Essen. . Der mit Ölgemälden realisierte Film „Loving Vincent“ begeistert bei der Premiere im Filmstudio. Ein Protagonist ist im Museum Folkwang zu sehen.

Die Liebe machte es möglich. Vor zehn Jahren lernten sich die polnische Malerin und Regisseurin Dorota Kobiela und der britische Produzent Hugh Welchman kennen, verliebten sich und brachten den aus 65 000 Ölgemälden bestehenden „Loving Vincent“ auf die Welt. „Es war Dorotas Idee, einen Animationsfilm über Vincent van Gogh zu machen. Sie hat sich ihr ganzes Leben mit ihm beschäftigt“, erzählt Hugh Welchman Dagmar Schwalm anlässlich der NRW-Premiere im Filmstudio. Zuvor besuchte er das Museum Folkwang, wo das Originalbild des Filmhelden Armand Roulin zu sehen ist.

Mister Welchman, was wussten Si e über van Gogh, als Sie mit Arbeit zudem Film starteten?

Ich wusste, was alle wussten: dass er ein genialer Maler war, dass er sich ein Ohr abschnitt, verrückt wurde und wahrscheinlich Selbstmord beging.

Wie lernten Sie ihn kennen?

Ich las 30 Bücher über ihn und den Briefwechsel mit seinem Bruder, besuchte 30 Museen in Europa und Amerika. Es war, als ob man zurück auf die Univeristät geht.

Was entdeckten Sie über ihn?

Ich entdeckte, dass er in vier Berufen Fehlschläge erlitt, mit 27 Jahren entschied, Maler zu werden und die Kraft hatte, sich neu zu erfinden. Er ist ein erstaunliches Vorbild für mich. Er hatte eine schwere Zeit, war aber nie zynisch.

Wie viele Bilder van Goghs wurden für den Film verwendet?

77 existierende Bilder, davon 49 Landschaften und 19 Porträts.

Darunter das von Armand Roulin, das zur Sammlung des Museum Folkwang gehört. Warum haben Sie ihn als Protagonisten gewählt und in Essen fotografiert?

Es gab kein hoch auflösendes Fotomaterial von seinem Bild. Deshalb kamen wir vor zwei Jahren her und fotografierten es. Es ist eines der besten Porträts, die van Gogh gemalt hat. Unser Protagonist wurde er, weil wenig über ihn bekannt ist und wir seine Geschichte frei erfinden konnten.

Warum bewegen Sie sich auf der Basis von 800 Briefen van Goghs an seinen Bruder Theo nah an den biografischen Fakten und spekulieren zugleich über seinen Tod?

Weil es viele Spekulationen gibt, warum er sich umgebracht haben soll. Es ging ihm gesundheitlich besser. Er hatte sein erstes Bild verkauft, gute Kritiken erhalten. Wir haben widersprüchliche Aussagen gefunden und fühlten uns wie Detektive. Wir dachten, dass wir damit das Interesse der Menschen an seinem Leben wecken können.

Es gibt fotorealistische Sequenzen in Schwarz-Weiß. Warum?

Für die Erinnerungen der ihm nahestehenden Personen wollten wir keine Bilder erfinden. Die Vergangenheit wollten wir in einem anderen Stil zeigen. Wir dachten auch, die flirrenden Bilder würden zu viel für die Zuschauer.

Sie haben für den ersten abendfüllenden Animationsfilm aus Gemälden rund sieben Jahre benötigt. Wo lagen die Schwierigkeiten?

Gute Maler zu finden. 5000 hatten sich beworben, 125 wurden angenommen und speziell trainiert. Die bewegte Kamera war auch ein Problem und die Darstellung der Schauspieler mit den gemalten Bildern zu kombinieren. Richtig zu kämpfen hatten wir mit der Filmindustrie. Es war schwer, das Geld für etwas Neues zu bekommen. Aber wir hatten auch Gruppe von Leuten, die an den Film glaubten.

>>> Start des Animationsfilms „Loving Vincent“

„Loving Vincent“ startet am 28. Dezember in den Kinos.

Hinter den Gemälden im Stile van Goghs agieren unter anderen Douglas Booth, Robert Gulaczyk, Jerome Flynn und Saoirse Ronan.

„Loving Vincent“ wurde mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.