Essen. . Essener Taxifirmen beklagen Mehrkosten u.a. wegen des Mindestlohnes und wollen die Anhebung der Preise erreichen. Stadt bereitet Gutachten vor.

Taxifahren in Essen könnte demnächst teurer werden. Der Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen in Essen hat bei der Stadt Essen einen entsprechenden Antrag schon im Frühjahr vergangenen Jahres gestellt, wie der Verbandsvorsitzende Volker Lohmeier bestätigte. „Unsere Kosten sind seit der letzten Preiserhöhung im Jahr 2015 gestiegen. Wir können nicht mehr warten“, sagte er.

Der Verband vertritt nach eigenen Angaben fünf Taxi-Zentralen mit 130 angeschlossenen Taxen und Mietwagen. In seinem Antrag verlangt der Verband eine Anhebung der Taxipreise um zwei Prozent. Ein aktueller Preisvergleich des Finanzportals Vexcash zeigt indes, dass Taxifahrten in Essen schon heute recht teuer sind (entsprechende Tabellen finden Sie am Ende des Artikels).

Stadt Essen wird zunächst ein Gutachten anfertigen lassen

Über den Vorstoß herrscht in der Branche selbst Uneinigkeit. Essens größte Taxizentrale Taxi Essen ist beim Taxi-Verband NRW organisiert und dieser hatte sich im vergangenen Jahr gegen die beantragte Preiserhöhung ausgesprochen. Er trat stattdessen für eine Überarbeitung der Preisstruktur ein. Mittlerweile scheint die Ablehnung aber nicht mehr so groß wie vor einem Jahr zu sein. „Derzeit sind die Preise noch auskömmlich. Wenn jedoch im kommenden Jahr der Mindestlohn weiter steigt, dann verändert das die Lage“, sagte Michael Rosmanek, Vorstandsvorsitzender bei Taxi Essen.

Weil sich die beiden Verbände im vergangenen Jahr nicht einigen konnten, lautete der Kompromiss: Die Stadt Essen wird zunächst ein Gutachten anfertigen lassen. Das soll die wirtschaftliche Lage der Taxiunternehmen bewerten und daraus gegebenenfalls einen Änderungsvorschlag für die Taxipreise unterbreiten. Auch wird es um die wirtschaftlich angemessene Anzahl von Taxikonzessionen gehen.

Pflichten von Taxen und Mietwagen

Das Taxigewerbe gehört zum Öffentlichen Personen-Nahverkehr. Sie haben daher einen flächendeckenden Versorgungsauftrag. Sie unterliegen daher einer Tarifpflicht, einer Betriebspflicht rund um die Uhr und einer Beförderungspflicht, auch wenn die Fahrt unwirtschaftlich ist.

Allerdings machen immer mehr Mietwagen den Taxen Konkurrenz. Sie sind nicht an diese Pflichten gebunden, sind daher meist günstiger. Allerdings beklagt der Interessenverband der Mietwagen- und Taxiunternehmen in Essen, dass Behörden die Vorschriften bei Mietwagen nicht streng genug kontrollieren würden. Mietwagen dürfen nur am Betriebssitz angerufen und angefordert werden und müssen dorthin auch wieder zurückkehren.

Schon vor einigen Jahren hatte die Stadt die Zahl der Konzessionen eingedampft, um den verbleibenden Taxis ein Auskommen zu sichern. Das neue Gutachten wird gerade erst in Auftrag gegeben. Und das letzte Wort über Preise und Konzessionen hat ohnehin der Rat der Stadt. Mit einer Entscheidung sei nicht vor Sommer 2018 zu rechnen, heißt es seitens der Stadt.

Taxiunternehmen schauen mit Sorge auf die Erhöhung des Mindestlohns

Viele Taxifahrer in der Stadt verdienen auf Mindestlohnniveau. Deshalb schauen die Unternehmen mit Sorge auf die nächste Erhöhung, die sich ankündigt. Der Mindestlohn wird alle zwei Jahre angepasst. Anfang 2017 wurde er von 8,50 Euro auf 8,84 Euro erhöht. Die nächste Anpassung ist Anfang 2019 fällig. Voraussichtlich soll er auf 9,19 Euro steigen. „Unsere Kosten liegen heute schon um drei Prozent höher im Vergleich zur letzten Preisanpassung 2015“, sagt Volker Lohmeier. Deshalb wolle man rund zehn Cent mehr pro Kilometer haben.

Der Kostendruck scheint bei den Taxiunternehmen, die Lohmeier vertritt, größer als bei anderen zu sein. Nach seinen Angaben handelt es sich um Zentralen in Randgebieten. Diese hätten dadurch längere An- und Rückfahrten. „Für eine Zehn-Euro-Fahrt kommen dann schon mal 45 Minuten zusammen. Das ist alles andere als wirtschaftlich“, meint Lohmeier. Er kenne viele Taxiunternehmer, die aus wirtschaftlicher Not selbst unter Mindestlohn fahren.

Neben dem Mindestlohn fürchten die Taxiunternehmer in naher Zukunft noch weitere Kostensteigerungen. So würde die Stadt Essen künftig gern mehr E-Taxen auf die Straße bringen, deren Anschaffung jedoch teurer ist. Und auch das drohende Dieselfahrverbot beobachten die Unternehmen mit Sorge.

Vergleich Grundpreis (Quelle: Vexcash.com)

StadtPreis
1. Düsseldorf4,50
2. Essen4,00
3. Berlin3,90
4. Dresden3,90
5. München3,70
Ø 20 größte Städte3,50
20. Bonn2,70

Taxi-Kosten für einen Kilometer (Quelle: Vexcash.com)

StadtPreis
1. Nürnberg6,80
2. Düsseldorf6,70
3. Dresden6,10
4. Bielefeld6,10
5. Essen6,00
Ø 20 größte Städte5,60
20. Bochum5,00

Taxi-Kosten für fünf Kilometer (Quelle: Vexcash.com)

StadtPreis
1. Düsseldorf15,50
2. Hamburg15,50
3. Stuttgart14,60
4. Münster14,50
6. Essen14,00
Ø 20 größte Städte13,80
20. Bochum11,80