Essen. . Das Kulissenhaus des Grillo-Theaters besticht durch seine naturgrüne Fassade. SPD, Grüne und Linke möchten sie als Naturdenkmal erhalten.

Baumriesen sind darunter und Jahrtausende alte Findlinge. Als „Einzelschöpfungen“ stehen sie unter Schutz. Die Rede ist von Essens Naturdenkmalen. Bald könnte ein weiteres hinzu kommen. Eines, das aus dem Rahmen fällt: Auf Antrag von SPD, Grünen und Linken in der Bezirksvertretung I soll die Untere Naturschutzbehörde prüfen, ob der Efeu am Kulissenhaus des Grillo-Theaters in die Liste der Naturdenkmäler aufgenommen werden kann.

Die mit Efeu bewachsene Fassade sei einzigartig, nicht nur weil sie wunderschön anzusehen sei. „Sie ist gut fürs Klima und bietet Vögeln Schutz.“ 50 bis 100 Paare hätten dort ihre Nester, sagt Ratsherr Rolf Fliß von den Grünen, dessen Fraktion bereits im vergangenen Jahr die Initiative ergriffen hat für eine Erweiterung der Liste mit Naturdenkmälern.

Auch Naturdenkmäler fielen „Ela“ zum Opfer

Ausgerechnet im Jahr der Grünen Hauptstadt musste das zuständige Umweltamt abwinken. Das klingt paradox. Aber andere Aufgaben gingen vor. Nun soll die Liste geöffnet werden. Die Verwaltung habe zugesagt, die „Ordnungsbehördliche Verordnung zum Schutz von Naturdenkmalen für das Gebiet der Stadt Essen“ bis zum Sommer zu überarbeiten.

Das tut offenbar Not. Die aktuelle Denkmalliste zählt knapp 50 Naturdenkmale. Dem Pfingststurm „Ela“ 2014 sind auch geschützte Bäume zum Opfer gefallen, andere sind aufgrund ihres Alters nicht mehr zu retten. Für Schlagzeilen sorgte 2017 eine 100 Jahre alte Linde am Rathaus Rellinghausen, die beim Bau einer Terrasse beschädigt worden war und schließlich gefällt werden musste, weil der Baum nicht mehr standsicher war. Ein weiteres Naturdenkmal musste zurückgeschnitten werden.

Der Umweltausschuss des Stadtrates hatte sich zuletzt im Herbst 2015 mit dem Erhalt von „Einzelschöpfungen der Natur“ befasst. Seinerzeit führte die Verwaltung 38 Naturdenkmäler auf, die von der Liste gestrichen wurden. Die Gründe: Sturmschäden, Astbrüche oder Pilzbefall.

Maßgeblich sind Alter und Schönheit des Objekts

Die Grünen haben Bürger und Naturschutzverbände dazu aufgerufen, Bäume zu benennen, die unter Schutz gestellt werden sollten. Maßgeblich sind Alter und Schönheit des Objekts, heißt es bei der Unteren Naturschutzbehörde. Auch die natur- und kulturhistorische Bedeutung sind Kriterien für eine Unterschutzstellung. Die Resonanz auf den Aufruf sei allerdings sehr überschaubar. Eine Blutbuche am Aalto-Theater, die das Bild des Stadtgartens mitprägt, soll auf Beschluss der Bezirksvertretung in die Liste der Naturdenkmale aufgenommen werden.

Steht samt Efeu schon unter Schutz: Der Blücherturm in Rellinghausen.
Steht samt Efeu schon unter Schutz: Der Blücherturm in Rellinghausen.

Efeu bleibt dort eine Ausnahme. Bislang steht lediglich das Grün am Blücherturm in Rellinghausen unter Schutz. Schon auf Fotografien aus den frühen Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist es in voller Pracht zu sehen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde der ehemalige Gerichtsturm 1567.