Essen. . 100 junge Musiker haben bei „Jugend musiziert“ in Essen um ein Ticket zum Landeswettbewerb gespielt. Kritik: G8 lässt nicht viel Zeit für Musik.

Moritz Lopper mit der Trompete eröffnet mit einem Stück von Johann Baptist Georg Neruda seine Darbietung. Er hat 20 Minuten Zeit, eine Jury aus erfahrenen nationalen und internationalen Musikern zu überzeugen.

Begleitet wird Moritz von Christian Sroka am Klavier. Die beiden Jugendlichen spielen am Samstagmorgen beim Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ in der Folkwang-Musikschule. Es ist die 55. Ausgabe des renommierten Musikförderungsprojekts, das schon für viele junge Menschen das Sprungbrett hinein in eine Karriere als Musiker war.

Junger Musiker sichert sich Ticket zum Landeswettbewerb in Wuppertal

Nach den 20 Minuten verlässt Moritz Lopper die Aula in der Weststadthalle. Ein gutes Gefühl begleitet den 17-Jährigen; nun heißt es Warten bis zur Verkündung der Punkte. Seine Ahnung täuscht ihn nicht: Mit 25 Punkten erreicht er die volle Punktzahl und sichert sich ein Ticket für den Landeswettbewerb in Wuppertal. Kann er auch da überzeugen, geht es weiter zum Bundeswettbewerb in Lübeck.

Dass er beim Regionalentscheid sogar mit der vollen Punktzahl weiterkommt, hätte er aber nicht erwartet: „Das war eine Überraschung“, sagt Moritz, der im Alter von fünf Jahren mit dem Trompetenspielen begann. Dass es ausgerechnet dieses Instrument wurde und er sich nicht ganz ungeschickt anstellt, ist kein Wunder: Sein Vater spielt ebenfalls Trompete – bei den Philharmonikern.

Kettwiger wollte erst Fußball-Profi werden

Anfangs nahm Moritz die Musik nicht ganz so ernst. Er erzählt, dass er als Kind Profifußballer werden wollte. Fußball spielt er immer noch, doch nun strebt der Kettwiger ein Freiwilliges Soziales Jahr im Kulturbereich und danach ein Studium an. Zunächst gilt seine volle Konzentration aber dem Abitur auf dem Goethe-Gymnasium.

Weil die Schule vorgeht, bleibt auch das Trompetenspielen zuweilen auf der Strecke. Ein bis zwei Stunden am Tag übt Moritz Lopper aber und spielt zudem im Landesjugendorchester. „Momentan ist das ein ziemlich straffes Programm“, sagt der Schüler und ergänzt, „über Langeweile kann ich mich nicht beklagen.“ Schule, die Trompete und das Fußballspielen – da ist eine gewisse Belastbarkeit gefragt.

Wegen G8: Für die Musik fehlt vielen die Zeit

Nicht alle jungen Menschen seien dieser Belastung gewachsen, „für die Musik fehlt da oft die Zeit“ – anders kann sich Axel Wild, Geschäftsführer des Regionalausschusses Essen, den Rückgang der Teilnehmerzahlen bei „Jugend musiziert“ nicht erklären. Für den Regionalwettbewerb lagen dieses Mal nur etwa 100 Anmeldungen vor.

Ein Grund dafür sei wohl die Verkürzung der Gymnasialzeit (G8), vermutet Wild. Vor G8 seien es wesentlich mehr Teilnehmer gewesen, und: „Wir bekommen es besonders in den höheren Altersgruppen zu spüren.“

Jüngste Teilnehmerin ist sieben Jahre alt

Noch weit entfernt vom Abitur ist die jüngste Teilnehmerin des diesjährigen Wettbewerbs: Ida Niehusmann. Mit ihren gerade mal sieben Jahren siegt sie mit 23 Punkten in ihrer Altersgruppe in der Kategorie Zupfinstrumente und beeindruckt die Jury, als sie in die Saiten ihrer Gitarre greift. Weil sie so jung ist, wird Ida aber nicht zum Landeswettbewerb fahren. Für sie und alle anderen Preisträger gibt’s im Februar ein Abschlusskonzert mit Preisverleihung im Schloss Borbeck.