Essen. . Neben den Kaufleuten hadern viele Gastronomen mit „Essen Original“. Wegzug würde wohl nur wenige stören. Ein Grund: Probleme mit dem Publikum.
Am Kennedyplatz stand bislang traditionell die Hauptbühne beim dreitägigen Stadtfest „Essen Original“, das zumindest in diesem Jahr nach Zollverein umziehen soll. Rund um den Platz tummeln sich gastronomische Angebote, die nah dran sind am Festgeschehen und dabei durchaus vom Besucherzustrom profitieren – könnte man meinen. Doch nicht jeder Gastronom würde dem Fest eine Träne nachweinen, wenn es ganz aus der Innenstadt verschwände, was allerdings nach Lage der Dinge nun doch nicht passieren soll.
Susanne Abeln führt das „Leos Casa“ im Europahaus, die Gastronomie des Stratmanns Theater. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie erleichtert wäre, wenn „Essen Original“ ganz verschwindet. „Unser Lokal liegt direkt hinter der Hauptbühne, so dass hier während des Fests kaum Laufkundschaft hin findet“, sagt sie. „Es zieht höchstens viele junge Leute an, die sich trinkend drumherum versammeln.“ Außerdem würde auch der Theaterbetrieb vom Wegzug profitieren, denn dieser müsste dann den Spielplan nicht mehr nach dem Stadtfest ausrichten. „Der Lärmpegel ist währenddessen so groß, dass Aufführungen im Saal unmöglich sind“, erläutert Abeln.
Als Gastronom sei man froh, wenn mal überhaupt etwas auf dem Kennedyplatz stattfinde
Am anderen Ende des Kennedyplatz liegt eine Filiale der Gastrokette „Café und Bar Celona“. Dort sieht man einen Wegzug deutlich kritischer: „Natürlich tut das weh“, meint etwa Betriebsleiter Florian. „Während des Fests ist eindeutig wesentlich mehr los als an normalen Wochenenden. Wenn das wegfällt, bedeutet das ein paar Tausender weniger Umsatz – das ist schon bedenklich.“ Als Gastronom sei man froh, wenn mal überhaupt etwas auf dem Kennedyplatz stattfinde. „Leider gibt es in Essen sehr wenige erfolgreiche Aktionen. Vergleicht man das zum Beispiel mit Bochum, muss man feststellen, dass dort ein bisschen mehr passiert.“
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Dass das Fest mehr Gäste anlockt, kann auch Amy nicht bestreiten, die nebenan im Café Solo als Fachfrau für Systemgastronomie arbeitet. „Aber es sind leider oft die falschen.“ So würden während des Festivals immer wieder Leute abhauen, ohne zu bezahlen. „Außerdem ist es leider wiederholt passiert, dass irgendjemand mit Pappbechern das Klo verstopft.“ Klar, räumt sie ein, Essen Original bedeute natürlich auch mehr Umsatz, aber: „Es bedeutet auch wesentlich mehr Stress.“ Und in den letzten Jahren habe es ohnehin meistens geregnet.
„Bochum total“ als besseres Format
Um die Ecke, am Salzmarkt, findet sich das „Tacos“. „Wir liegen etwas abseits vom Trubel“, so Betriebsleiter Mohammad Marandi. „Deswegen ist das Mehr an Umsatz während des Stadtfests nur minimal.“ So wäre es zwar schade, würde Essen Original dauerhaft die City verlassen, „aber kein herber Verlust“. Zudem seien die Besucherzahlen in den letzten Jahren ohnehin merklich zurückgegangen.
Das hat auch sein Nachbar Engin Kuruoglu, Inhaber der Temple Bar, beobachtet. „Das ist aber offenbar so gewollt“, ärgert er sich. „Das hat ja schon mit der Abspaltung vom Turock Festival angefangen.“ Alle redeten davon, die Innenstadt aufzuwerten, betont Kuruoglu, „da ist das doch nicht der richtige Weg!“ Auf Zollverein würden nur wenige vom Fest profitieren. „Doch die vom Essener Marketing kümmert das nicht – die bekommen ihr festes Gehalt.“
Kuruoglus Vorschlag: „Wenn man wissen will, wie man ein solches Stadtfest vernünftig und sogar profitabel organisiert, muss man nur nach Bochum schauen: ,Bochum Total’ wird nämlich nicht von einer städtischen Gesellschaft organisiert, sondern von Privatleuten.“ Auch in Essen solle man überlegen, das Stadtfest in private Hände zu geben, regt er an.