Essen. . Rund 16.000 Anrufer meldeten sich 2017 bei der Katholischen Telefonseelsorge. Die 50 ehrenamtlichen Helfer suchen nun Verstärkung.

Es ist eine Statistik, hinter der sich viele Sorgen und viel Leid in Essen verbergen: Rund 16.000 mal klingelte bei der Katholischen Telefonseelsorge in Essen im zu Ende gehenden Jahr 2017 das Telefon. Viel zu tun für die 50 Ehrenamtlichen, die sich in fünf Schichten rund um die Uhr den Dienst am Telefon teilen. „Bis zu 20 Stunden monatlich investieren Ehrenamtliche für den Dienst - das verdient großen Respekt und Dank“, lobte Peter Heun, Leiter der Telefonseelsorge, jetzt beim „Plenum“, der jährlichen Versammlung alle Mitarbeitenden.

Die Gründe, warum jemand die Nummer 0800–1110 222 wählt, sind sehr unterschiedlich: „Meistens geht es um psychische Erkrankungen und um körperliche Beschwerden, um Einsamkeit, um Streit in der Partnerschaft, um Stresspunkte des Lebens“, erläutert Heun. In vier von hundert Gesprächen spielen Suizidgedanken eine Rolle, manchmal konkrete Selbsttötungspläne. Die meisten Gespräche dauern 25 Minuten, selten geht es länger als eine Stunde. Gut für die Anrufenden aus Essen und Umgebung, die hier Trost suchen: Katholiken und Protestanten arbeiten zusammen. So können in unserer Stadt zwei Telefone angewählt werden.

Das Zuhören neu lernen

Die meisten Ehrenamtlichen sind zwischen 35 und 65 Jahre alt. Auf ihren Dienst werden sie in Abendkursen während eines Jahres ausgebildet. Da geht es um Techniken der Gesprächsführung, um Kenntnisse über Krankheitsbilder und Lebenskrisen. Sie lernen das Zuhören neu. „Am Anfang steht das Hören, ihm folgt das Zuhören, und dem Zuhören folgt das Verstehen“ – so hat’s der Psychologe Stanislaus Klemm bei einem Telefonseelsorge-Kongress erklärt: „Intensiver als das Hören ist das Zuhören, und intensiver als das Zuhören ist das Verstehen.“

Im März beginnt ein neuer Ausbildungskurs

Evangelische und Katholische Telefonseelsorge freuen sich über Interessenten, die sich eine kontinuierliche Mitarbeit vorstellen können.

Bei der Katholischen Telefonseelsorge beginnt im März 2018 ein neuer Ausbildungskurs. Mehr Infos und Terminvereinbarung für ein ausführliches Gespräch unter 0201 - 747 4816. Oder per E-Mail an: telefonseelsorge@caritas-e.de.

Und es geht um das Aushalten von existenziellen Problemen, mit denen die Seelsorger am Telefon täglich und nächtlich konfrontiert sein können. „Man muss auch aushalten, dass man nicht alles verstehen, nicht jede Situation verändern kann“, sagt Peter Heun. Es geht nicht um die schnelle Lösung von Problemen, sondern ums Zuhören, um Teilen von Leid, um Anwesenheit und Begleitung in der Einsamkeit.

Die meisten der ehrenamtlichen Telefonseelsorger bleiben über viele Jahre dabei – auch weil sie die intensiven Gespräche als Bereicherung erleben. „Denn Achtsamkeit und Wertschätzung zu entwickeln, das eigene Reaktionsmuster zu verändern und sich im Zuhören zu üben – das ist der Gewinn für sich selber und für andere“, sagt Peter Heun.

Im März 2018 beginnt ein neuer Ausbildungskurs bei der Katholischen Telefonseelsorge, die in Essen unter dem Dach der Caritas arbeitet. Dafür suchen Peter Heun und seine Kollegin Elisabeth Hartmann noch interessierte Ehrenamtliche.