Essen-Heisingen. . Im historischen Rathaus in Heisingen stehen die Zeiger seit Jahrzehnten still. Die Bezirksvertretung will wissen, wieviel die Reparatur kostet.

Was die Stunde geschlagen hat, zeigt in Heisingen die Turmuhr im alten Rathaus am Hagmanngarten. Allerdings nur zweimal pro Tag, denn ihre Zeiger drehen sich schon lange nicht mehr. Die Stadtteilparlamentarier der Bezirksvertretung (BV) VIII wollen das ändern und haben deshalb einstimmig die Verwaltung beauftragt zu prüfen, wieviel es kosten würde, dem historischen Zeitmesser neues Leben einzuhauchen.

Initiiert hat den Antrag SPD-Fraktionschef Rolf Reithmayer – und dies aus gutem Grund: „Wir waren im Wahljahr natürlich oft im Stadtteil unterwegs. Da haben uns viele Menschen auf die Sache angesprochen.“ In erster Linie Senioren, die sich möglicherweise noch an Zeiten erinnern können, als im Heisinger Rathaus die Zeit noch nicht still stand.

Seit wann die Uhr steht, weiß niemand zu sagen

Die Uhr im alten Heisinger Rathaus steht seit Jahrzehnten auf „Zehn nach Vier“.
Die Uhr im alten Heisinger Rathaus steht seit Jahrzehnten auf „Zehn nach Vier“. © Uwe Möller

Seit wann das Uhrwerk hoch oben im Turm seinen Dienst verweigerte, ist allerdings schwer zu sagen. Erhellende Aufzeichnungen liegen bei der Stadt nicht vor, weshalb nur Vermutungen angestellt werden können. Beispielsweise von Margret Oldenburg, die ehrenamtlich im Bergbau- und Heimatmuseum Paulushof aktiv ist. „Ich lebe bereits seit 1970 in Heisingen, doch die Uhr am Rathaus habe ich noch nie laufen sehen. Die steht schon ewig auf zehn nach Vier.“

Dass in all den Jahren nie niemand auf die Idee kam, der alten Zwiebel auf die Sprünge zu helfen, lässt sich wohl am ehesten mit der angespannten Haushaltslage begründen. Das alte Rathaus gehört der Stadt, die also für die Reparaturkosten gerade stehen müsste, falls sich kein Gönner findet.

Bezirksvertretung stellt Finanzierung in Aussicht

Doch danach sieht es im Moment nicht aus. Günter Kirsten, Vorsitzender der Heisinger Bürgerschaft, erstickte jede Hoffnung im Keim. „Wir helfen gerne bei der Organisation und stellen beispielsweise Kontakte zu Firmen her, aber an den Kosten beteiligen können wir uns nicht. Das lässt unser schmaler Etat einfach nicht zu. Deshalb sind wir ja auch beispielsweise aus dem Wottelfest ausgestiegen.“

Zumindest ein wenig Hoffnung auf Rettung der Turmuhr macht Rolf Reithmayer: „Wenn die Reparaturkosten im Rahmen bleiben, kümmert sich die BV darum. Bei 500 Euro ist das überhaupt kein Thema, bei 5000 Euro müsste man fraktionsübergreifend Überlegungen anstellen, aus welchen Töpfen das Geld kommen könnte. Sollte die Sache allerdings einen fünfstelligen Betrag erfordern, brauchen wir uns im Stadtteilparlament gar nicht erst zusammensetzen.“

Es gibt noch kein Gutachten

Auf dem Dachboden des Rathauses befinden sich zwei unscheinbare Holzkästen. Darüber wird die Turmuhr betrieben. Es gibt zwei Zifferblätter.
Auf dem Dachboden des Rathauses befinden sich zwei unscheinbare Holzkästen. Darüber wird die Turmuhr betrieben. Es gibt zwei Zifferblätter. © Uwe Möller

Ausgeschlossen ist eine solche Größenordnung nicht. So erinnert sich Birgit Jerosch, sein 18 Jahren Hausmeisterin im Heisinger Rathaus, an einen Besuch eines Technikers, der sich offensichtlich gut mit der Materie auskannte. „Wer den geschickt hat, kann ich heute nicht mehr sagen. Das ist schon zehn Jahre her.“ Nach einem intensiven Blick ins Uhrwerk habe er rund 20 000 Euro für die Reparatur veranschlagt. Die Stadt mag diese Prognose ausdrücklich nicht bestätigen. „Es existiert bei uns weder ein Gutachten, noch ein schriftlicher Beleg oder ein konkreter Kostenvoranschlag“, erklärt eine Stadtsprecherin. Man wolle die Angelegenheit nun sorgfältig prüfen und auf der BV-Sitzung im Februar Bericht erstatten.

Hausmeisterin Birgit Jerosch wäre es ganz recht, wenn die Reparatur der Uhr noch etwas auf sich warten ließe: „An der Uhr hängt ein Glockenspiel, das wohl alle Viertelstunde läutet.“ Doch das Rathaus sei schlecht isoliert. „Wenn die Awo-Senioren im Parterre die Stühle rücken, höre ich das im zweiten Stock in meinem Wohnzimmer. Da würde ich beim Glockenläuten aus dem Bett fallen.“ In zwei Jahren gehe sie in Rente. „Dann darf die Uhr ruhig wieder laufen“, sagt sie schmunzelnd.

>>> ALTES RATHAUS WURDE 1911 ERÖFFNET

Nach einer Bauzeit von zehn Monaten wurde das Heisinger Rathaus am 21. Mai 1911 seiner Bestimmung übergeben. Die Turmuhr gab es von Beginn an, „das geht aus den alten Plänen hervor, die uns vorliegen“, sagt Heimatforscher Henner Höcker.

Die Bezirksvertretung (BV) VIII tagt im neuen Jahr erstmals wieder am 6. Februar, 17.30 Uhr. Dann will die Stadt einen Kostenvoranschlag vorlegen.