Essen. . An den 84 Essener Grundschulen sind 41 Stellen unbesetzt, obwohl im Februar neue Pädagogen eingestellt wurden. Es gibt kaum Bewerber.

Der eklatante Lehrer-Mangel an Essener Grundschulen hält an, auch wenn zum Monatsbeginn neue Kräfte eingestellt wurden. Gerade mal zehn von insgesamt 51 freien Positionen konnten besetzt werden. Somit fehlt an fast jeder zweiten Grundschule immer noch mindestens ein Lehrer: 41 Stellen an 84 Grundschulen sind derzeit stadtweit frei. Das geht aus aktuellen Zahlen der Bezirksregierung hervor.

Der Lehrer-Mangel führt zu flächendeckenden Unterrichts-Ausfällen im gesamten Stadtgebiet. Auch besondere Förderung, zum Beispiel im Fach Deutsch für Flüchtlingskinder, findet zu wenig statt.

Zahl der Stunden am rechtlich zulässigen Minimum

Längst behelfen sich die Grundschulen mit Quereinsteigern, die als nicht ausgebildete Pädagogen Unterricht erteilen: „Solche Kräfte haben sogar manchmal eine Klassenleitungs-Funktion inne“, berichtet die Leiterin einer Grundschule. „Im Sinne der Sache kann das nicht sein.“

Seit Jahren ist es außerdem üblich, dass die Zahl der Stunden an Grundschulen auf ein rechtlich zulässiges Minimum beschränkt wurde: „Wir bewegen uns überall am unteren Rand“, berichtet Ricarda Kranz von der Gewerkschaft GEW. „So gut wie keine Schule kann derzeit 100 Prozent Unterricht erteilen.“ Das ist Unterrichts-Ausfall, der in keiner offiziellen Statistik vermerkt wird.

Quereinsteiger sind oft keine Hilfe

Jeder fehlende Lehrer macht sich bei den Grundschulen sofort bemerkbar. Denn sie verfügen in der Regel nur über kleine Kollegien mit etwa einem Dutzend Pädagogen. Die Gründe sind hinlänglich bekannt: „Es gibt keine Bewerber auf dem Markt“, sagt Kranz. „Die Schulen können Stellen so oft ausschreiben, wie sie wollen.“ Und Quereinsteiger seien zwar oft guten Willens, aber längst nicht immer eine Hilfe: „Ich bin froh um jeden Quereinsteiger, der ein Minimum an pädagogischen Erfahrungen hat“, sagt eine Schulleiterin im Essener Osten.

An ihrer Grundschule fehlen derzeit dauerhaft zwei Lehrer. Vor der neuen Einstellungsrunde im Februar waren es sogar vier.

An den anderen Schulformen hält sich der Lehrer-Mangel offiziell in Grenzen: An Essener Förderschulen fehlen derzeit 15 Lehrer, an Gesamtschulen fünf, an Gymnasien drei, an Realschulen vier.