Essen. . Krimitag-Lesung: Ruhrgebietsautoren gaben sich im Polizeipräsidium Essen ein Stell-dich-ein. Über 1000 Euro kamen für den guten Zweck zusammen.

Leise rieselt der Schnee aufs altehrwürdige Präsidium, als sich drinnen im Warmen am Freitagabend kriminelle Elemente ein Stell-dich-ein geben. Was ja eigentlich nicht ungewöhnlich sein sollte für eine Polizeibehörde. Doch in diesem Fall sind die Täter friedfertiger Natur: Kriminalschriftsteller aus dem Ruhrgebiet hatten zur Krimitag-Benefizlesung „Killer, Kerzen, Currywurst“ eingeladen.

Polizeipräsident Frank Richter begrüßt die acht Vertreter der Autorenvereinigung „Syndikat“ und die mehr als 100 Zuhörer denn auch launig im Besprechungsraum unter dem Dach: „Wir haben extra Getränke und eine rote Couch organisiert, damit es gemütlich wird.“

Advent in der Pommesbude – eine Geschichte von Christiane Dieckerhoff.
Advent in der Pommesbude – eine Geschichte von Christiane Dieckerhoff. © Socrates Tassos

Die Axt in der Brust

Gemütlich mit Tannengrün und Kerzenschein – ganz wie in den Adventsgeschichten, die nun vorgetragen werden. Nur, dass darin die Menschen weniger freundlich miteinander umgehen, ja es durchaus Tote zu beklagen gibt. Da landet schon mal die Axt in der Brust und der Rohrreiniger in der Speiseröhre. Die Pommesbude wird zum Ort tragischer Missverständnisse und der Weihnachtsmann nimmt Geschenke mit, anstatt sie abzuliefern. Christiane Dieckerhoff und Thomas Schweres schildern in ihren Kurzkrimis „Ein Licht verbrennt“ und „Homestory“, wie überraschend turbulent, garstig und doch wunderlich die Adventszeit sein kann.

In der „Homestory“ von Thomas Schweres kommt dem Weihnachtsmann eine besondere Bedeutung zu.
In der „Homestory“ von Thomas Schweres kommt dem Weihnachtsmann eine besondere Bedeutung zu. © Socrates Tassos

Um Wunder geht es auch in Mischa Bachs Geschichte „Umwege zum Ruhm“, bei der die Autoren mit verteilten Rollen das kriminelle Geschehen plastisch werden lassen. Tatort: die Essener Innenstadt und im speziellen das Grillo-Theater. Dort wird ein Weihnachtsmärchen gegeben. Aber nicht alle Zuschauer sind bei der Sache, einige haben gar erpresserische Absichten. Mischa Bach, Christiane Dieckerhoff, Arnd Federspiel, H.P. Karr, Gesine Schulz, Ursula Sternberg und Peter Märkert in der Rolle des Polizeihauptkommissars Krämer erzählen diese kuriose Krimistory mit viel Humor.

Spenden gehen an Frauenhäuser

Durchaus ernster Natur ist an diesem Abend die Sammlung für den karitativen Zweck – die Frauenhäuser in Essen und Mülheim. Da die finanzielle Förderung des Landes NRW und der Städte nicht die Kosten decken, sind die Einrichtungen, die jährlich über 100 Frauen und Kinder als Opfer von Gewalt betreuen, auf Spenden angewiesen. Über 1000 Euro kommen dank Bücher- und Getränkeverkauf beim Krimitag zusammen.

Moderatorin Almuth Heuner (links) und Autor H.P. Karr, der über Glausers Lebensweg berichtete. Die Autoren lasen aus der Anthologie „Killer, Kerzen, Curyywurst“ vor, die Almuth Heuner herausgegeben hat.
Moderatorin Almuth Heuner (links) und Autor H.P. Karr, der über Glausers Lebensweg berichtete. Die Autoren lasen aus der Anthologie „Killer, Kerzen, Curyywurst“ vor, die Almuth Heuner herausgegeben hat. © Socrates Tassos

>> Zu Ehren von Friedrich Glauser

Alljährlich am 8. Dezember erinnern die im „Syndikat“ organisierten deutschsprachigen Krimiautoren an ihren Schweizer Urahn Friedrich Glauser (1896-1938). Als Dada-Künstler, Journalist, Fremdlegionär und Drogenabhängiger war Glauser ein Grenzgänger - angesehen und ausgestoßen zugleich. Deshalb treten die Krimiautoren jedes Jahr an seinem Todestag unentgeltlich auf und spenden die Erlöse der Veranstaltungen jeweils einer karitativen Organisation vor Ort.

Erstmals gab es am Essener Krimitag eine Verlosung unter den Besuchern, deren Einnahmen ebenfalls gespendet wurden. Zu gewinnen waren eine „Wohnzimmerlesung“ mit Arnd Federspiel, Eintrittskarten für die nächste Lesung des „Überfallkommandos“ (Federspiel, Bach, Karr) im Januar im Café Libre und eine Führung durchs Polizeipräsidium.