Essen. . Händler auf dem Essener Weihnachtsmarkt beklagen Besucherrückgang. Magische Fünf-Millionen-Marke werde dieses Mal nicht erreicht, so der EMG-Chef.
Ein eisiger und schneidender Südwestwind fegt an diesem Donnerstagabend über den Kennedeyplatz. Nach den nasskalten, fiesen Regen- und Schneematschtagen ist es jetzt immerhin trocken. Trotzdem will der Weihnachtsmarkt auch heute nicht brummen. „Normalerweise schieben sich die Leute über den Weihnachtsmarkt, doch dieses Jahr haben sie jede Menge Platz“, sagt Sigrid Sonnenberg, die – sehr weihnachtlich – Licht, Kerzen und Lichthäuser anbietet. Eine Woche vor Heiligabend ist ihre Bilanz des Budenzaubers 2017 alles andere als zauberhaft.
„Dies ist das schlechteste von 14 Jahren, in denen ich hierher komme.“ Der Verkauf laufe zäh und schleppend, was sich auch bei den Einnahmen bemerkbar mache. „Mein Umsatz liegt ein Drittel unter den Vorjahren.“
„Dieses Jahr ist übel“, sagt ein Händler
Markus Sorn bietet auf dem Willy-Brandt-Platz Nützliches und Wärmendes aus Fell an: Hausschuhe, Handschuhe, Mützen. „Dieses Jahr ist übel“, sagt der 45-Jährige, der schon seit 20 Jahren nach Essen kommt. Selbst die sonst so umsatzstarken Samstage seien dieses Mal schlecht gelaufen. Mehrere Faktoren kämen zusammen. „Die einen schreckt das nasskalte Wetter ab, die anderen kaufen ihre Geschenke im Internet.“
Bipo Delic („Orientalisches Kunsthandwerk“) bleibt höflich und nennt seine Bilanz „besch . . .eiden“. Es mangele dieses Jahr an kaufkräftigen Besuchern. „Viele schauen nur und gehen dann weiter.“ Aus Gesprächen mit anderen Händlern auf dem Kennedyplatz weiß der 58-Jährige: „Die anderen befürchten, nicht einmal die Ausgaben für die Standmiete reinzubekommen.“
Magische Marke von fünf Millionen Besucher werde dieses Jahr nicht erreicht
Typisch für den beliebten Stand mit der Peruanischen Kartoffel sind langen Schlangen. Doch davon ist heute nichts zu sehen. Verkäuferin Teresa Freckmann schiebt es auf das miese Wetter: „Heute ist es zu stürmisch, und in den Tagen davor war’s leider nasskalt.“ Sigrid Sonnenberg drückt es poetisch aus: „Das Wetter war dieses Jahr nicht unser Freund.“
Die Öffnungszeiten des Weihnachtsmarktes
Der Internationale Weihnachtsmarkt hat noch bis zum 23. Dezember geöffnet. Die Öffnungszeiten: Täglich 11 bis 21 Uhr; Freitag und Samstag bis 22 Uhr. Mehr Infos im Internet: www.essen-weihnachten.de
Am verkaufsoffenen Sonntag (17. Dezember) haben die Geschäfte in der City von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Auch Dieter Groppe, Geschäftsführer des Weihnachtsmarkt-Veranstalters Essen Marketing GmbH, will das Jahr 2017 nicht schönreden. Die magische Marke von fünf Millionen Besucher werde dieses Jahr nicht erreicht. Groppe nennt zwei Gründe: eine Woche Schlechtwetter und die Tatsache, dass der Budenzauber nur 30 Tage dauert. „Wenn quasi ein Viertel fehlt, haben wir kaum die Möglichkeit, das wieder aufzuholen.“
„Unbefangenheit und Unschuld des Weihnachtsmarktes sind weg“
Und die Terrorangst? Darüber gehen die Meinungen auseinander. Markus Sorn sieht darin sehr wohl einen Grund, dass so viele Menschen zuhause bleiben. Auch Sigrid Sonnenberg hat bei Gesprächen im Bekanntenkreis ein diffuses Unbehagen vernommen. „Die Unbefangenheit und die Unschuld des Weihnachtsmarktes sind weg.“ Bipo Delic, der gebürtige Ungar, schüttelt hingegen den Kopf. „Terrorangst? Nein die habe ich hier nicht gespürt.“ Trotzig sagt er: „Eine Fahrt auf der Autobahn ist um ein Vielfaches gefährlicher, als hier auf dem Weihnachtsmarkt zu stehen.“