Essen. . Neues Format führt hinter die Kulissen des Grillo-Theaters. Schauspielerin und Bühnenmeister erklären Abläufe an einem besonderen Arbeitsplatz.
Wenn Stephanie Schönfeld und ihre Schauspiel-Kollegen auf der Bühne stehen, dann muss alles stimmen. Wie dieses feine Räderwerk aus Bühnentechnik, Licht und Ton ineinandergreift, auch das macht den Reiz dieses „Illusionsapparates“ Theater an jedem Abend aus. Aber was muss alles passieren, damit der Kunst-Schnee im richtigen Moment von der Theaterdecke rieselt, der Kostümwechsel in wenigen Minuten reibungslos funktioniert und die Requisiten an ihrem Platz sind: Fragen, die das Publikum im Grillo-Theater künftig bei einer „Backstage“-Führung beantwortet bekommt. Das neue Format soll in regelmäßigen Abständen an Orte führen, die dem Publikum sonst verschlossen bleiben – die Probebühne, die Regieräume von Licht- und Tonabteilung, der 15 Meter hohe Rollenboden oder auch die Schauspieler-Garderoben.
Stephanie Schönfeld, die seit vier Spielzeiten zum Ensemble des Grillo-Theaters gehört, wechselt die Perspektive zusammen mit Bühnenmeister Kalle Spies, der auf 38 Jahre im Grillo-Theater zurückblicken kann. Von der Bühne hinter die Kulissen: Für die Schauspielerin bedeutet das vor allem, „unseren Arbeitsplatz in der Öffentlichkeit transparenter zu machen“ und den Zuschauer in die aufwendigen Produktions-Prozesse einzuweihen. Dabei setzen Schönfeld und Spies nicht nur auf launige Informationen. „Wir wollen mit den Leuten ins Gespräch kommen“ hofft die 40-Jährige, die bei Publikumsgesprächen zuletzt viele gute Erfahrungen gemacht hat.
Die nächsten Termine
Die „Backstage“-Premiere am 25. Februar ist leider schon ausverkauft. Die nächsten Führungen sind am 18. März und 15. April terminiert, jeweils sonntags um 12 Uhr. Tickets (8 Euro) unter 8122-200.
Wegen der baulichen Gegebenheiten im Backstage-Bereich des Theaters ist die Führung leider nicht barrierefrei.
„Wir wollen deutlich machen, wie der Arbeitsweg von der Idee zu einer Inszenierung bis hin zur Premiere aussieht“, erklärt Kalle Spies. Viel Background erwartet das Publikum also Backstage: Wie bereitet sich eine Schauspielerin auf die Vorstellung vor? Wo werden die Kostüme angepasst? Und was verdient eigentlich ein Tontechniker? Das neue Besucher-Angebot ist keine Führung im herkömmlichen Sinne, die mit Saal-Höhe, Bühnen-Breite und Kulissen-Gewichten jongliert. Der Rundgang soll viel mehr einen ganz intimen Einblick in den Mikrokosmos Theater ermöglichen, mit seinen besonderen Abläufen, den ungewöhnlichen Arbeitszeiten und verborgenen Räumen, die schon an sich ein Theatererlebnis sind. „Die Leute sollen was zum Sehen, Riechen und Anfassen bekommen“, erklärt Kalle Spies, der nicht nur als Bühnenmeister jeden Winkel des altehrwürdigen Grillo-Theaters kennt, das in diesem Jahr den 125. Geburtstag feiert. Spies, der seit zehn Jahren auch zum Ensemble der Studio-Bühne gehört, hat auch die Perspektive des Schauspielers kennengelernt, hat schon in Produktionen als Elfe, als Bademeister und Polizei-Einsatzleiter auf der Bühne gestanden.
Warum Inge Meysel auf Händen getragen wurde
Und er hält nicht nur wissenswerte Hintergründe, sondern auch Anekdoten parat. Wer beispielsweise wissen will, warum Inge Meysel einst bei ihrem Auftritt im Grillo-Theater vom Bühnenmeister die Schräge heruntergetragen wurde, kann sich von Spies berichten lassen: „Sie war abergläubisch!“ Auf Händen getragen werden sie am Theater ansonsten selten. Und finanziell auch nicht auf Rosen gebettet, obwohl so ein subventioniertes Stadttheater eben seinen Preis hat. Aber auch das wird das Publikum nach dem Backstage-Besuch zwischen Maske und Hinterbühne vielleicht ein bisschen anders beurteilen. Auch wenn es zu den Führungs-Terminen außergewöhnlich ruhig im Theater sein wird. „Sonntags, zwölf Uhr mittags, da haben wir das Haus ganz für uns“, freut sich Spies.