Essen-Altenessen. . Grünen-Ratsherr macht auf schlechten Zustand historischer Gebäude aufmerksam. Bäume wachsen durch das Mauerwerk und erzeugen tiefe Risse.
Ein bis zwei Jahre – länger gibt Grünen-Ratsherr Walter Wandtke dem Bauensemble Zeche Carl nicht mehr. Denn Kesselhaus und Grubenschreinerei verfallen immer mehr, ohne dass Hilfe in Sicht wäre. Der Kontrast zu dem mehr oder weniger gut erhaltenen Casino, dem Malakowturm und dem Maschinenhaus werde immer größer. „Wird der aktuelle Zustand noch länger hingenommen, fehlen bald zwei wichtige Funktionselemente“, warnt der Altenessener. Damit spricht er Arndt Wülfing, dem Vorsitzenden des Fördervereins, aus dem Herzen. „Schlimm, schlimm, schlimm“, findet nicht nur er den Zustand der historischen Zechengebäude aus dem vorletzten Jahrhundert. Zu denen auch die Steigerhäuser zwischen Bahndamm und Casino gehören: „Die vegetieren auch vor sich hin.“
Schilder warnen vor herabfallenden Steinen
Das nasskalte Winterwetter lädt nicht unbedingt zum Spaziergang über das Areal der Zeche Carl ein, doch gerade jetzt wird der schlechte Zustand der beiden Bauwerke deutlich sichtbar. Denn aus dem Mauerwerk von Kesselhaus und Grubenschreinerei schießen junge Bäume in den Himmel. Ihre Wurzeln drücken die dunkelroten Ziegelsteine auseinander und richten bereits erhebliche Schäden an. Die Schilder mit der Warnung vor herabfallenden Steinen stehen nicht ohne Grund neben dem Kamin, der auch nur noch ein Torso ist.
Walter Wandtke erinnert an die Altenessener Handwerkerinitiative (AHI), die einst in der Schreinerei ihre Werkstatt hatte und als Projekt für arbeitslose Jugendliche an der Sanierung der Gebäude und Pflege der Grünanlagen auf dem Carl-Gelände maßgeblich beteiligt war. Seit sie aber vor sechs Jahren in der Essener Arbeit-Beschäftigungsgesellschaft (EABG) aufgegangen war, gerieten die alten Gemäuer in Vergessenheit und wurden zu „unansehnlichen Ruinen“, wie Walter Wandtke kritisiert. Dabei läuft schon seit Jahren ein Denkmalschutzverfahren. Dass es noch immer nicht beendet ist, macht den Grünen misstrauisch. Denn wie bereits in den 1980er Jahren, so wird auch jetzt wieder Bauland gesucht. Und die Ostseite der Wilhelm-Nieswandt-Allee könnte sich dafür anbieten – wenn die nicht als Denkmal gesicherte Schreinerei abgerissen würde. „Das wäre natürlich genau das, was ich verhindern möchte“, sagt er. Stattdessen schlägt er vor, sich über den Umzug der Stadtteilbibliothek Gedanken zu machen.
Förderverein unterstützt das Anliegen
Arndt Wülfing unterstützt seine Initiative, zumal der Förderverein sich in einem Workshop bereits Gedanken über die Zukunft der Zeche Carl bis zum Jahr 2020 gemacht hat. „Das wesentliche Anliegen ist es, das Ensemble zusammenzuhalten, auch wenn der Malakowturm vielleicht privatwirtschaftlich genutzt wird.“ Eigentümer der Gebäude ist allerdings nicht der Verein, sondern die städtische Immobilienwirtschaft.
Walter Wandtke befürchtet nun, dass der weitere Verfall den Abrissbefürwortern neue Argumente liefern könnte: „Stadt und Immobilienverwaltung könnten behaupten, der Erhalt der Gebäude sei ,wirtschaftlich nicht mehr darstellbar’, was dann eine vornehme Umschreibung für den notwendigen Abriss wäre.“ Genau das möchte Wandtke jedoch verhindern.
Zeche Carl ist älter als Zollverein
Der Vorsitzende des Fördervereins verweist zudem auf die Millionen von Fördergeldern, die in die Zeche Zollverein geflossen sind. Arndt Wülfing: „In sie pumpt man Millionen, aber die Zeche Carl ist älter. Ihren Wert als zumindest in Essen einzigartiges Ensemble und als Leuchtturm für den Stadtteil gilt es zu respektieren.“