Essen. Untere Jagdbehörde: Wildschweine treten verstärkt in Byfang und Oefte auf. Angst vor Wildschäden und der nahenden Afrikanischen Schweinepest.

Dem Schwarzkittel geht’s prima in Deutschland, deshalb hat sich der Bestand an Wildschweinen in letzter Zeit stark vermehrt. So sehr, dass Keiler, Bachen und Frischlinge jetzt auch Essen erreicht haben. „Wildschweine sind verstärkt in Byfang und in Oefte aufgetreten“, zitiert eine Stadtsprecherin aktuelle Berichte der Unteren Jagdbehörde.

Warum sich die Revierförster so sicher sind: Es sind die typischen Spuren, zum Beispiel das so genannte Trittsiegel, das die Wildschweine im weichen Boden hinterlassen. „Hinzu kommen die bekannten Wildschäden, etwa die aufgebrochene Grasnarbe“, fügt die Sprecherin hinzu. Offenbar haben die Schwarzkittel ihren Weg nach Essen via Hattingen und Ennepetal gefunden.

Landwirte sind von der Ankunft der Wildschweine nicht begeistert

Bei den Landwirten löst die Ankunft der Schwarzkittel in Essen überhaupt keine Begeisterung aus. Eher schon ein Gefühl des Unbehagens. „60 bis 70 Wildschweine machen mühelos in kurzer Zeit ein Maisfeld platt, die Schäden sind immens“, sagt Landwirt Nikolas Weber vom Oberschuirshof.

Hans-Bernhard Mann aus Kettwig ist Vorsitzender der Kreisjägerschaft Essen. Auch bei den Waidmännern hat sich die Ankunft des Wildschweins im ländlichen Teil der Großstadt herumgesprochen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Bestand vermehrt, ist groß. „Das Wildschwein findet auch hier hervorragende Lebensbedingungen: milde Winter, üppige Maisfelder und Bäume in den Wäldern, die reiche Früchte tragen“, sagt Mann.

Afrikanische Schweinepest: Schonzeit für Schwarzwild aufgehoben

Doch seitdem die Afrikanische Schweinepest, kurz ASP, bedrohlich näher rückt, geht es dem Schwarzkittel buchstäblich an den Kragen. Der Chef der Kreisjägerschaft verweist auf die aktuelle Entscheidung des NRW-Landwirtschaftsministeriums, wonach die Schonzeit für Schwarzwild bis zum 31. März 2021 ausgesetzt ist. „Wildschweine dürfen also das ganze Jahr bejagt werden“, sagt Hans-Bernhard Mann. Die einzige Ausnahme: Das Muttertier, genannt Bache, das mit seinen gestreiften Frischlingen (unter 25 kg) durch die Landschaft streift, darf nicht erlegt werden. „Andernfalls müssten die Frischlinge verhungern“, fügt Mann hinzu.

Ginge es nach dem Willen der Bauernverbände in NRW, sollten 70 Prozent der Wildschweine abgeschossen werden. Und auch für Muttertiere dürfte es keine Schonzeit mehr geben.

Die beruhigende Nachricht: Die Afrikanische Schweinepest überträgt sich nicht auf den Menschen und ist für ihn daher ungefährlich.

Experte informiert Kreisjägerschaft

Schweinemäster hingegen zittern. Ist ein Tier mit ASP infiziert, muss der gesamte Bestand gekeult werden. In Kettwig gibt es einen großen Schweinemastbetrieb. Nikolas Weber vom Oberschuirshof züchtet seit einiger Zeit das Iberico-Schwein, das sehr im Trend ist und zunehmend nachgefragt wird. Es ist aber nur eine kleine Herde, der Schaden würde sich in Grenzen halten. „Bei anderen hängen Existenzen dran“, sagt Bauer Weber.

Die Kreisjägerschaft Essen, der rund 1000 Jäger angehören, will sich jetzt auf die Afrikanische Schweinepest vorbereiten. „Wir haben im Januar einen Veterinär zu einem Fachvortrag eingeladen“, sagt Hans-Bernhard Mann. Das Ziel sei klar: Die Pest müsse in Grenzen gehalten werden.

>>>DIE AFRIKANISCHE SCHWEINEPEST

Das Veterinäramt der Stadt hat Tierhalter über die Übertragungswege der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und Schutzmaßnahmen informiert.

Landwirtschaftliche Betriebe mit Schweinehaltung werden laufend vom Veterinäramt überprüft.

Die Erkrankung, so Landesbehörden, kann direkt von Tier zu Tier, von Wildschwein zu Hausschwein übertragen werden.

Besonders kritisch seien Lebensmittelreste einzustufen, die aus Gebieten kommen, in denen die ASP schon grassiert. Ein unachtsam entsorgtes Wurstbrötchen könne ausreichen, um die Seuche einzuschleppen.