Das neue Album der 257ers ist fast fertig. Ein Gespräch über Lkw-Fahrer, einen Juryplatz bei The Voice of Germany und ein Helene-Fischer-Konzert.

In den letzten Wochen ist es ruhig um die 257ers geworden. Als die Jungs aus Kupferdreh am 19. Dezember ein Video auf Facebook mit dem Einstieg „Wir haben ne gute, aber auch ne schlechte Nachricht“ posteten, machte sich die Fangemeinde schon ein wenig Sorgen um die Zukunft der Kapelle.

257ers in ihrer Lieblingsbar

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    Schließlich hatte sich in Kolja „Keule“ Scholz gerade der dritte Mann von den 257ers verabschiedet. Doch Mike Rohleder und Daniel „Shneezin“ Schneider denken nach dem erfolgreichsten Jahr ihrer nun schon über zwölfjährigen Bandgeschichte überhaupt nicht ans Aufhören. Im Interview mit dieser Zeitung verraten die beiden verbliebenen Ur-257ers, die beide übrigens in nächster Zeit Väter werden, wohin die Reise mit ihnen gehen wird – ein Gespräch über „Bravo Hits“, Helene Fischer und „The Voice of Germany“.

    Daniel, Mike, wie weit seid Ihr mit Eurem neuen Album?

    Mike: Wir müssen noch hier und da etwas nachbessern und am Feintuning feilen, aber das meiste ist fertig. Wir sind zufriedener als wir es je waren, das macht uns schon ein bisschen Angst (lacht).

    Woran hat es denn gehakt, dass Ihr die fürs Frühjahr geplante Tour in den Winter verlegen musstet?

    Mike: Wir wollten einfach nicht nur mit altem Material auf Tour gehen, sondern erst das neue Album fertig haben und dann die Tour starten.

    Daniel: Das Gute daran: Bis dahin kann das Album wirken und die Leute können dann die Texte korrekt auswendig, nicht nur so halb. Das ist natürlich wichtig für unsere Auftritte.

    „Wir haben ein wenig in den 80ern und 90ern gewühlt“

    Was dürfen die Fans denn von Euch erwarten?

    Mike: Eine bunte Mischung. Es ist gewissermaßen eine Zeitreise, dazu kommen Themen wie Schwerelosigkeit und ein Ausschnitt aus dem Leben eines Berufskraftwagenfahrers.

    Daniel: Wir haben ein wenig in den 80ern und 90ern gewühlt. Zusammengefasst ist es einfach das Beste aus den letzten 38 Jahren Musikgeschichte, das größte Album aller Zeiten, also zumindest von uns (grinst).

    Ihr hört Euch an wie Verkäufer...

    Mike: Wir wollten ja schon mal eine Platte ‚Bravo Hits‘ nennen, aber das dürfen wir nicht, der Begriff ist urheberrechtlich geschützt.

    Ist auch wieder etwas über ein bestimmtes Material dabei?

    Daniel: Diesmal nichts über Holz, wir wollen uns ja nicht wiederholen, aber wir haben einen Song über ein Auto aus Edelstahl, übrigens das einzige auf der ganzen Welt.

    Mike: Ich denke, dass es ein sehr vielseitiges Album ist, sowohl von den Themen als auch den musikalischen Spielarten, die wir angehen.

    Die 257ers: Mike Rohleder (rechts) und Daniel „Shneezin“ Schneider
    Die 257ers: Mike Rohleder (rechts) und Daniel „Shneezin“ Schneider

    Wie sieht ein Tag der 257ers aus, wenn Ihr eine neue Platte aufnehmt?

    Mike: Wir stehen morgens irgendwann auf und frühstücken, dann treffen wir uns im Studio. Mal um 10, mal um 12. Wir sehen das sehr entspannt, denn wir sind nun mal seit Kindheit enge Freunde. Es ist auch nicht so, dass wir uns schon im Vorfeld vornehmen, was wir an einem Tag produzieren müssen beziehungsweise, was fertig werden soll. Mal setzen wir uns auch einfach nur hin und zocken an der Playstation oder erzählen dummes Zeug – und dabei kommen dann oft die besten Ideen für einen Song heraus.

    Daniel: Wir fahren auch gerne mal zu unserem Lieblings-Foodtruck, essen einen Burger und quatschen rum – und dann sagt einer was, Boah, lass da einen Song drüber machen. Die besten Ideen kommen bestimmt nicht im Büro am Schreibtisch. Die besten Stücke sind aus doofen Situationen, so geplant Musik machen, klappt bei uns nicht.

    Wie groß ist inzwischen der Apparat hinter Euch, Plattenlabel, Promoabteilung und so weiter?

    Daniel: Das ist natürlich in letzter Zeit, als wir erfolgreicher geworden sind, ein bisschen mehr geworden. Die Leute von Selfmade Records sind cool, wir haben noch neulich alle zusammen meinen 30. Geburtstag gefeiert. Die haben uns auch bei Einslive die Türen aufgemacht, da wären wir so eher nicht hingekommen. Wir sind froh, dass wir das Label hinter uns haben und uns so eine Menge Arbeit abgenommen wird. Gleichzeitig ein Album machen, die Promo planen, einen Businessplan aufstellen, eine Tour planen – das klappt nicht. Zumindest geht dafür sehr viel Energie drauf und kostet dir als Musiker wichtige Kreativität. Wir konzentrieren uns lieber zu 100 Prozent auf die Musik.

    „Wieso sollten wir das Ding nicht noch ein paar Jahre durchziehen?“

    Wie lange wollt Ihr noch so weiter machen?

    Daniel: Also, ans baldige Aufhören denken wir nicht, bisher macht es uns einfach Riesenbock. Guck dir die Fantas an, die sind schon über 25 Jahre dabei, also wieso sollten wir unser Ding nicht auch noch ein paar Jahre durchziehen.

    Um auf dem Jurysessel bei ‚The Voice of Germany‘ zu landen…

    Mike: Vielleicht kann uns Mark Forster da mal ins Gespräch bringen. Den kennen wir ja schon durch verschiedene gemeinsame Auftritte (lacht).

    Geht Ihr denn selbst überhaupt noch auf Konzerte anderer Künstler?

    Mike: Ich gehe wahrscheinlich bald mit meiner Mutter zu Helene Fischer. Das hängt noch ein wenig von meiner Oma ab. Wenn sie aber Lust hat, bin ich sofort raus (lacht). Sonst haben wir schon länger keine Konzerte besucht. Es wird mal wieder Zeit.

    Die 257ers beim Interview im De Prins in Essen.
    Die 257ers beim Interview im De Prins in Essen.

    Noch einmal zur Tour und zur Grugahalle. Wie ist es für Euch, in der größten Halle in Eurer Heimatstadt zu spielen? Spielt ihr da gerne, weil ihr da eure Fanbasis versammeln könnt?

    Daniel: Wir haben noch eine Rechnung mit der Grugahalle offen, weil wir die Halle beim letzten Mal nicht ganz voll bekommen haben. Zu unserem Weihnachtskonzert waren knapp 5000 Besucher da. Jetzt wollen wir die 7500 voll kriegen.

    „Wir leben nicht mehr in der Zeit von Viva und MTV“

    Könnt Ihr denn überhaupt noch entspannt durch Essen laufen?

    Daniel: Wir werden zwar angequatscht, aber können trotzdem entspannt durch Essen laufen. Ich bin da aber auch total locker. Wenn mich jemand zum Beispiel am Limbecker Platz anspricht und ich dadurch eine Stunde Zeit verliere, ist das halt so. Es macht auch Spaß, mit unseren Fans zu quatschen. Und man muss auch sagen, dass wir nicht mehr in der Zeit von Viva und MTV, sondern in der Zeit von Spotify und Musicstreaming leben. Das Gesicht ist dadurch auch gar nicht mehr so präsent.

    Ist das für Euch von Vor- oder von Nachteil?

    Mike: Es ist einfach neu.

    Daniel: Ich glaube, jeder Musiker muss sich erst mal daran gewöhnen, dass die Leute nicht mehr in den Laden gehen und die CDs kaufen oder zu Hause den Fernseher anschmeißen und dann Viva oder MTV schauen.

    Mike: Dafür lädt sich heute ja auch niemand mehr was illegal runter. Du musst dein Album jetzt nur noch bei iTunes oder Spotify hochladen und dann ist das ein Selbstläufer.

    Dafür bekommt man von Spotify ungefähr 0,0000001 Cent pro Abruf.

    Daniel: Ja natürlich, aber welcher deutsche Musiker verdient heute sein Geld durch CD-Verkäufe oder Streaming? Es ist wichtig, dass du in aller Munde bist, dann gibt es Kooperationen und Touren – das ist das, wo die Brötchen herkommen. Und es geht im Kern eben darum, dass möglichst viele Leute deine Musik hören. Und das geht heute besser als je zuvor.