Essen. . Der gelb-weiße Golf ist Markenzeichen von Michaela Grefen. Auch Stefan Marré fährt Golf 2, Stefanie Groß steht für die nächste Generation Golf.
Im Wettbewerb um Essens Kilometer-König hat sich auch Michaela Grefen mit ihrem betagten VW beworben – und der ist ein echter Hingucker. „Seit 1991 sind mein Auto und ich ein Team: Es ist ein Golf 2, gelb-weiß und durch diese Farbgebung mein Markenzeichen“ schreibt sie. Und weiter: „Inkognito einkaufen gehen? Never! Oft höre ich: ,Hallo Michaela, hab´ schon Dein Auto auf dem Parkplatz gesehen.’“
433 955 km hat der Wagen schon auf dem Tacho, die meisten davon hat sie selbst zurückgelegt. Drei Jahre als Dienstwagen hatte der Golf hinter sich, als sie ihn 1991 von ihrem Vater geschenkt bekam. Ein Volltreffer, denn „seither sind wir unzertrennlich“ – und meist auf der Autobahn unterwegs: „Von Essen zum Studium nach Dortmund, im Referendariat nach Bochum, schließlich täglich nach Krefeld zu der Schule, an der ich seit vielen Jahren unterrichte“.
Mit dem Golf in den Südfrankreich-Camping-Urlaub
Aber auch auf der Langstrecke habe sich ihr leuchtender VW bewährt, etwa beim Südfrankreich-Camping-Urlaub mit ihrer Freundin Melanie: Campingtisch, zwei Klappstühle, große Koffer, Toilettenpapier, Schuhcreme und „gefühlte 10.000 Liter Wasser“ hätten sie im Golf untergebracht.
Und auf der Strecke nach St. Remy hätten sie dann auch noch einen jungen Mann verstaut, der eine Fahrradpanne gehabt hatte. Das Rad legten sie über ihr Gepäck, der sympathische Englischlehrer aus York fand „mit auf den Beifahrersitz“ Platz.
Im Mai wird das Auto 30 Jahre alt und Oldtimer
Ein unvergessenes Erlebnis, auch weil der Lehrer bei einem Freund auf einem echten Schloss wohnte, und sie dort ein Getränk „an der schönen alten Rittertafel“ nahmen. In der Provence seien ihnen dann Radfahrer winkend entgegengekommen: Bekannte aus Essen, die den gelb-weißen Flitzer erkannt hatten.
Inkognito könne sie eben nirgends unterwegs sein. Geht es nach Michaela Grefen, soll das erstmal so bleiben: Im Mai werde ihr Golf schließlich 30 Jahre alt und Oldtimer.
Die Töchter hängen am alten Auto
Darauf dürfte auch der Wagen von Stefan Marré zusteuern, ebenfalls ein Golf 2 und der Familie „seit gut 28 Jahren treu." Er sei fast rostfrei und in einem guten Zustand, habe noch den ersten Motor. „Wir sind mit ihm auch auf weiteren Strecken unterwegs: Paris, Prag, Hamburg oder München kennt er schon länger“, schreibt Marré. Ein Auto, das auch ein Stück Familiengeschichte erzählt, und so wundert es nicht, dass Marrés Töchter an dem Golf hängen. „Unsere Älteste hat jetzt nach dem Führerschein ihre ersten Erfahrungen auf ihm gesammelt.“ Hat also ein paar zu den insgesamt 358 000 km beigetragen.
Eine andere Generation Golf vertritt Stefanie Groß, deren VW 1998 gebaut wurde. Obwohl jünger hat der Golf 4 schon 437 772 km auf dem Tacho. Im Jahr 2006 hat sie den Diesel mit 76 000 km übernommen. Im selben Jahr habe sie eine Stelle in Köln-Porz angetreten, ihre Heimatstadt nicht verlassen wollen und fortan als Pendlerin zwischen Kettwig und Köln ordentlich Strecke gemacht.
Verschrotten ist für sie undenkbar
„Der Wagen hat nie den Dienst quittiert, noch ist irgendetwas Schwerwiegendes kaputt gegangen. Es sind sogar noch der erste Motor, Kupplung und Getriebe verbaut“, schreibt Stefanie Groß. Im Dezember habe er für zwei Jahre TÜV erhalten – ohne Mängel. „Somit gehen wir langsam aber stetig die 500 000 km an, wenn wir’s schaffen, die 600 000.“ Schon oft sei ihr geraten worden, das Auto abzugeben: „Aber ich weiß doch, was ich an ihm habe!“ Nur „diese bescheuerte Diesel-Reform“ bereite ihr Sorge: „Es würde mir das Herz brechen ein Auto zu verschrotten, das in einem so super Zustand ist.“
Von zuverlässigen Autos und umsichtigen Fahrern
„Es gibt über die Geschichte dieses Fahrzeug nicht so sehr viel zu erzählen“, sagt Werner Gielen über seinen Audi A6 (Bj. 2001). So viel lässt sich sagen: Das Auto besticht durch Zuverlässigkeit, hatte nie Probleme, brauchte keine Pannenhilfe. Wichtig für einen Pendler wie Gielen, der acht Jahre zur Arbeit nach Köln-Rodenkirchen fuhr. Zu den 420 000 km auf dem Tacho habe aber auch manche Urlaubsreise etwa nach Kroatien beigetragen.
Lob gibt es auch von Dieter Hokamp für seinen 30 Jahre alten Daimler Coupé; Modell 124: „Ein Veteran mit 405 716 Kilometern auf dem Tacho – und immer noch gut drauf.“ Etwas mehr als die Hälfte der Strecke haben Hokamp und seine Frau Ellinor erfahren, denen der Wagen seit 1996 gehört. Vor sechs Jahren reisten sie zuletzt im Daimler an die französische Atlantikküste: „Ohne Probleme hin und zurück“. Während ihr Mann das Auto lobt, preist Ehefrau Ellinor den Fahrer: „Er ist 82 und fährt genauso umsichtig wie eh und je!“ Mögen andere Ehepaare über Tempo und Fahrstil streiten – sie sagt: „Ich bin gern Beifahrerin.“
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