Essen. . Die Ruhrbahn hat am Montag den Linienbus-Verkehr für mehrere Stunden eingestellt. Winterdienst war pausenlos im Einsatz, kam aber nicht nach.

Erneute Schneefälle haben am Montag den Verkehr zum Teil zum Erliegen gebracht. Weil Busse auf glatten Straßen ins Rutschen gerieten und ein Fahrzeug der Linie 196 sogar gegen einen Laterne rutschte, stellte die Ruhrbahn am Mittag den gesamten Linienbusverkehr für mehrere Stunden ein. Zigtausende Fahrgäste mussten sich einen anderen Weg suchen. Viele Schüler wussten nicht, wie sie nach Hause kamen.

Die Autobahn A 52 in Essen musste am Montag gegen 17 Uhr wegen Glatteis Richtung Düsseldorf komplett gesperrt werden. Es kam zu erheblichen Verkehrsbehinderungen im Feierabendverkehr: Nach Angaben der Autobahnpolizei hatte sich auf der A 52 eine ein bis zwei Zentimeter dicke Eisschicht gebildet, ein Lkw stellte sich quer. Die A52 wurde ab Anschluss Haarzopf bis Kettwig gesperrt. Die Räum- und Streufahrzeuge konnten erst um 18.30 Uhr in Haarzopf anrücken, kamen aber auf der Autobahn kaum voran. Gegen 19.30 Uhr rollte der Verkehr wieder langsam an.

Das Verkehrsunternehmen begründete seinen Schritt auch damit, dass die Winterdienste mit dem Räumen nicht nachkamen. Die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) betonten: „Wir sind seit Freitagabend pausenlos im Einsatz“, so Sprecherin Bettina Hellenkamp. „Aber wir können nicht überall gleichzeitig sein.“ Und: Gegen große Schneemengen innerhalb kurzer Zeit kommen auch die 18 Räum- und Streufahrzeuge nur schwer an.

Anwohner berichtet: „Hier ist Chaos auf den Straßen“

Anwohner Günther Bartels aus Essen-Kupferdreh hatte dafür kein Verständnis und berichtete am späten Mittag: „Hier ist Chaos auf den Straßen. Sogar der Bus der Linie 180 hat sich quer gestellt. Aber seit zehn Uhr sind die Hauptstraßen bei uns nicht geräumt worden.“

Die Entsorgungsbetriebe sagen, dass einige ihrer Fahrzeuge vom Schnee-Chaos selbst betroffen sind. „Auch wir kommen nicht durch, weil die Straßen verstopft sind und weil Autos quer stehen. Und für uns wird keine Gasse gebildet wie für die Feuerwehrwagen“, so Hellenkamp.

450 Tonnen Salz und 150.000 Liter Sole versprüht

Allein bis Montag hätten die 140 Mitarbeiter des Winterdienstes 8000 Kilometer Streustrecke bewältigt, 450 Tonnen Salz und 150.000 Liter Sole versprüht, Haupt- und Nebenstraßen sechs Mal abgefahren. Und am Montag, acht Uhr früh, seien wieder alle 18 Räum- und Streufahrzeuge losgeschickt worden. Doch der Schnee setzte sich schnell auf den Straßen fest.

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Mehrere Ruhrbahn-Fahrer meldeten, dass ihre Busse stecken geblieben sind. Schließlich drückte der Betriebsleiter nach Absprache mit der Leitstelle auf die Notbremse. Per Funk erging die Order an die Fahrer der 37 Essener Buslinien, nur noch bis zur nächsten Haltestelle zu fahren und die Fahrgäste aussteigen zu lassen. Nichts ging mehr.

„Wir mussten das tun. Die Sicherheit war gefährdet“, verteidigte Ruhrbahn-Sprecherin Simone Klose die Entscheidung, wohl wissend, dass es Kritik hageln wird – über die sozialen Medien und über die Ruhrbahn-Beschwerdestelle.

An den weiterführenden Schulen steckten tausende Schüler fest

Besonders arg traf es die Schüler, weil bereits vor Unterrichtsende kein Bus mehr fuhr. An den weiterführenden Schulen steckten tausende Schüler fest. Die Stadt riet den Schulen, den Unterricht so lange wie möglich weiter laufen zu lassen, um so die Zeit des Schneefalls zu überbrücken. Diesem Ratschlag folgten die meisten Schulen.

Schneetreiben: Essener Müllabfuhr stoppt die Leerung

Wegen der verschneiten Straßen ist am Montag auch die Müllabfuhr eingestellt worden. „Die Sicherheit der Kunden, Passanten und unserer Mitarbeiter gehen an der Stelle auf jeden Fall vor“, teilte Bettina Hellenkamp, Sprecherin der Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) mit. Die Teams hätten nur die Hälfte der Tagestour geschafft, so die erste Bilanz. Viele Mülltonnen wurden nicht geleert.

Die EBE kündigte an, dies in den nächsten Tagen nachzuholen. Hellenkamp: „Wenn nötig legen wir am Samstag eine Extraschicht ein.“ Die Entsorgungsbetriebe bitten die betroffenen Anwohner, die blauen und braunen Tonnen und den Sperrmüll am Straßenrand stehen zu lassen, damit sie im Nachhinein geleert beziehungsweise abtransportiert werden können. (M.M.)

Eine von wenigen Ausnahmen war die Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck, die ihren Schülern nach der vierten Stunde frei gab. Grundsätzlich gestaltete sich der Nachhauseweg für die Schüler schwierig, Eltern waren ratlos, Handys und Sekretariatstelefone liefen heiß. Erschwerend kam hinzu, das wegen Server-Problemen bei der Ruhrbahn Fahrgäste sich nicht im Internet informieren konnten.

Polizei zählte bis 17 Uhr 70 Unfälle in Essen

Ab 16.45 Uhr wurde der Busbetrieb schrittweise wieder aufgenommen. Am Nachmittag entspannte sich die Lage auch bei der Polizei, wie deren Sprecherin Judith Herold sagte: „Seit 15 Uhr wird’s ruhiger.“ Bis dahin zählte die Polizei 70 Unfälle in Essen. Bei zwei Crashs wurden die Insassen leicht verletzt, sonst blieb’s bei Blechschäden. Vor allem fehlende Winterreifen waren der Grund für Zwischenfälle.

„Wir haben reichlich Gefahrenstellen im gesamten Stadtgebiet“, so Herold. Meist verursacht durch Lastwagen, die nicht mehr von der Stelle kamen, weil sie sich am Berg oder auf Autobahnzufahrten der A40 und A52 querstellten oder die Schneedecke in einem Tunnel zu hoch für eine Durchfahrt war.

Allein die Feuerwehr schien der Schnee nicht kalt erwischt zu haben. Deren Sprecher Mike Filzen meldete „keine besonderen Vorkommnisse.“