Nach dem Vorbild aus Wuppertal könnten sich Essener Bürger bei dem Bau von Radwegen in ihrer Stadt engagieren. Vorschlag kommt vom ADFC.

„Wenn die Stadt kein Provisorium bauen möchte, bauen wir Bürger einfach selbst eins.“ So fasst Frank Rosinger vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Essen eine neue Idee der Radinitiativen und -Verbände zusammen. Sie würden so gerne den ins Stocken geratenen Bau des Radschnellwegs RS1 am Eltingviertel wieder ins Rollen bekommen. Das Eisenbahnbundesamt weist auf rechtliche Hürden hin.

So lange die Gleise noch genutzt werden und es sich um einen gewidmeten Verkehrsweg der Deutschen Bahn handelt, sei ein Provisorium nicht möglich. An anderen Stellen im Netz könnten Bürgerradwege Lücken aber womöglich sehr wohl schließen. Von einem Wuppertaler Vorbild wollen die Essener lernen.

Bürger stellen kostenfrei Grundstücke zur Verfügung

Bürger beteiligen sich sowohl finanziell als auch tatkräftig am Bau von Radwegen, stellen kostenfrei Grundstücke zur Verfügung – im Gegenzug fördert das Land solcherlei Projekte, senkt bürokratische Hürden und begleitet die Bürger beratend über die Regionalniederlassungen von Straßen NRW. Während in Essen ein solcher Bürgerradweg ein Novum darstellen würde, sind gerade in ländlicheren Regionen auf diese Weise viele Wünsche von Drahtesel-Freunden realisiert worden.

Laut Straßen NRW sind in den vergangenen 13 Jahren rund 320 Kilometer Bürgerradwege entstanden –allein im letzten Jahr hat das Verkehrsministerium dafür 1,6 Millionen Euro bereitgestellt.

Essen könnte von neuem Konzept profitieren

Auch Essen könnte von dem Konzept profitieren, so Rosinger. So könnten zum Beispiel engagierte Bürger in Höhe der Bochumer Landstraße einen Lückenschluss des Radwegenetzes nach Wattenscheid vollziehen, auch an der Laupendahler Landstraße zwischen Kettwig und Werden hält Rosinger die Realisierung für möglich.

Infoveranstaltung zur Erfolgsstory

Zur Infoveranstaltung „Erfolgsstory Nordbahntrasse!“mit Dr. Carsten Gerhardt, Mitbegründer und Vorsitzender des Vereins „Wuppertalbewegung“ laden der ADFC Essen und die Mobilität-Werk-Stadt am Donnerstag, 8. März, 19 Uhr, ins Forum für Kunst und Architektur,Kopstadtplatz 12 ein.

Der Eintritt ist frei, es wird um Spenden für die Wuppertalbewegung gebeten.

Für den Weiterbau des RS1 durch das Eltingviertel favorisiert die Stadt die aufwendigste und damit auch zeitraubendste Variant: Um der angestrebten Quartiersentwicklung dort Rechnung zu tragen, soll der RS1 über Dächer und Häuser geführt werden, der Bahndamm soll verschwinden. Eine provisorische Lösung über den Bahndamm sah auch die Planungsverwaltung kritisch, ungeachtet planungsrechtlicher Hürden. Die Begründung: Provisorien erweisen sich häufig als dauerhaft.

Vorbild kommt aus Wuppertal

Impulse und Informationen darüber, wie man Widerständen in Sachen Bürgerradwege begegnen könnte, erhoffen sich der ADFC Essen und die Mobilitäts-Werk-Stadt von Christian Gerhardt: Daher ist der Mitbegründer und Vorsitzende der „Wuppertalbewegung“ am Donnerstag, 8. März, zu einer Infoveranstaltung ins Forum Kunst & Architektur eingeladenworden.

Im Jahr 2006 schlossen sich Wuppertaler Bürger zusammen, mit dem Ziel, die zum damaligen Zeitpunkt bereits rund 15 Jahre lang stillgelegte Nordbahntrasse zum Radweg umzubauen. „Auch dort waren nicht alle in der Politik und Verwaltung auf Anhieb begeistert“, berichtet Rosinger. „Doch als das Land die Förderzusage gegeben hatte, hingen sich alle dran.“ 2014, ganze acht Jahre später, schließlich konnte der Nordtrassen-Radweg eingeweiht werden.

Grunen-Ratherr hofft auf neue Ideen

Grünen-Ratsherr Rolf Fliß, Gründungsmitglied der Essener Fahrradinitiative erhofft sich Fliß neue Ideen, wie man mit Hilfe von Bürgerradwegen bürokratische Hürden aus dem Weg räumen kann, und hat daher den Kontakt zu Gerhardt hergestellt. Schließlich gehe es in Essen auch darum, eine Verkehrswende einzuläuten – und daran müsste auch die Stadt Essen ein Interesse haben, hat sie doch anlässlich der Bewerbung zur Grünen Hauptstadt versprochen, den Anteil des Radverkehrs in Essen auf 25 Prozent zu erhöhen.