Essen. Die Hintergründe des Angriffs auf eine Teestube in Essen sind noch nicht klar. Die Polizei befürchtet eine Konfrontation zwischen zwei Banden.

Samstagnacht, 1 Uhr. Während in der verschneiten Essener Innenstadt das Nachtleben voll in Fahrt ist, fahren Spezialeinsatzkräfte der Polizei gleichzeitig an drei Adressen vor: An der Burggrafenstraße, I. Weberstraße und der Turmstraße. Nach Tagen und Nächten der Dauerpräsenz vor der Teestube an der Burggrafenstraße, die am Dienstagabend Tatort eines Überfalls war, gehen zahlreiche Beamte nun in einer konzertierten Aktion vor. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass "Organisierte Kriminalität" Hintergrund der Vorfälle der vergangenen Tage ist, weshalb die Akten zu dem Überfall auch unter Verschluss sind. Weitere Konfrontationen gelten als wahrscheinlich.

Die Polizei durchsuchte auch die Teestube, die am Dienstagabend überfallen wurde.
Die Polizei durchsuchte auch die Teestube, die am Dienstagabend überfallen wurde.

Ob die nächtliche Razzia neue Erkenntnisse bringt, bleibt abzuwarten. Die vorläufige Bilanz: Drei Lokale und die darin befindlichen Gäste wurden kontrolliert. Dabei wurde ein Messer sichergestellt, so die Polizei. Das Ordnungsamt hat außerdem aus Sicherheits- und Hygienegründe ein Lokal geschlossen. Polizeipräsident Frank Richter erklärt: "Gemeinsam mit der Stadtverwaltung werden wir nicht nachlassen im Kampf gegen Straftäter. Wer gegen Gesetze verstößt, gegen den werden wir mit allen möglichen rechtlichen Mitteln konsequent vorgehen."

Droht eine Auseinandersetzung unter Banden in Essen

Nach Informationen dieser Redaktion ging dem Angriff auf die Teestube eine Erpressung voraus. Drei Männer sollen die Hälfte der Einnahmen eines Konzertes gefordert haben, das in den kommenden Wochen in der Teestube stattfinden soll. Als der Betreiber des Lokals, Mohammed M., sich geweigert und die Männer weggeschickt haben soll, sollen diese wiederum mit mehr als 20 weiteren Männern zurückgekommen und das Lokal angegriffen haben.

166145452.jpg
© Christof Köpsel

Die Polizei erklärte, dass die Täter vermutlich mit Schlaggegenständen das Interieur demolierten. Mehrere Scheiben und Teile des Inventars wurden zerstört. Auch Schüsse aus einer Gaspistole wurden abgegeben. Die Angreifer sollen die Waffe auf Mohammed M. gerichtet haben. So schnell wie der Schläger-Trupp angerückt war, so schnell war er laut Zeugen auch wieder verschwunden. Sieben mutmaßliche Randalierer wurden zwar wenig später von der Polizei in Duisburg gestellt. Bei deren Festnahme fanden die Beamten auch diverse Stich- und Schlagwaffen. Nach ihrer Befragung konnten die Männer das Polizeipräsidium aber wieder verlassen. Bisher unbestätigten Gerüchten zufolge sollen die Angreifer dem einschlägig bekannten kurdisch-libanesischen El-Zein-Clan angehören.

Auch interessant

Die Befürchtung der Polizei, dass der Angriff von Dienstagabend möglicherweise nicht ungesühnt bleiben wird, hängt aber nicht nur mit diesen Gerüchten zusammen. Grund dafür ist, dass Mohammed M. nicht nur Teestuben-Betreiber, sondern zugleich auch Anführer der irakischen Rocker-Gruppe „Al-Salam 313“ ist. Bisher ist diese Gang, die nach eigenen Angaben in sechs europäischen Ländern insgesamt 700 bis 800 Mitglieder haben soll, zwar kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Kenner der Szene sagen der Gruppe aber sehr gute Beziehungen zu kriminellen Organisationen in der irakischen Hauptstadt Bagdad nach. Wie viele andere rockerähnliche Gangs sollen auch die Mitglieder von Al Salam 313 in illegale Geschäfte verwickelt sein.