Essen-Rüttenscheid. Mit der „Pumpe“ ging es 1967 los, es folgten zahlreiche weitere Kneipen und Clubs: Hannes Schmitz ist eine Legende im Essener Nachtleben.
Hannes Schmitz kann es noch immer nicht durchgehen lassen, wenn in einer Kneipe etwas falsch läuft. „Ich will einen Bierdeckel. Ich hasse es ohne“, sagt er und dreht wieder ab zur Theke, das Wasserglas noch in der Hand. Ohne Deckel stellt er es nicht auf den Tisch. Der 80-Jährige hat nicht vergessen, wie es richtig geht. Am 23. Dezember 1967 eröffnete er die „Pumpe“ an der Steeler Straße, in beinahe fünf Jahrzehnten führte er gut ein Dutzend Kneipen, wurde in Rüttenscheid zur Legende in der Gastronomie mit drei Läden nebeneinander. „Wenn ich Versicherungsmakler geworden wäre, hätte ich mehr Geld gehabt“, sagt Schmitz. „Aber das Leben wäre nicht so bunt gewesen. Heute sagen die Leute auf der Straße: ,Guck mal, da kommt die Legende!’“
Von einer eigenen Kneipe habe er schon als Jugendlicher geträumt, doch die Familie mahnte: Erst die Schule, dann die Kneipe. Später hieß es dann: Erst das Studium, dann die Kneipe. „Und wenn sie gesagt hätten: ,Erst promovieren, dann die Kneipe’, dann hätte ich das auch noch geschafft!“
Bloß nicht zu bürgerlich
Mit 30 Jahren konnte der Diplomkaufmann loslegen. Eine Jazz-Kneipe wollte er. „Ich liebe Musik, bin aber musikalisch eine Null. Nach zehn Stunden Klavierunterricht konnte ich nicht mal ,Alle meine Entchen’“, erzählt Schmitz. Jazz, musste er leider feststellen, wollten seine Gäste nicht hören, in der „Pumpe“ liefen Pop und Rock. „Das Wichtigste war aber: Bis 1 Uhr nachts gab’s warmes Essen.“ So habe er die Leute vom Theater angelockt. „Die gehörten zur Zielgruppe. Und die Trinker. Ich hatte ein gutes Publikum, nicht zu bürgerlich. Das war ich ja auch nicht.“
Nach 15 Jahren waren die Tage der „Pumpe“ gezählt. „Die Leute, die am Anfang kamen, waren dann verheiratet, hatten Kinder, die Zeit war vorbei.“ Schmitz zog es nach Rüttenscheid, und er hatte neue Pläne. „Ich wollte mehr haben als nur eine Kneipe. Die ganze Sauferei... Ich hab’ da gerne mitgemacht, kein Bier, sondern immer Sekt. Und das war eine herrliche Zeit, darüber brauchen wir nicht diskutieren.“ Doch er habe sich immer nach etwas anderem umgeschaut.
Im „Nachtcafé“ musste Schmitz die Notbremse ziehen
Am Wehmenkamp eröffnete Schmitz Mitte der 80er das „Portrait“ und das Restaurant „Lobster“, über dem Baldeneysee das Jagdhaus Schellenberg. „Ich war bekannt wie ein bunter Hund.“ Nach den Läden am Wehmenkamp, die mit mal mehr, mal weniger Erfolg liefen, ging der Gastronom an die Rüttenscheider Straße. „Wieder zwei Kneipen: ,Schmitz – wohin sonst’ und ,Nachtcafé’, das lief wie die Hölle. Aber im ,Nachtcafé’ musste ich irgendwann die Notbremse ziehen, nachdem es zu viel Ärger gab. Die Polizei war ständig im Laden, das war mit meinem Namen nicht mehr vereinbar.“
Schmitz hatte schon das nächste Erfolgskonzept parat, mit der „Ego-Bar“ traf er wieder den Nerv der Zeit. „Wenn ich für jede Ehe, die in der ,Pumpe’ oder der ,Ego-Bar’ ihren Anfang genommen hat, einen Hunderter bekommen hätte, ginge es mir gut. Wenn ich für jede Scheidung noch einen bekommen hätte, ginge es mir besser“, sagt er. Seinen größten Fehler in all den Jahren in der Gastronomie, den habe erst am Ende gemacht. „Ich hätte die ,Ego-Bar’ nie abgeben dürfen. Aber es wurde Zeit.“ 2014 war Schluss. „Ich habe immer hart gearbeitet“, sagt Schmitz. „Aber es hat Spaß gemacht. Und es war interessanter, als Versicherungen zu verkaufen.“