Essen. . Mischlingshündin Peng ist seit Januar bei der Polizei als Opferschutzhund im Einsatz. Aus dem Pilotprojekt wird nun eine dauerhafte Einrichtung.
Ein kleiner Junge wird von einem Auto angefahren, er ist schwer traumatisiert, soll eine Aussage bei der Polizei machen. Ein Fall für Opferschutzhündin Peng. Der kleine blonde Mischling geht vor der Vernehmung auf den verschlossenen Jungen zu, lässt sich ausgiebig streicheln und knuddeln. „Der Junge hat ihren Kopf in die Hände genommen und sie auf die Nase geküsst“, erzählt Florence Buttler und ihre Augen glänzen, als sie von diesem emotionalen Moment berichtet. Die 43-Jährige ist Polizeihauptkommissarin im Fachbereich der Unfallprävention und des Opferschutzes und Pengs Besitzerin.
Von Pengs Wirkung ist man auch im Düsseldorfer Innenministerium überzeugt – denn dort hat man nun beschlossen: Opferschutzhund Peng bleibt dauerhaft bei der Polizei. Was im Januar diesen Jahres als Pilotprojekt begann, wird eine feste Institution.
„Die Kinder sind entspannter, wenn Peng dabei ist“
Die circa zwei Jahre alte Hündin ist eine Art Türöffner, wenn die Beamten des Verkehrsopferschutzes Opfer, Beteiligte, Ersthelfer oder Zeugen von schweren Unfällen betreuen, die zum Teil geschockt oder schwer traumatisiert sind. Außerdem begleitet die Hündin beispielsweise Unfallopfer bei Vernehmungen. Besonders schwierig sei es für die Beamten, an Kinder ranzukommen, die Opfer von Verkehrsunfällen wurden. Sie haben zum Teil Angst vor den Polizisten. „Die Kinder sind entspannter, wenn Peng dabei ist“, erklärt Buttler. Dabei werde aber vorher mit den Erziehungsberechtigten geklärt, ob Peng eingesetzt werden darf.
20 Menschen hat Peng in diesem Jahr geholfen, darunter waren 17 Kinder, eine junge Frau und zwei ältere Damen. Peng ist dabei nicht jeden Tag im Einsatz, sondern wird gezielt mitgenommen, wenn ein Mensch Hilfe braucht. Mit dem Tierarzt sei abgeklärt, dass die kleine Hündin höchstens drei Mal in der Woche arbeiten darf.
Auf die Idee ihren eigenen Hund einzusetzen, ist Buttler durch die Anregung einer Bekannten gekommen. Diese hatte die Polizeihunde inklusive Plüschhund „Socke“ in der Polizeizeitung „Ruhr 110“ – die dieser Zeitung beiliegt – gesehen und Buttler gefragt, ob nicht Peng ein tolles Gesicht für die Essener Polizei wäre. Daraufhin erarbeitet Buttler ein Konzept, wie sie den Hund bei der Betreuung von Unfallopfer einbinden könnte. Sie hatte ein halbes Jahr Zeit, den Hund auf seinen Einsatz bei der Polizei vorzubereiten. Dafür wurden verschiedene Situationen trainiert, so gab es Besuche in Kitas und Altenheimen. Peng wurde einem Tierarzt vorgestellt. Auch ein Verkehrspsychologe war mit im Boot. Schließlich konnte Peng am 1. Januar 2017 den Dienst bei der Polizei offiziell antreten.
Peng ist der erste Opferschutzhund der Polizei Essen
Mit einem illegalen Tiertransport aus Rumänien
Das Polizeipräsidium ist für die Städte Essen und Mülheim zuständig. Dementsprechend wird Opferschutzhündin Peng in diesen beiden Städten eingesetzt.
Zwei Beamte kümmern sich bei der Essener Polizei um den Bereich Verkehrsopferschutz.
Am Anfang von Pengs Leben sah so gar nichts nach einer Polizeikarriere aus: Denn die kleine Hündin stammt aus dem Tierschutz, ist mit circa fünf Monaten zur Familie von Florence Buttler gekommen. Zuvor wurde sie bei einem illegalen Tiertransport aus Rumänien sichergestellt. Vermutlich sollte sie als Rassehund in Deutschland verkauft werden.
Opferschutz ist eine der vielen Aufgaben der Polizei. „Für uns ist das schon lange ein Thema“, sagt Wolfgang Packmohr, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium Essen: „Wir vermitteln den Opfern beispielsweise Hilfe.“ Oft wollen sich die Menschen, die von einem Unfall mittelbar oder unmittelbar betroffen sind, auch einfach erst einmal „das Leid von der Seele reden“, sagt Packmohr.
Mit Peng hat die Essener Polizei vor rund einem Jahr einen ganz neuen Weg eingeschlagen. Nie zuvor gab es bei der Behörde einen derartigen Opferschutzhund. Das Projekt ist längst über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und könnte bald Nachahmer finden: „Andere Dienststellen haben bereits angefragt“, sagt Buttler.
Der kleine Junge hat übrigens nach der Streicheleinheit eine Aussage gemacht – Peng war die ganze Zeit bei ihm. Sie lag an seinen Füßen, während er mit den Polizisten sprach, sie beruhigte ihn, schaffte Vertrauen. Das ist Pengs einzigartiger Job bei der Polizei.
So haben wir im Februar im Video berichtet: