Essen. . Der Comedian Dieter Nuhr trat mit seinem neuen Programm „Nuhr hier, nur heute“ in Essener auf. Ein Plädoyer für Zuversicht und Gelassenheit

Der alte Vorhang in der Grugahalle reicht für den Auftritt. Dieter Nuhr schlüpft durch und die Show kann auf der Bühne losgehen. Kein lautes Feuerwerk wie bei Atze Schröder. Keine Riesenleinwände wie bei Mario Barth. Aber eine ausreichende Portion Entertainment wie bei den Comedy-Kollegen soll es dann doch geben: „Bei mir ist es genauso. Nur ohne den ganzen Scheißdreck.“ Alles ein bisschen leiser, alles ein bisschen klüger.

Und trotzdem füllt der gebürtige Weseler auch Hallen wie an diesem Abend die Gruga. Ja, nach 30 Jahren Bühnenerfahrung hatte der Philosoph unter den Comedians in den letzten Jahren sogar Auftritte in den großen RTL-Formaten. Was Nuhr von Schröder, Ralf Schmitz und Co. unterscheidet: Er streift seine Pointen mit Themen aus der Tagesschau. Massentaugliches Kabarett.

Balance aus ambitioniertem Kabarett und geschliffenen Gags

Auch sein neues Programm „Nuhr hier, nur heute“ versucht, diese Balance aus ambitioniertem Kabarett und geschliffenen Gags zu finden: #metoo-Debatte und GroKo-Theater, Adipositas und Urologen-Witze – Dieter Nuhr schnürt daraus auch an diesem Abend ein Comedy-Paket, das für Lacher und Applaus sorgt. Nicht ohne das Niveau zu vergessen. Der Beginn seines Programms sei daher traditionell politisch: „Normalerweise mache ich dann immer was über die Regierung. Aber wir haben ja keine.“Es folgt ein pointensicherer Schnellcheck: SPD, Schulz, Gabriel. Demokratie und Parlamentarismus. Denn so selbstverständlich sei das ja alles nicht mehr: „Das muss man den Jüngeren ja erst mal erklären. Es war in den letzten Jahren ja so: Man wählt und dann ist Merkel da.“

Themen, die sich wie ein roter Faden auch durch das neue Programm ziehen: Pessimismus und Hysterie. Vor Feinstaub, Krebs, Terror. Nuhr ruft etwa die Panik ins Gedächtnis, die damals die Ergebnisse der Pisa-Studie hervorriefen. Und kontert: „Es war bei Pisa wie immer. Wir Deutschen waren die einzigen Trottel, die die Formulare ausgefüllt haben.“

Wann waren denn bessere Zeiten?

Überhaupt mahnt der Comedian an diesem Abend zu Besonnenheit. Vor allem gegenüber Populisten und Panikmachern, die sich nach der besseren Zeit sehnen. Nuhr: „Wann war denn diese bessere Zeit? Ich behaupte, es gab noch nie eine bessere Zeit als die heutige!“ Mehr Zuversicht. Mehr Gelassenheit. Das entspricht auch Nuhrs Abgang nach seinem zweistündigen Bühnenprogramm. Unspektakulär durch den Nebenausgang.