuliert Peters. Eines, das sich allerdings erledigt hat, wenn neuer Müll auf der Straße landet, wo der alte gerade erst abgeräumt wurde: „Wie sollen wir das alles kontrollieren?“