Vom „Mysterium“ ist wenig zu hören. Aber dass Anton Bruckners Achte Symphonie die „Schöpfung eines Giganten“ sei, wie Hugo Wolf bemerkte, das macht Philippe Herreweghe im Sinfoniekonzert in der Philharmonie deutlich. Die Essener Philharmoniker führen ihre Vorzüge ins Feld: Deutlichkeit, sorgsame Balance, plastisch gestaffelter Klang. Herreweghe, 2015/16 „Artist in Residence“ der Essener Philharmonie, nähert sich Bruckner aus dem Geist des Barock und der Vorklassik: keine raunenden leisen Stellen, keine ekstatischen Klangblöcke, kein süffiger Farbauftrag. Sondern Klarheit und noch einmal Klarheit.

Vom „Mysterium“ ist wenig zu hören. Aber dass Anton Bruckners Achte Symphonie die „Schöpfung eines Giganten“ sei, wie Hugo Wolf bemerkte, das macht Philippe Herreweghe im Sinfoniekonzert in der Philharmonie deutlich. Die Essener Philharmoniker führen ihre Vorzüge ins Feld: Deutlichkeit, sorgsame Balance, plastisch gestaffelter Klang. Herreweghe, 2015/16 „Artist in Residence“ der Essener Philharmonie, nähert sich Bruckner aus dem Geist des Barock und der Vorklassik: keine raunenden leisen Stellen, keine ekstatischen Klangblöcke, kein süffiger Farbauftrag. Sondern Klarheit und noch einmal Klarheit.

Das ist eine spannende, aber nicht ganz befriedigende Sicht auf Bruckner, wenn man die Emphase, die emotionale Hochstimmung, die religiöse Weihe zur Musik des Österreichers zugehörig betrachtet. Aber der Gewinn ist nicht zu verachten. Denn Bruckner offenbart sich auch als Genie des Kontrapunkts, der formalen Differenzierung und eines Slaloms von Modulationen, der seinesgleichen sucht: So kühn und souverän ging nur noch Gustav Mahler ans Werk.

Herreweghe wählt ein drängendes Tempo, braucht fast zehn Minuten weniger als üblich. So fehlt dem Anfang Gelassenheit, dem Blech die sonore Basis, den Streichern die Wärme. Aber der ausklingende Schluss des ersten Satzes ist meisterhaft disponiert. Gabriele Bamberger und Nora Baldini an den Harfen dürfen – in der gespielten zweiten Fassung – schon im zweiten Satz ihren Zauber auswerfen. Die Streicher sind im Adagio schlicht wunderbar schlank und erfüllt im Ton, die Wagner-Tuben drängeln im Finale nicht. Strukturen bleiben transparent – Entzücken für Ohr und Geist.