Essen. Ein Zusteller der Firma Postcon hat in Essen mehr als 200 Briefe im Papiercontainer entsorgt. Firma entlässt den Mitarbeiter fristlos.

Der Papiercontainer in seinem Hinterhof füllte sich auffällig schnell, deshalb schaute Frederik Grill genauer hin: Von einem Werbeprospekt verdeckt fand der Holsterhauser am Donnerstagmorgen in der blauen Tonne mehr als 200 Briefe – die meisten im typischen Grau der Ämter und Behörden. Absender wie die Stadt Essen, die Staatsanwaltschaft und das Polizeipräsidium seien darunter gewesen, erzählt Grill.

Ein Zusteller der Firma Postcon hatte sie im Hof an der Keplerstraße entsorgt. Betroffen waren noch einige andere Straßen.

Sensibler Fund in der Papiertonne

„Mir ist es nur aufgefallen, weil ich am Tag vorher schon Papier weggebracht hatte, da war die Tonne noch nicht so voll“, erzählt Grill. Stapelweise, von Gummibändern zusammengehalten, lagen die Briefe im Müll. Adressiert an Empfänger in der Kepler-, Rubens-, Melanchthon-, Overbeck- und Janssenstraße. „Und ich habe die Briefe noch nicht mal groß durchgeschaut. Nachdem ich dann die Polizei angerufen habe, kamen zwei Beamte, um die Briefe abzuholen.“ Die Essener Polizei bestätigt den sensiblen Fund in der Papiertonne.

Auch eine Sprecherin des Briefdienstleisters Postcon räumt den Vorfall ein. „Die Polizei hat uns am Donnerstag direkt kontaktiert. Eine Kollegin aus der Zustellung hat die Briefe abgeholt, sie waren zum Glück unbeschädigt.“

Mitarbeiter wird fristlos entlassen

Inzwischen seien die Sendungen den Empfängern zugestellt worden. Auch der schuldige Zusteller sei bereits ermittelt. „Es war ein neuer Mitarbeiter in der Probezeit. Er wurde fristlos entlassen und wir haben Strafanzeige gegen ihn gestellt. Das ist eine Straftat und wir nehmen das sehr ernst.“ Solche Fälle kämen nicht häufig vor, doch bei mehr als 1000 Zustellern in Nordrhein-Westfalen könne man schwarze Schafe nicht ausschließen, so die Sprecherin.

Für Frederik Grill bleibt der Vorfall ein Skandal. Er habe schon häufiger festgestellt, dass ihn Briefe offenbar nicht erreicht hätten. „Aus einem Verwarngeld für ein Knöllchen wurde ein Bußgeld, das dreimal so hoch war, weil ich keine Chance hatte, vorher zu bezahlen“, sagt der Holsterhauser. „Es kann ja sein, dass vorher Briefe in anderen Tonnen besser versteckt worden sind und keiner reingeguckt hat.“ Postcon erklärt dazu, dass aktuell kein weiterer Vorfall in Essen bekannt sei.